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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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am unteren Ende des Türgehäuses. Wenn Cruz herauswollte, dann musste er diesen Spalt entweder weiter öffnen, oder er musste dafür sorgen, dass die Kabine weiter nach unten fuhr.
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Aufzug bis in den Keller des Kenilworth reichen würde – oder vielleicht sogar noch tiefer.
    Cruz wollte aus dem Ding heraus, aber erst mal versuchte er, quer in der Kabine aufzustehen, was so gut wie unmöglich war. Sein eigenes Gewicht zog ihn zu der offenen Tür hin und ließ sein nacktes Gesicht auf den blanken Beton knallen. Der Aufprall erschütterte alle seine Knochen und rührte seine graue Masse noch einmal so richtig um, wie wenn man den Schokoladensirup in der Milch so richtig in Bewegung hält. Er fühlte, wie sein Veilchen wieder anschwoll. Das Flachliegen im Krankenhaus hatte es ruhig gehalten, aber jetzt waren die Adern wieder aufgeplatzt, und es schwoll wieder an und wurde dunkler.
    Die Kabine hing beinahe in einem 45-Grad-Winkel. Das war unmöglich, aber darüber machte Cruz sich keine Gedanken.
    Mittlerweile hatte er keinen gesunden Arm mehr, darum stemmte er seinen weniger verletzten Arm gegen die schiefe Wand und sprang auf dem Boden auf und ab. Die Kabine erzitterte.
    »Beweg dich, verdammt noch mal!«
    Er schlug mit der Rückseite seiner Hand auf die Kontrollknöpfe, wobei er einen dicken Blutstreifen auf dem L-Knopf hinterließ, der festklemmte und nicht wieder herauskam. Unter ihm war der Spalt ein wenig breiter geworden. Jetzt war es ein dünnes Dreieck, durch das Licht von draußen eindrang.
    »Na los, beweg dich!«
    Das Dreieck erweiterte sich mit einem metallischen Kreischen um fast dreißig Zentimeter. Es war das Geräusch von Mausoleumstüren, die aufgestemmt werden. Cruz sah kleine Metallspäne, die auf der Türschwelle lagen. Frische Späne. Nur noch ein paar Zentimeter, und er konnte sich durch das Loch herauswinden und sich seiner nächsten Aufgabe stellen.
    Als er sich über die Oberlippe leckte, schmeckte er Blut und Kokain. Keine schlechte Mischung.
    Eine kurze Pause. Ein bisschen Luft schnappen. Er sackte mit dem Hintern in das V, das die Schräge der Kabine bildete, und wühlte in dem Rucksack nach ein wenig chemischer Erfrischung. Fast zwei Gramm hüpften mittlerweile durch seine Adern.
    Hoch und runter, als würden sie gespannt und abgefeuert. Wow.
    Sein Kopf sank ihm von ganz allein auf die Knie. Er fühlte sich fast, als sei er in einem hundert Kilometer tiefen freien Fall auf weiche daunige Wolken zu. Er roch frisches Leinen. Sicherheitshalber umklammerte er das Kilo fester, nur für den Fall, das er ohnmächtig wurde.
     
    Er hatte Jamaica die Bomberjacke vom Leib gerissen und sie auf den Boden des roten Schlafzimmers fallen lassen. Sie begriff, dass die da liegen bleiben sollte, daher schälte sie sich aus ihrem Beverly-Hills-Sweatshirt, während sie sich Nase an Nase gegenüberstanden. Durchtrieben, dachte er. Sie hat Übung.
    Aber wie gut war sie wirklich?
    Seine Augen deuteten auf den Boden. Sie fiel auf die Knie und begann, die Unmengen von Reißverschlüssen und Knöpfen zu öffnen, die sich in der Nähe seiner Preziosen befanden. Als die messerscharf gebügelten Verri-Uomo-Hosen auf seine Füße niederfielen (ohne das verräterische Klingeln von Kleingeld; Emilio trug nie Münzen bei sich, weil das vulgär war), rieb sie ihr Gesicht wie eine Katze gegen das struppige, harte Haar seiner Scham. Emilio hatte sich die Schamhaare ein ganzes Jahr lang rasiert, weil er dem jugendlichen Aberglauben anhing, dass es nach jedem Mal kräftiger nachwachsen würde. Anscheinend hatte sich der Irrglaube gelohnt. Heutzutage konnte er sich eine ganze Handvoll greifen, konnte hart daran ziehen und fühlte trotzdem keinen Schmerz.
    Er griff sich ihren Kopf und rieb ihr Gesicht hin und her über seine anschwellende Erektion. Zuerst wollte er sie ein wenig anrauen.
    Das Licht in dem roten Schlafzimmer wurde durch einen Dimmer geregelt. Jamaica hatte ihn nur ganz schwach eingestellt und Kerzen angezündet, die das überdimensionale Wasserbett wie einen Altar erscheinen ließen. Als sie nach der Steuerung am Kopfende griff, war sie mit dem Knie an das Kopfteil gestoßen, und das Bett erbebte wie eine Amöbe.
    Als Jamaica aufstand, um den Geschmack seines Schwanzes durch einen Kuss zu teilen, hatte Emilio direkt nach seinem Rasiermesser gegriffen. Der Verschluss aus einer Kugel mit Sockel an der Halskette war extra für ihn von einem Juwelier aus Little Havana

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