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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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er einen Streifzug unternehmen, mit einem letzten, feigen, kleinen Miststück würde er sein Werk vollenden.
    Er stand auf, ging zum Schrank und nahm ein in Leder eingebundenes Buch heraus. Damit setzte er sich wieder aufs Bett, schlug das Buch auf und zog den integrierten Stift aus der Halterung.
    Dann schrieb er die letzten Sätze.

39
    Hildegard Gerlings Schwester wohnte Am Kastell, einer gemütlich anmutenden Sackgasse unweit der Kaiserthermen in Trier. Menkhoff schätzte die Frau, die auf sein Klingeln hin geöffnet hatte, auf Ende fünfzig. In ihrem Blick lag eine Mischung aus Unsicherheit und Skepsis, die Menkhoff schon hundertfach gesehen hatte, wenn ihm eine Tür geöffnet wurde. Er stellte sich und seine Kollegin kurz vor, und Margot Bellmann bat sie freundlich herein und ging ihnen durch einen schmalen Flur voraus ins Wohnzimmer, das in einen geräumigen Wintergarten überging. Dort am Tisch saß Eva Rossbachs Haushälterin, vor ihr auf der pastellgelben Tischdecke stand eine Tasse, daneben lagen eine zusammengefaltete Zeitung und eine Brille. Menkhoff konnte Frauen in diesem Alter schwer schätzen, aber sie musste wohl um die sechzig sein. Die kurzen, rotbraun gefärbten Haare rahmten ihr rundliches Gesicht mit den geröteten Wangen ein. Sie war etwas korpulent, und doch sah man ihr an, dass sie sich viel bewegte und körperliche Arbeit gewohnt war. Menkhoff und Reithöfer begrüßten sie und setzten sich auf die Korbstühle, nachdem Margot Bellmann sie gebeten hatte, Platz zu nehmen. »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffe anbieten? Die wird Ihnen sicher guttun nach der Fahrt.«
    Menkhoff nahm das Angebot gerne an, und auch Reithöfer neben ihm nickte der Frau dankbar lächelnd zu. Als sie den Raum verließ, fragte Menkhoff: »Gibt es auch einen Herrn Bellmann?«
    Hildegard Gerling schüttelte den Kopf. »Nicht mehr, er ist letztes Jahr gestorben. Herzinfarkt. Können Sie mir sagen, wie Inge gestorben ist? Ich meine, wie hat man sie …«
    Menkhoff sah zu Reithöfer, die seinen Blick verstand und die Erklärung übernahm. Dabei ging sie nicht zu sehr ins Detail, verschwieg aber auch keine wichtigen Einzelheiten. Als sie fertig war, tupfte sich Hildegard Gerling mit einem spitzenbesetzten Taschentuch die Tränen aus den Augen. »Mein Gott, wer ist nur zu so etwas Grausamem fähig?«
    »Frau Gerling, Sie haben doch einen Schlüssel zu Eva Rossbachs Wohnung, nicht wahr?«
    Die Frau sah Menkhoff verständnislos an. »Ja, natürlich, aber was hat das denn jetzt damit …«
    »Wo bewahren Sie diesen Schlüssel normalerweise auf?«
    »Na, an meinem Schlüsselbund, und der ist immer in meiner Handtasche.«
    »Wie ist das an den Tagen, an denen Sie bei der Familie Wiebking sind, wo haben Sie da Ihre Handtasche mit dem Schlüsselbund?«
    Man sah ihr an, dass sie immer weniger verstand, was die Fragen sollten. »Ich stelle sie auf ein Schränkchen neben der Garderobe.«
    »Es könnte also jeder an Ihre Tasche, der sich im Haus der Wiebkings aufhält, richtig?«
    »Ja, so gesehen schon, aber …«
    »Eine andere Frage: Wer hat sich in den letzten Wochen dort aufgehalten, während Sie da waren? Bitte denken Sie genau nach, ich möchte auch die Namen der Gäste wissen, von jedem, der theoretisch an Ihre Tasche hätte herankommen können.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie wollen, ich … also gut, warten Sie …« Sie starrte an Menkhoff vorbei, bewegte ab und an die Lippen, nickte dazu, wie um sich selbst dafür zu loben, dass ihr ein weiterer Name eingefallen war. Schließlich blickte sie Menkhoff wieder an. »Also, da wäre das Ehepaar Wiebking natürlich, und Jörg. Zweimal in den letzten Wochen war vormittags eine Freundin von Frau Wiebking da, deren Name ich nicht kenne, und einmal die Nachbarin, Frau Fellner. An andere kann ich mich nicht erinnern.«
    »Hm … war Jörg Wiebking öfter da?«
    »Ja, natürlich, er ist fast jeden Tag da. Der Herr Ingenieur lässt sich seine Wäsche noch von seiner Mutter waschen, wissen Sie, und zum Essen kommt er auch öfter vorbei, vor allem am Wochenende.«
    »Haben Sie den Schlüssel …«, setzte Reithöfer an, wurde aber von Hildegard Gerling unterbrochen.
    »Ach, Moment, ich habe noch jemanden vergessen. Herr Glöckner war auch einmal da, am späten Nachmittag, als Herr Wiebking gerade von der Arbeit nach Hause gekommen war.«
    »Was?«, entfuhr es Menkhoff, und es klang für ihn selbst fast wie ein Bellen. »Oliver Glöckner? Der Mann von Evas Halbschwester Inge?«
    »Ja,

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