Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
oder?«
    »Quintessenziell.« Nachdenklich ergriff Hippolit Meister Merthins Einführung in die Bannung anthropomorpher Elementare, ein Werk, in dem er seit dem Beginn seines Studiums so oft geblättert hatte, dass er es über weite Strecken auswendig kannte. »So landeten Sie bei Werken über Flüche und thaumaturgische Tötungsmethoden.«
    Krasten nickte heftig. »Nachdem ich Herrn Glaxiko den letzten Schwung Bücher gebracht hatte, musste ich mich um einige andere Nutzer kümmern. Als ich Stunden später wieder an seinem Tisch vorbeischaute, war er ganz aufgeregt. Er sagte, nun sei ihm alles klar. Er wisse jetzt, wie es gemacht wurde.«
    »So, das sagte er?« Hippolit reichte dem Archivar die Einführung und nahm stattdessen Thaurnaturgische Offensivtechniken und deren militärische Nutzung zur Hand. Es war aufgeschlagen am Beginn eines Kapitels, das der Verfasser »körperloser Schatten, der« betitelt hatte. Er überflog die erste Seite, die zweite, dann ließ er den Band sinken. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Herr Glaxiko Sie umgehend an seiner fundamentalen Entdeckung teilhaben ließ?«
    Krasten nickte erneut, diesmal mit großen Augen. »Tatsächlich! Er erklärte mir in aller Ausführlichkeit, was er rekonstruiert hatte: Die Ehefrau eines in den Minen ums Leben gekommenen Bruders habe all ihre Ersparnisse investiert, um einen fähigen Thaumaturgen von auswärts anzuwerben. Dieser verhängte, ohne dafür persönlich einen Fuß nach Barlyn setzen zu müssen, einen hochstufigen Fluch über unseren Schürfminister, der in den Augen seiner Auftraggeberin verantwortlich für den Tod ihres Gatten war. Dieser Fluch, den Herr Glaxiko in einem jener Kompendien beschrieben fand, äußerte sich nicht in Krankheit und Siechtum, wie ein Gros der gängigen Praktiken, vielmehr nahm er in der Nähe des Opfers physisch Gestalt an – die Gestalt einer amorphen, durch und durch abscheulichen Kreatur, wie sie Herr Glaxiko selbst gesehen zu haben bezeugt.«
    Hippolit, der beim Zuhören noch etwas weitergelesen hatte, nickte langsam. »Und dieses Monstrum hat sich dann vermutlich, wie es hier heißt, ›entstofflicht‹ und … lassen Sie mich raten: Es drang durch die winzigen Belüftungsöffnungen in Borkudds Büro ein?«
    »Unter der Tür hindurch«, verbesserte Krasten. »Laut Herrn Glaxiko wählte es einen haarfeinen Spalt unter der Tür, um den Tatort zu betreten und wieder zu verlassen. Im Innern schlug es dem armen Minister drei Dutzend Nägel in den Kopf und verschwand anschließend wieder in der Tiefe, wo es so lange ziellos umherzog, bis die von seinem Erzeuger mobilisierte thaumaturgische Energie aufgebraucht war. Während dieser Phase, in der es niemandem mehr gefährlich werden konnte, wurde es wiederholt beobachtet.« Krasten verstaute die letzten Bände auf seinem Rollwagen und wartete darauf, dass Hippolit ihm die Thaumaturgischen Tötungstechniken reichte. »Kaum war er mit seinen Ausführungen am Ende, sprang Herr Glaxiko auf und verließ überstürzt das Archiv. Wo er wohl so schnell hinwollte?«
    »Zu niemand Geringerem als Ihrem gütigen Lordprotektor, nehme ich an.« Hippolit schloss das Buch und gab es dem Zwerg. »Und eine innere Stimme sagt, mir, dass er dort von einem gewissen Berater mit offenen Armen empfangen wurde.«
    Eine gute Stunde später hatte Hippolit nachgeschlagen, was er nachschlagen wollte, und verließ das Archiv. Auf dem Weg in die Elfte begegnete er Jorge, der ihm ohne Umschweife vom verwirrenden Ausgang seiner Begegnung mit Herrn Gronther berichtete.
    Als sie die Pension erreichten, hatte Hippolit ihn seinerseits über Oskulapius’ Auftritt beim Lordprotektor in Kenntnis gesetzt. Bevor er jedoch mit seinen jüngst gewonnenen Erkenntnissen fortfahren konnte, stießen er und Jorge in der Empfangshalle um ein Haar mit zwei Personen zusammen: einem Zwerg in der Uniform der Barlyner Ordnungskräfte sowie einem hochgewachsenen Mann in pieksauberer Militärtracht, der zwei zum Bersten gefüllte Reisetaschen schleppte.
    »Die Agenten Jorge und Hippolit«, tönte Glaxiko, kaum dass er die beiden erkannte. »Sie sind gekommen, um sich von mir zu verabschieden? Das nenne ich einen netten Zug!«
    »Du verlässt uns, Glax?«, erkundigte sich Jorge und deutete auf das Gepäck des Generals. »Streichst du die Segel, weil der olle Oskulapius den Fall vor uns aufgeklärt hat?«
    »Mitnichten, Agent Jorge.« Glaxiko rümpfte demonstrativ die Nase. »Die Ermittlungsergebnisse von Herrn Oskulapius

Weitere Kostenlose Bücher