Der Schädelring: Thriller (German Edition)
aber sie wollte es ihm trotzdem melden. Vielleicht sollte es überprüft werden. Webster sagte ihr, dass er am Nachmittag jemanden vorbei schicken werde und fragte sie, ob sie zu Hause sein würde.
Ja, sie würde hier sein, bereit und bewaffnet, wenn nötig.
Bevor sie zur Arbeit fuhr, ging sie hinter das Haus. Die Fußspuren waren noch immer da. Hatten sie sich vermehrt im taufeuchten Gras? Sie wusste es nicht. Blätter waren über Nacht gefallen und bedeckten den Boden mit einem rot-braunen Teppich. Sie hoffte, dass noch mehr Blätter fallen würden, um die Spuren zuzudecken, damit sie sie nicht mehr sehen müsste.
Der Tag ging schnell vorbei. Sie stellte einige Artikel fertig und nahm an einem Meeting der Grafiker teil. Die Grafiker beklagten sich andauernd, dass sie Terminprobleme hätten, weil die nachlässigen Werbeleute ihre Arbeit immer erst im letzten Moment ablieferten. Arme Grafiker. Sie waren Künstler, während die Journalisten nur Schreiberlinge und Tippsen waren. In der Welt der modernen Medien schienen Wörter den geringsten Wert zu haben.
Walters Jeep stand in der Einfahrt, als sie nach Hause kam. Sie spürte ein schwaches Zittern im Magen. Zuerst glaubte sie, es sei Angst, aber dann wurde ihr klar, dass sie froh war, ihn zu sehen. Sie und Walter hatten bereits einen peinlichen Augenblick zusammen erlebt. Schließlich geschah es nicht oft, dass ein Mann bereits bei der ersten Begegnung für einen geistesgestörten Mörder gehalten wurde.
Ihre Haustür stand offen. Walter kniete bei einer Steckdose im Wohnzimmer und hielt ein Messgerät in der Hand. In der Buchse steckten Drahtsonden. Er hob den Kopf und lächelte sie an.
„Hallo. Wie geht’s?“
„Hallo, Walter. Haben Sie schon was gefunden?“
Das Zimmer war dunkel und sie realisierte, dass er die Hauptleitung ausgeschaltet hatte. Er stand auf. Sein Gesicht befand sich im Schatten, nur seine dunklen Augen glänzten. „Noch nichts. Was war das Problem?“
„Erinnern Sie sich an die Uhr?“
„Ja.“
„Sie ist wieder stehen geblieben.“
„Komisch. Das Problem liegt jedoch eher bei der Uhr als an den Leitungen.“
„Sie stand genau wieder auf 4:06 Uhr.“
Walters Mund zuckte leicht. Er roch nach Sägemehl und Sonne – ehrliche, warme Aromen. „Hmm. Ich würde das Ding wegwerfen. Reparieren lohnt sich kaum.“
Sie erzählte ihm vom Problem mit dem Videorecorder. Sie zeigte ihm, dass das Programm noch immer für die Aufnahme des Baseballspiels eingestellt war. Statt des Spiels hatte der Recorder jedoch Gottes größten Schlangenölverkäufer aufgenommen.
„Haben Sie gerne Baseball?“ fragte Walter.
„Ich liebe die Cardinals. Ozzie Smith war mein Lieblingsspieler. Ihm beim Backflip zuzuschauen machte mich ganz glücklich.“
„Ich habe in der Highschool etwas Baseball gespielt. Ich konnte ganz toll schlagen, war jedoch eine Niete im Fangen. Wie auch immer, es scheint mir, dass der Videorecorder korrekt eingestellt ist. Ich habe alle elektrischen Leitungen geprüft und nirgends einen Kurzschluss gefunden.“
„Verflixt. Ich hoffte, dass es etwas Offensichtliches wäre.“
„Vielleicht war es einfach Pech. Manchmal passiert sowas. Heutzutage stellen sie Maschinen her, die gescheiter sind als Menschen.“ Walter steckte die Werkzeuge in seinen Gürtel.
Julia schaute prüfend auf seine Stiefel hinunter. Walter bemerkte es.
„Ich habe die Schuhe gut abgewischt“, sagte er. „Ich sah, dass es Hunde in der Nachbarschaft gibt.“
„Es tut mir Leid“, sagte sie. „Gingen Sie zufällig auch hinter das Haus, als sie letztes Mal hier waren?“
„Ja. Ich habe die Fenster von innen und außen überprüft.“
Julia hoffte, dass man ihr die Erleichterung nicht zu stark anmerkte. „Ich sah einige Fußabdrücke hinter dem Haus und habe mich darüber gewundert.“
„Verstehe ich gut. Man kann nie wissen bei all den Pennern und komischen Typen heutzutage. Zu viele Fremde. Sie sollten das Schlafzimmerfenster jedoch schließen, wenn Sie sich Sorgen machen.“
„Schließen?“ Sie hatte es geschlossen. Sie hielt es beinahe immer geschlossen, sie öffnete es nur zum Lüften.
„Ich habe auch das Fliegengitter wieder befestigt. Der Wind muss es weggeblasen haben.
Fliegengitter weg, Fenster offen. Die Uhr um 4:06 stehen geblieben.
Plötzlich wollte sie, dass Walter verschwand, wollte Türen und Fenster verriegeln und sie nie nie wieder öffnen. Das war jedoch doof. Wenn Walter ihr etwas antun wollte, hätte er dazu mehr als
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