Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
entrollte sich plötzlich die Pergamentschlange ganz von allein und richtete ihr Vorderteil hoch auf wie eine Riesenkobra vor dem Beschwörer.
Den beiden Helden fiel augenblicklich das Herz in die Feder - beziehungsweise Fellhose. Sie klammerten sich aneinander und blickten zu dem hin- und herschwankenden Ende hinauf, das bedrohlich auf sie herabzustarren schien.
»Ob die beißen kann?« flüsterte Maurizio zitternd.
»Keine Ahnung«, antwortete Jakob, und sein Schnabel klapperte leise.
Ehe sie noch begriffen hatten, was geschah, hatte sich die Pergamentrolle mit einer blitzartigen Bewegung um sie herumgewickelt, immer wieder und wieder, bis sie wie ein Paket aussah, aus dem oben ein Kater- und ein Rabenkopf herausschauten. Die beiden konnten keine Bewegung mehr machen und bekamen kaum noch Luft. Die Umschlingung zog sich fester und fester zusammen.
Sie wehrten sich mit all ihren schwachen Kräften, aber das Pergament war unzerreißbar.c
»Ax!« - »Uff!« - »Urgs!« war alles, was sie noch herausbringen konnten.
Da ertönte Irrwitzers heiserer Baß:
»Eigenmächt’ger Geisterspuk!
Bei des Meisters Ring:
Falsches Leben, Larventrug,
weiche aus dem Ding!«
Im gleichen Augenblick fiel die Pergamentschlange ab, zuckte noch ein wenig und lag dann reglos da, nicht mehr als eben ein langer, beschriebener Streifen.
»Untertänigsten Dank, Euer Gnaden«, keuchte Jakob, »das war knapp!«
Maurizio konnte gar nicht sprechen, erstens, weil ihm alle Knochen wehtaten, zweitens aber, weil es ihm die Rede verschlug, daß ausgerechnet Irrwitzer ihnen das
Leben gerettet hatte, den er doch eigentlich mit tiefster Verachtung strafen wollte. Solchen Komplikationen war sein Verstand nicht gewachsen.
Nun tauchte auch Tyrannja Vamperl hinter dem Zauberer auf.
»Ach du lieber Zins!« rief sie. »Ihr armen Kleinchen, ihr habt euch doch nicht am Ende weh getan?«
Sie tätschelte den Kopf des Raben.
Auch der Zauberer streichelte Maurizio und sagte in gütigem Ton:
»Also hört mal, das sind doch keine Spielsachen hier! Du solltest das eigentlich wissen, Maurizio di Mauro. Ihr dürft niemals etwas anfassen ohne meine ausdrückliche Erlaubnis. Das ist viel zu gefährlich. Es könnte euch werweißwas passieren, und das würde deinen guten Maestro sehr, sehr traurig machen.«
»Blablablabla...«, schnarrte der Rabe fast unhörbar in sich hinein.
Zauberer und Hexe wechselten einen raschen Blick, dann fragte sie: »Jaköbchen, mein lieber Rabe, wieso bist du überhaupt hier?«
»Bitte, Madam«, antwortete Jakob mit Unschuldsmiene, »ich hab’ bloß Ihren Besuch anmelden gewollt.«
»So? Ich kann mich aber gar nicht erinnern, daß ich dir das befohlen hätte, mein Vögelchen.«
»Ich hab’s freiwillig gemacht, weil ich gemeint hab’, Sie wollen mich bloß schonen - aus lauter Sorge wegen dem Sauwetter und meinem Reißmatissimus, und ich wollt’ Ihnen aber unbedingt einen Gefallen tun.«
»Naja - das ist ja sehr lieb von dir, Jaköbchen. Aber in Zukunft fragst du mich doch lieber vorher.«
»War’s denn schon wieder falsch?« fragte Jakob zerknirscht. »Ach, ich bin einfach ein richtiger Unglücksrabe.«
»Sag mal«, wandte sich der Zauberer an den Kater, »wo habt ihr denn die ganze Zeit gesteckt, ihr kleinen Schlingel?«
Maurizio wollte schon antworten, aber der Rabe kam ihm hastig zuvor.
»Der widerliche Vogelfresser da hat mich in seine Kammer verschleppen wollen, Euer Gnaden, aber ich bin ihm ausgekommen und in den Keller hinunter gesaust, und er hat mich trotzdem erwischt und in eine verstunkene Kiste gesperrt, da hab’ ich stundenlang protestiert, weil das keine Art is’, und so behandelt man keinen Gast nicht, und da hat er aufgemacht und gesagt, daß ich den Schnabel halten soll, weil er mich sonst als Brathuhn in die Röhre schiebt, und da hab’ ich ihm dafür eins übergebraten, und dann is’ eine Keilerei losgegangen, und auf einmal, da waren wir wieder hier, ich weiß auch nicht wie, und dann hat sich beim Raufen die blöde Papierschlange da um uns ’rumgewickelt, und dann sind Sie gekommen, zum Glück. Aber dieser Kater, also ich muß ehrlich sagen, der gehört in einen Käfig, gehört der, weil der is’ ja direkt gemeingefährlich und eine blutgierige Bestie!«
Maurizio hatte dem Redeschwall des Raben mit runden Augen zugehört. Ein paarmal hatte er unterbrechen wollen, war aber glücklicherweise nicht zu Wort gekommen. Jetzt sagte Irrwitzer lachend zu ihm: »Brav, brav, mein tapferer kleiner
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