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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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dieses oberscheußliche Biest, dem ich da unten in der Finsternis begegnet bin, hätte sich tatsächlich ›entstofflicht‹ und wäre ganz geisterhaft durch den Türschlitz in Borkudds Bude gefleucht … dann gibt es da dummerweise immer noch ein altes Trollsprichwort, das lautet: Wie hat das Vieh den formschönen Hammer aus bestem Barlyner Stahl mit reingenommen, mit dem es dem Minister angeblich den Denkkasten perforierte? Der passte nämlich garantiert nicht unter der Tür durch! Und ich persönlich bezweifle, dass Borkudd übermäßig viele Hämmer in seinem Schreibzimmer aufbewahrt hat.« Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fügte er hinzu: »Ein weiteres, nicht minder kluges Trollsprichwort geht so: Ebenso wenig wie drei Dutzend Stahlnägel! Die müssen schließlich auch irgendwie an den Tatort gekommen sein. Oder nicht?«
    Hippolit erwiderte nichts, sah seinen Assistenten lediglich stumm und fast ein wenig traurig an.
    Ein breites Grinsen machte sich auf Jorges Gesicht breit. »Sag mal, könnte es sein, dass du Glaxikos Monstertheorie tief in deinem uralten, ungemein schlauen Innern genauso kacke findest wie ich, M.H.?«
    Hippolit erwachte aus seiner Starre und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich finde seine Monstertheorie mit Verlaub ›kacke‹, wie du dich auszudrücken beliebst. Und zwar aus einem ganz quintessenziellen Grund: weil es in den Stollen unterhalb Barlyns kein Monster gibt und auch zu keinem Zeitpunkt eines gegeben hat.«

19
     
     
    Das Monster riss einen seiner schlangenartigen Arme in die Höhe, dann einen zweiten und einen dritten, während aus den Tiefen seines formlosen Leibes ein durchdringendes, blubberndes Brüllen aufstieg. Schmatzend öffneten sich unzählige reißzahnbewehrte Mäuler an den Enden der Tentakel und zuckten suchend durch die Luft – in Jorges Richtung!
    Jorge stieß einen erstickten Schrei aus und hechtete rückwärts über die am Boden liegenden Matratzen seines Zimmers in dem verzweifelten Versuch, aus dem todbringenden Aktionsradius der Kreatur zu entkommen. Fatalerweise übersah er, dass die Decke der Kammer schon bei normaler Gangart viel zu niedrig für einen ausgewachsenen Troll war. Dumpf prallte sein Schädel gegen den Stein, und wie eine Marionette mit gekappten Schnüren sackte Jorge auf seiner Schlafstatt zusammen.
    Ein vorfreudiges Beben durchfuhr den gelatinösen Leib des Ungetüms. Bebende Schläuche, Rüsseln ähnlich, stülpten sich aus halbfestem Fleisch, fuhren gierig hierhin und dorthin. Dann setzte sich die Bestie in Bewegung, irreal schnell, immer dicht an der Wand entlang.
    Torkelnd kam Jorge wieder auf die Füße. »M.H.!«, brüllte er, seinen pochenden Schädel mit den Händen umklammernd. »M. H., mach doch was!«
    »Stell dich nicht so an«, erklang Hippolits Stimme aus dem Durchgang zum Nachbarzimmer. »Ich hatte dich doch vorgewarnt, was passieren würde.«
    Die Kreatur erreichte die Ecke der Kammer, glitt, ohne langsamer zu werden, zur Seitenwand hinüber und schoss weiter auf Jorge zu.
    Schwankend kam Jorge wieder auf die Beine. Er stolperte rückwärts, von der Bestie fort. Seine künstliche Hand fuhr suchend herum, bekam den einzigen Stuhl seiner Unterkunft zu fassen und schleuderte ihn dem Angreifer entgegen.
    Der Wurf war gut gezielt, dennoch hielt das Geschoss das Monster nicht auf. Widerstandslos glitt es durch die deckenhohe Gestalt hindurch und zerschellte, ohne Schaden anzurichten, an der Wand.
    »Jorge, würdest du dich bitte beruhigen? Ich sagte dir doch …«
    »Blaak!« Jorge war gestrauchelt und erneut zu Boden gegangen. Die Kreatur war keine drei Schritte mehr von ihm entfernt.
    Ein unmerkliches Flackern. Das Monster riss einen seiner schlangenartigen Arme in die Höhe, dann einen zweiten und einen dritten, während aus den Tiefen seines formlosen Leibes ein durchdringendes, blubberndes Brüllen aufstieg. Schmatzend öffneten sich unzählige reißzahnbewehrte Mäuler an den Enden der Tentakel, zuckten suchend durch die Luft …
    Jorge stutzte. Blinzelnd richtete er sich auf, machte einen zögernden Schritt auf das Geschöpf zu, streckte vorsichtig den Arm mit der gesunden Hand aus.
    Einen Herzschlag später war das Ungeheuer heran – und saß auf Jorges Hand! Seltsamerweise verspürte er weder das Gewicht noch die halbfeste Konsistenz des unaussprechlichen grünen Fleisches. Bei genauerer Betrachtung schien sich das Monster auch viel weniger auf seiner Hand zu befinden als vielmehr darüber.
    Ein erneutes

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