Der Sarg: Psychothriller
ich werde mich gleich hinlegen.«
»Gut. Wie wir hörten, ist ihre Haushälterin zurzeit bei ihrer Schwester in Trier. Können Sie uns sagen, wie wir sie dort erreichen?«
»Nein, tut mir leid, das weiß ich nicht. Aber Hubert Wiebking hat bestimmt die Telefonnummer. Hubert ist in solchen Dingen sehr gewissenhaft.«
»Danke.« Menkhoff stand auf. »Sie sollten sich wirklich hinlegen, Frau Rossbach. Meine beiden Kollegen werden draußen vor Ihrer Einfahrt aufpassen, dass niemand Sie belästigt. Sollten Sie doch noch irgendwohin wollen, stimmen Sie sich bitte mit ihnen ab, in Ordnung?«
Sie nickte zaghaft und erhob sich ebenfalls. »Ja, ist gut.«
Auf dem Weg zurück zum Präsidium besorgte Menkhoff sich bei Hubert Wiebking Adresse und Telefonnummer, unter der die Haushälterin in Trier zu erreichen war. Von Wiebking erfuhr er auch, dass Hildegard mit Nachnamen Gerling hieß und nie verheiratet gewesen war. Gleich danach rief er in Trier an. Nachdem er ihrer Schwester erklärt hatte, wer er war, hatte er die Frau kurze Zeit später am Telefon.
»Guten Tag, Menkhoff, Kripo Köln. Bitte nicht erschrecken, ich habe nur ein paar Fragen zu Ihrer Tätigkeit bei Eva Rossbach.
Haben Sie schon aus der Zeitung oder den Nachrichten erfahren, was passiert ist?«
»Um Gottes willen, ist etwas mit Eva? Was ist geschehen«
»Nein, nicht mit Eva, sondern mit ihrer Schwester Inge. Sie ist ermordet worden.«
Stille, mehrere Sekunden lang, die Menkhoff der Frau auch gab, um diese Nachricht zu verdauen.
»Inge … ermordet? O mein Gott. Aber wie ist das passiert? Ich … das ist ja schrecklich!«
»Sie wurde am Dienstagmorgen gefunden.«
»Weiß man, wer es war? Und Eva geht es gut?«
»Nein, wir wissen noch nicht, wer das getan hat. Und Frau Rossbach geht es den Umständen entsprechend. Sie ist sehr verwirrt, die Situation macht ihr zu schaffen.«
»Die armen Mädchen …«, sagte sie so leise, dass Menkhoff es fast nicht verstanden hätte.
»Was sagten Sie?«
»Ach, entschuldigen Sie, nichts.«
»Nein, bitte, sagten Sie gerade
die armen Mädchen
?«
»Ja, das ist mir so rausgerutscht.«
»Was soll das heißen? Welche Mädchen meinen Sie?«
Wieder verstrich eine Weile, bis sie sagte: »Ich meinte Eva und Inge. Ganz besonders Eva. Diese unglückselige Familie …«
»Was ist mit dieser Familie?«
»Nichts, das … Sie sagten, Sie haben Fragen an mich.«
Menkhoff traf eine spontane Entscheidung. »Ja, ich bin mit meiner Kollegin auf dem Weg nach Trier. Wir sind in etwa zweieinhalb Stunden dort. Dann können wir uns unterhalten.«
»Sie kommen nach Trier? Meinetwegen?«
»Ja, wir müssen wirklich dringend mit Ihnen sprechen.«
»Gut, ich warte dann hier auf Sie.«
Als Menkhoff das Telefon sinken ließ, sah Reithöfer ihn an. »Wir fahren nach Trier? Was ist los?«
Menkhoffs Gedanken überschlugen sich. Im Grunde hatte die Haushälterin das angedeutet, was er auch die ganze Zeit über schon gedacht hatte: Dass mit dieser Familie Rossbach etwas ganz und gar nicht stimmte.
»Die gute Hildegard hat gerade ein paar Andeutungen gemacht … kann sein, dass sie uns einige entscheidende Dinge über die Rossbachs erzählen kann.«
»Gut, dann also nach Trier.«
Menkhoff gab die Adresse in das Navigationssystem ein, dann rief er auf dem Präsidium an und informierte die Kollegen.
38
Er lag auf dem Rücken und starrte gegen die Decke. Seine Gedanken waren nur schwer zu kontrollieren, immer wieder drifteten sie ab in Szenarien, die mit einem roten Schleier aus Hass und Gewalt überzogen waren. Es wurde Zeit, das spürte er. Sie war fast verrückt vor Angst und würde leicht zu überwältigen sein. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Die andere wurde auch fast verrückt, aber vor Wut. Sie wusste, was kommen würde, und war gezwungen, hilflos zuzusehen. Sie konnte der kleinen dummen Gans noch nicht einmal sagen, was auf sie zukommen würde, denn damit würde sie ihm in die Karten spielen.
Ja, es war so weit. Es gab nur noch letzte Vorbereitungen zu treffen, dann endlich konnte er die Maske ablegen und sich zu erkennen geben. Ab diesem Moment würde das Versteckspiel ein Ende haben, dann würde er endlich er selbst sein können.
Verzerrte Bilder tauchten vor ihm auf. Grausame Szenen.
Er als Kind.
Diese verdammte Stümperin damals.
Wie weit war sie von seinen Fähigkeiten entfernt gewesen. Und das würde er allen beweisen. Er schüttelte die Gedanken ab, er musste sich konzentrieren. Einmal noch würde
Weitere Kostenlose Bücher