Der Schaedelschmied
auch nur annähernd dem nahe, was Jorge und Glaxiko gesehen haben wollten. Natürlich.
Der General schien sich jedoch nicht nur für die in freier Wildbahn vorkommenden Vertreter von Lorgons Schöpfung interessiert zu haben. Ganz oben auf dem nächsten Stapel lag das Verzeichnis thaumaturgischer Wesenheiten von Wenkislaus, direkt darunter ein Werk, das Hippolit nur zu gut kannte. Es war die Einführung in die Bannung -anthropomorpher Elementare, verfasst von seinem ehemaligen Mentor, Meister Merthin.
»Sagen Sie, Herr Krasten, worauf genau war General Glaxiko denn aus?«
Der Archivar, der wieder dazu übergegangen war, Bücher zu stapeln und auf den Rollwagen zu laden, hob einen dicken Zeigefinger. »Glaxiko! Genau, so hieß er. Eigentümlicher Geselle, ziemlich aufgekratzt. Aber höflich. Kam heute früh, kurz nachdem ich aufgeschlossen hatte, und verlangte Material über ›abscheuliche Monster‹. Ja, ich glaube, das waren ungefähr seine Worte.«
»Klingt jedenfalls ganz nach Glaxiko. Und daraufhin besorgten Sie ihm diese zoologischen Titel?«
»Ich versuchte zunächst, ein wenig mehr Informationen aus ihm herauszukitzeln. › Abscheuliche Monster‹ gibt es viele, wie Sie mir zustimmen werden – im Tier- wie im Pflanzenreich, manchmal sogar in menschlicher Gestalt.« Der Glatzkopf lachte hell. »Durch behutsames Fragen fand ich heraus, dass sich Herr Glaxiko für eine vielarmige Wesenheit von beträchtlicher Größe interessierte, von der ich noch nie gehört hatte. Ich erweiterte den Suchradius demgemäß um einige Abhandlungen zu übernatürlichen Geschöpfen sowie deren Erzeugung und Beherrschung mithilfe von Thaumaturgie.«
»Allmählich verstehe ich, wer hier für Glaxiko'che Recherche erledigt hat.« Hippolit konnte ein mitleidiges Grinsen nicht unterdrücken. »Und ich hatte mich schon gewundert, wie der unbelesene General eine so sachkundige Literaturliste zuwege bringen konnte.«
Krasten winkte ab. »Ich bitte Sie! Das ist schließlich meine Aufgabe. Meine Kollegen und ich helfen den Nutzern dieser Bibliothek, sich darüber klar zu werden, was sie eigentlich suchen.« Er senkte den Blick und musterte bescheiden seine Fingernägel, die breit und kurz waren. »Wiewohl ich gestehe, es auf diesem Sektor zu einer gewissen Meisterschaft gebracht zu haben …«
Hippolit lächelte. »Das unterschreibe ich gern, wenn ich mir ansehe, was Sie ihm noch alles besorgt haben: Armee der Schatten: Thaumaturgische Attentäter und ihre Praktiken in Gangga und Sdoom während des Zweiten Zyklus, verfasst von dem gangganesischen Gelehrten Munddugumor. Oder hier: Über Flüche von Meister Nester …«
»Die zweibändige Ausgabe!« Emsig legte der Archivar an seiner Sehhilfe ein Paar dickere Linsen vor und starrte mit begeisterten Froschaugen den Bücherhaufen an. »Band eins behandelt die nicht letalen, Band zwei die tödlichen Varianten.«
»Und zu guter Letzt: Thaumaturgische Offensivtechniken und deren militärische Nutzung aus der Feder des berüchtigten ybraltischen Thaumaturgen Rektral.«
»… der kurz nach der Veröffentlichung dieses Werkes seine Zulassung als medizinisch-thaumaturgischer Heiler verlor, wenig später wegen Verrats von Staatsgeheimnissen verurteilt und bis an sein Lebensende ins Gefängnis gesteckt wurde.«
Hippolit fixierte den dicken Zwerg durchdringend. »Würden Sie mir verraten, wie Sie auf die Idee gekommen sind, Glaxiko diese Titel zu bringen?«
»Nun ja …« Krasten trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Nachdem ich ein wenig nach dem Grund für Herrn Glaxikos Interesse gebohrt hatte, vertraute er mir seine Vermutung an, die unheimliche Monstrosität, die angeblich in der Vierunddreißigsten gesichtet wurde, müsse unzweifelhaft mit dem gewaltsamen Ableben von Schürfminister Borkudd in Zusammenhang stehen.«
»So, so«, sagte Hippolit. In Gedanken fügte er hinzu: Glaxiko, diese geistige Totgeburt! »Und weiter?«
»Ich machte Herrn Glaxiko darauf aufmerksam, dass es sich bei einem Geschöpf, das in einen von innen verschlossenen Raum einzudringen und ohne Spuren wieder daraus zu verschwinden in der Lage sei, mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine thaumaturgische Kreatur handeln müsse. Und dass eine solche nie ohne äußeren Antrieb aktiv werde, also ohne eine vorangegangene Beschwörung oder einen Fluch, ausgesprochen von einem fähigen Thaumaturgen.« Die Froschaugen hinter den dicken Gläsern fixierten Hippolit besorgt. »Das ist doch richtig,
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