Der Sarg: Psychothriller
’nem Messer umgehen kann. Und außerdem bin ich ein richtig netter Kerl. Komm mit mir was trinken, dann wirst du schon sehen. Mir wird bestimmt gleich einfallen, woher ich dich kenne.«
Er grinste immer noch breit, und Britta dachte darüber nach, dass es eigentlich egal war, wenn sie mit dem Kerl irgendwo was trank. Sie hatte eh nichts vor, und es konnte nicht schaden, wenn sie mal für ein paar Minuten nicht über die ganze Sache nachdachte. Außerdem war sie gespannt darauf, woher der Kerl sie angeblich kennen wollte. Sie sah sich noch einmal nach allen Seiten um, es schien ihr wirklich niemand zu folgen. »Na gut, Dagger«, sagte sie unfreundlich. Der brauchte sich gar nicht erst was einzubilden. »Aber wehe, du bist ein Arsch.«
Sie fanden einen Platz in einer Kneipe ganz in der Nähe, unweit des Domforums, wo die meisten Tische mit Paaren oder Familien besetzt waren, die zu Mittag aßen. Der Wirt, ein kleiner, untersetzter Mittfünfziger, musterte sie erst abschätzend, als sie im Eingangsbereich stehen blieben und sich nach einem freien Platz umsahen, winkte ihnen dann aber zu und zeigte auf einen freien Tisch in unmittelbarere Nähe des Tresens. »Kölsch?«, rief er, als sie sich setzten. Britta nickte, und Dagger gab dem Wirt ein Zeichen. Dann legte er wieder sein breites Grinsen auf. »Ist ja auch echt viel zu spät für Kaffee.«
»Dass du gleich Bescheid weißt, ich lass mich nicht anbaggern, klar?«, sagte Britta, als er sich ihr zuwandte, woraufhin Dagger die Hände hob. »Keine Angst, ich bagger dich nicht an.«
»Ach, und warum nicht? Bin ich dir vielleicht nicht gut genug, oder was?«
Dagger sah sie eine Weile an und schüttelte dann lachend den Kopf. »Du bist mir ja vielleicht mal ’ne Nummer. Woher zum Teufel kenn ich dich nur? Also, mein richtiger Name ist Frank Schmidt.« Er streckte ihr seine riesige Hand über den Tisch hinweg entgegen. »Nun sag schon, wie heißt du?«
»Britta«, antwortete sie knapp und ignorierte das Angebot eines Handschlags. »Ah, keine Manuela. Du redest wie eine Kölnerin. Verrat mir mal, wo du wohnst, vielleicht weiß ich dann, wieso du mir bekannt vorkommst.«
»Das geht dich nichts an«, sagte sie, während der Wirt sich hinter dem Tresen hervorschob und die Kölschgläser vor ihnen abstellte. »Nachher lungerst du noch vor meinem Fenster rum. Vergiss es.«
»Hey, ich lungere nicht vor Fenstern rum, aus dem Alter bin ich raus.«
Britta griff entnervt nach ihrem Glas und trank es in einem Zug leer. Dagger-Frank tat es ihr gleich und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Was tust du so, Britta aus dem Niemandsland?«
Musste dieser Kerl eine Frage nach der anderen stellen? »Was bist du denn für einer? Willst meine Lebensgeschichte wissen, oder was?«
Das Grinsen in Daggers Gesicht verschwand zum ersten Mal, aber nur für einen Moment, dann war es wieder da. »Hey, ich hab dich eben da draußen gesehen, und mir war klar, dass ich dich kenne. Ich weiß echt nicht mehr, woher, aber ich dachte, dass du nett bist. Anders als die meisten aufgedonnerten Tanten, die hier auf ihren Stöckelschuhen rumtickeln. Na ja, und jetzt möchte ich ein bisschen mit dir quatschen um rauszufinden, ob das stimmt mit dem nett. Und warum du mir so bekannt vorkommst. Das ist alles.«
»Nett ist die kleine Schwester vom Arschloch. Ich bin nicht nett. Und ich will auch nicht nett sein, klar?«
»Glasklar«, bestätigte Dagger und nickte dem Wirt zu, der mit zwei frisch gezapften Kölsch neben ihrem Tisch auftauchte. Er wartete, bis der Mann sich wieder abwandte, dann legte er die Unterarme auf den Tisch und sah Britta in die Augen. »Was is’n mit dir los, nicht-nette Britta? Wer hat dich so stinksauer gemacht? Ich doch nicht, oder?«
»Bist du ’n Rocker?«, fragte sie, ohne auch nur daran zu denken, auf seine Frage einzugehen.
Dagger lachte. »Ich bin in ’nem Motorradclub, falls du das meinst.«
»Aha. Und du bist verheiratet und baggerst fremde Frauen an.« Britta deutete mit dem Kinn zu seiner Hand, an deren Ringfinger ein schmaler, goldener Ehering glänzte. Wie kurz zuvor verschwand das Lächeln für einen Moment aus Daggers Gesicht, um Sekunden später wieder zurückzukehren, dieses Mal vielleicht etwas verhaltener. »Ich war super glücklich verheiratet und ich habe nie fremde Frauen angebaggert.« Sogar Britta fiel auf, dass seine Stimme einen anderen Klang bekommen hatte, sie war weicher geworden. »Conny ist vor fünf Jahren gestorben,
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