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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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Johann.
    Aber an die Klinik, wo ich operiert wurde, erinnere ich mich ganz gerne, sagte Maria.
    So?
    Wir haben viel gelacht, wir Patienten. Es war eine Frauenklinik. War es bei dir denn so trostlos?
    Ich hatte mit niemandem was zu tun, sagte Johann.
    Bei uns war es witzig, sagte Maria. Ich war mit vier anderen zusammen. Zwei Transsexuelle und zwei Frauen. Eine war ein junges Mädchen, das eine Entzündung an der Gebärmutter hatte; zu oft schlecht abgetrieben. Die mußte sich die Gebärmutter rausnehmen lassen. Sie war sehr komisch. Sie war ganz froh, denn sie hatte schon dreimal abgetrieben und war erst siebzehn.
    Die Ältere fühlte sich erst unwohl. Sie war schon fünfzig, und wir waren ihr unheimlich. Aber schließlich wurde sie lockerer und lockerer. Die hatte eine Wucherung, aber keinen Krebs, glaube ich. Sie hat am Anfang reichlich getrunken, aus Angst, es wäre Krebs. Als sie erfuhr, daß es keiner war, ist sie ein neuer Mensch geworden. Wir haben sie überzeugt, ihren Mann nicht mehr zu empfangen, der sie immer nur verprügelte. Sie wollte sich sogar scheiden lassen, hat es aber dann doch nicht geschafft. Ich habe nach dem Krankenhaus noch ein halbes Jahr Kontakt zu ihr gehabt. Aber dann war sie wieder so verschüchtert, denn der Alte prügelte sie immer noch, und sie soff wieder, und von Scheidung war keine Rede mehr.
    Aber am besten waren die beiden Transsexuellen. Eine war ungeheuer fett, bestimmt zwei Zentner, aber mit einem sehr hübschen und zarten und feinen Gesicht, die hatte Brüste von acht Kilo, die sie auf vier Kilo verkleinern lassen wollte, ihre Freundin war mager und häßlich; sie waren wie Pat und Patachon, und die magere hatte so gut wie gar keine Brust, nur hundert Gramm, und wollte sie auf zweihundert vergrößern lassen. Sie waren urkomisch, die beiden, sie waren ja immer an eine Flaschenbatterie angeschlossen, die irgendwelche Nährlösungen in sie pumpten, oder Schläuche, die etwas absaugten, und sie wanderten damit durch den Korridor, die Dicke und die Dünne, die Flaschen unter den Armen und in den Händen, in ihren rosa Plüschbademänteln.
    Es war Sommer und heiß und langweilig, und abendssaßen wir alle im Fernsehzimmer und glotzten bis zum Sendeschluß und gaben Joints rum. Selbst die ältere Frau hat zum Schluß mitgeraucht.
    Wir waren eine verschworene Gemeinschaft, wir fünf, die Schwestern waren draußen, die waren ja normal, und alle erzählten, rauchten, lachten, und wenn eine heulte, tröstete die Dicke sie, an einem Abend tanzte sie Rock’n’Roll mit dem riesigen Wanst und den hüpfenden Brüsten, aus denen die Schläuche kamen, und den Flaschen unterm Arm, sie tanzte Rock’n’Roll, eine Wahnsinnige, und selbst wer depressiv war, mußte mitlachen.
    Und die Ältere, irgendwann eines Abends, als sie genügend intus hatte und wohl auch was geraucht und nicht mehr so schüchtern und geschockt war wie sonst, fragte sie dann die Dicke, sie flüsterte richtig, denn es war ihr ungeheuer peinlich, aber sie mußte es doch wissen, sie fragte also, wie das denn möglich sei, einen Schwanz zu einer Fotze zu machen, und die Dicke begann dröhnend zu lachen mit ihrer tiefen Baßstimme, und die Schläuche zitterten, und die Flaschen klimperten, und sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Ja, das ist nicht so einfach, du denkst wohl, man, schnippelt das wie Karotten ...
    Und heiß war es, ungeheuer heiß, dreißig Grad noch am Abend, und wir lagen im ersten Stock zum Garten raus, und an einem Abend schlief ich früher, und das junge Mädchen war auch im Bett, die anderen noch alle im Fernsehzimmer, und plötzlich geht die Balkontür auf, und ein Neger steht im Zimmer. Ich bin fürchterlich erschrocken, aber dann stellte sich heraus, daß er der Lover der Kleinen war, sehr freundlich, er sagte, ich solle mich nicht stören lassen, und dann stieg er zu ihr ins Bett, er war von außen hochgeklettert, und sie hatte die Balkontür offengelassen, und vögelte sie.
    Es war wunderschön anzusehen, er lag auf ihr und stieß, und das Mondlicht glänzte auf seinem dunklen Rücken, unddie vielen kleinen Schweißperlen glitzerten, und ich bekam unheimlich Lust, als ich zusah, und als sie fertig waren, muß sie das wohl gesehen haben, denn sie sagte: Maria, du siehst so unglücklich aus, und dann fragte sie ihn, ob er mir nicht auch etwas abgeben wolle, und er kam ganz höflich zu mir ans Bett und fragte, ob ich Lust hätte, und ich flippte völlig aus und strampelte mir die Bettdecke weg und

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