Der Sarg: Psychothriller
die Hand an der Seite der Jeans ab und streckte sie ihr entgegen. »Dann vielleicht bis bald mal, Britta.«
Dieses Mal gab sie ihm die Hand. »Mal sehen.«
»Hm … Schätze, nach deiner Telefonnummer brauche ich nicht zu fragen?«
»Vergiss es.«
»Hey, wie wäre es, wenn wir uns heute Abend wieder genau hier an der gleichen Stelle treffen? Auf ein, zwei Kölsch? Ich muss doch noch rausfinden, wo wir uns schon mal begegnet sind. Unbedingt. Komm, sag ja, okay?«
Sie sagte nichts, sondern wandte sich ab. Kurz bevor sie den Ausgang erreicht hatte, rief Dagger ihr hinterher: »Ich bin heute Abend hier und warte!«
Britta verließ die Kneipe, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
36
Menkhoff war seit einer knappen Stunde wieder im Büro, als er einen Anruf von dem Schriftgutachter erhielt, der die Handschriften auf Eva Rossbachs Zeitung vorliegen hatte.
»Guten Tag, Herr Menkhoff, Grundhöfer hier«, meldete er sich. Seine Stimme klang wie immer heiser, was wohl von den vierzig filterlosen Zigaretten herrührte, die der Diplompsychologe am Tag qualmte. »Es geht um diese Nachricht auf der Zeitung. Ich konnte natürlich auf die Schnelle noch keine detaillierten Untersuchungen vornehmen, aber aufgrund der Prüfung und Gegenüberstellung hinsichtlich der typischen graphischen Grundkomponenten wie Strichbeschaffenheit, Bewegungsführung, Druckgebung et cetera, et cetera, kann ich mit ziemlich hoher Sicherheit ausschließen, dass die Handschriften von ein und derselben Person stammen. Was ich damit sagen möchte, ist: Die Originalnachricht wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht von der Person geschrieben, die anschließend die Schriftproben auf dem anderen Teil der Tageszeitung abgegeben hat.«
»Okay, danke. Das habe ich mir fast gedacht.«
»Gern geschehen. Aus graphologischer Sicht ist die Originalnachricht übrigens äußerst interessant, allein schon hinsichtlich des Formniveaus. Sie zeigt einen extrem unruhigen Ablauf bis hin zur Formauflösung, was auf eine unfertige Persönlichkeit hindeutet. Selbstverständlich folgt noch ein detaillierter schriftlicher Bericht, in dem dann auch weiterführende Tests wie spektralselektive Untersuchungen et cetera, et cetera aufgeführt sein werden, die ich, wie ich schon sagte, in der Kürze der Zeit bisher noch nicht anwenden konnte. Allerdings denke ich, in diesem speziellen Fall wird das Hauptaugenmerk auch weniger auf den Untersuchungen hinsichtlich Vorzeichnungsspuren wie zum Beispiel bei indirekten Pausfälschungen liegen, weshalb mein vorläufiges Gutachten quasi auch das endgültige sein wird.«
Menkhoff bedankte sich erneut und legte schnell auf, bevor Grundhöfer zu einem neuen Wortschwall ansetzen konnte. Er war in Sachen forensischer Schriftgutachten ein anerkannter Fachmann, aber er redete einfach zu viel. Und drückte sich meistens so aus, dass man nur die Hälfte verstand. Menkhoff hatte kaum den Hörer aufgelegt, als das Telefon erneut läutete. Es war einer der beiden Beamten, die sich vor Eva Rossbachs Haus postiert hatten.
»Wir haben gerade bei Frau Rossbach geklingelt, um ihr zu sagen, dass wir da sind«, erklärte er. »Es öffnet niemand. Was sollen wir tun?«
»Seltsam. Schaut euch mal die Fenster an, und geht ums Haus herum, vielleicht könnt ihr durch das Glaselement von der Terrasse aus was sehen. Und checkt mal die Garage. Meldet euch wieder, wenn ihr nachgesehen habt.« Menkhoff legte auf und starrte eine Weile vor sich hin. Es widerstrebte ihm zu glauben, dass Eva Rossbach das Haus verlassen hatte, obwohl er sie ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, wie gefährlich das für sie werden konnte.
Er hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass sie etwas mit der Sache zu tun hatte, da sie schlicht nicht in der Lage war, diese Frauen zu begraben und qualvoll ersticken zu lassen. Der Schriftexperte hatte ihm nun zudem bestätigt, dass sie auch nichts mit der Nachricht auf der Zeitung und damit höchstwahrscheinlich auch nichts mit der auf ihrem Spiegel zu tun hatte. Damit zählte Eva Rossbach nicht länger zum Kreis der Verdächtigen. Die Tatsache, dass sie nun nicht zu Hause sein sollte, ließ ihn unruhig werden. Er hoffte nur, dass der Täter nicht vor den Kollegen wieder bei ihr gewesen war. Wiebke Pfeiffer fiel ihm ein, und dass sie vielleicht wissen konnte, wo ihre Freundin sich aufhielt. Sie war ja gerade gekommen, als er zusammen mit Jutta Eva Rossbachs Haus verlassen hatte.
Er brauchte eine Minute, um über das
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