Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
probieren können wir s ja.«
»Das ist wenig«, sagte Maurizio kläglich. »Dafür kann ich mich nicht begeistern.«
Jakob nickte düster.
»Hast recht. Hier is’ es wärmer. Bloß - solang’ wir hier ’rumhocken, haben wir erst recht keine Schampse.«
Maurizio überlegte einen Augenblick, dann gab er sich einen Ruck, sprang auf das Sims und öffnete mit einiger Anstrengung das Fenster.
Schnee wirbelte herein.
»Also los!« krächzte der Rabe und flatterte hinaus. Er wurde sofort von einem Windstoß erfaßt und verschwand irgendwo in der Finsternis.
Der kleine dicke Kater nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprang hinterher. Er fiel ziemlich tief und plumpste in eine Schneewehe, die über ihm zusammenschlug. Nur mit Mühe strampelte er sich heraus.
»Jakob Krakel, wo bist du?« maunzte er ängstlich.
»Hier!« hörte er die Stimme des Raben in der Nähe.
Bei jeder Art von Zauberei ist es wichtig, daß man nicht nur die richtigen Formeln kennt, das richtige Zubehör beisammen hat und die richtige Handlung im richtigen Augenblick vollzieht, sondern auch, daß man in der richtigen inneren Verfassung ist. Die Stimmung, in der man sich befindet, muß dem Werk entsprechen, das man vorhat. Das ist übrigens bei der bösen Zauberei nicht anders als bei der guten (die es ja natürlich auch gibt, wenngleich heutzutage vermutlich seltener). Um Gutes zu zaubern, muß man sich in eine liebevolle, harmonische Stimmung versetzen, und um Böses zu zaubern in eine haßerfüllte und wüste. Dazu bedarf es in jedem Fall einer gewissen Vorbereitung.
Und genau damit waren Zauberer und Hexe inzwischen beschäftigt.
Das Labor erstrahlte im kalten Glanz zahlloser elektrischer Scheinwerfer, Lämpchen und Leuchten, die aus allen Ecken zuckten, blitzten und flimmerten.
Der Raum war voller Nebelschwaden, denn aus mehreren Räucherbecken quollen dicke, verschiedenfarbige Wolken, die über den Boden krochen und an den Wänden hinaufstiegen, wobei sie allerhand Fratzen und Gesichter bildeten, große und kleine, die sich gleich wieder auflösten, um unverzüglich neue Gestalt anzunehmen.
Irrwitzer saß an seiner Hausorgel und schlug mit weitausholenden Gebärden in die Tasten. Die Pfeifen des Instruments bestanden aus den Knochen totgequälter Tiere, die kleinsten waren Hühnerbeinchen, die größeren von Robben, Hunden und Affen, die größten von Elefanten und Walen.
Tante Tyrannja stand neben ihm und blätterte die Noten um. Es klang ziemlich schauerlich, als sie nun gemeinsam den Choral Nummer C0 2 aus dem Gesangbuch des Satans sangen.
Bosheit schlägt die achte Stunde.
Aus des Seelensumpfes Grunde
fluch ich euch, Vernunft und Sinn:
Wahrheit, Weisheit, fahrt dahin!
Lüge stärke meine Worte!
Ausgekocht in der Retorte
zeigt sie’s: Täuschung wird die Welt
und was wirklich ist, zerfällt.
Keiner Ordnung sei willfahret,
nicht des Geists, noch der Natur,
denn die Freiheit offenbaret
ganz sich in der Willkür nur.
Weil wir kein Gewissen kennen,
grenzenlos ist unsre Macht:
Weil wir alles machen können,
wird auch alles nun gemacht.
Alle Bande zu zerreißen,
schwören wir zu Anbeginn.
Unsre Wissenschaft soll heißen:
Unsinn, Wahnsinn, Widersinn!
Und nach jeder Strophe folgte noch der Refrain:
Bösen Punsch zu pantschen dann,
schwarzer Zauber, hebe an!
Das war also die sogenannte Einstimmung. Kein Wunder, daß sie dabei die Tiere nicht Zeugen sein lassen wollten. Jedenfalls waren Zauberer und Hexe nun also in der richtigen Laune für ihr Werk.
»Als erstes«, erklärte Irrwitzer, »müssen wir jetzt das geeignete Gefäß für den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch herstellen.«
»Herstellen?« fragte Tyrannja. »Hast du denn nicht mal eine Punschterrine in deinem Junggesellenhaushalt?«
»Liebes Tantchen«, sagte Irrwitzer herablassend, »du hast wirklich keine Ahnung von alkohöllischen Getränken. Keine Punschterrine der Welt - selbst wenn sie aus einem einzigen Diamanten geschliffen wäre - könnte der Prozedur standhalten, die dazu erforderlich ist. Sie würde zerspringen oder schmelzen oder einfach verdampfen.«
»Was machen wir denn da?«
Der Zauberer lächelte gönnerhaft.
»Schon mal was von Kaltem Feuer gehört?«
Tyrannja schüttelte den Kopf.
»Na, dann paß mal auf«, sagte Irrwitzer. »Da kannst du was lernen, Tyti.«
Er ging zu einem Regal und holte eine Art überdimensionale Spraydose heraus, damit trat er zum Kamin, in dem das Feuer in diesem Augenblick hoch aufloderte. Während er
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