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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Gangbiegung aus zum Narren gehalten! Und anschließend hat er ihn kurzerhand unter seiner Montur verschwinden lassen.«
    »Quintessenziell, so muss es gewesen sein. Wenn der Glutglobulus und das animierte Motiv im Innern zuvor mit einer ausreichenden Quantität thaumaturgischer Energie aufgeladen wurden, ließ er sich problemlos auch von einem Nicht-Versierten bedienen, von einem einfachen Bergarbeiter etwa.«
    »Respekt, M.H.« Jorge nibbelte sich die Wangen, dass seine Bartstoppeln raschelten. »Das haben wir mit vereinten Kräften schön auseinanderklamüsert. Bleiben eigentlich nur zwei Fragen, die man sich als logisch denkender Troll an diesem Punkt der Ermittlungen stellen muss.«
    »Zwei? Ich hätte allenfalls gedacht …«
    »Erstens: Wieso konnte dein Monstrum brüllen, während unten im Stollen nicht der kleinste Laut zu hören war? Ausgenommen so ein leises Sirren sowie das Plätschern von Glaxikos Pisse in seinen Schuhen.«
    Hippolit seufzte. »Das Gebrüll war eine Dreingabe, die ich mir vorhin überlegt habe, als du dich für eine Stunde aufs Ohr gelegt hast. Ich habe dafür ein Sprachmemo verwendet – du weißt schon, einen Wortwurf, den man an sich selbst richtet und später wieder abruft, um sich an etwas zu erinnern, das man gerade nicht notieren kann.«
    »Du willst behaupten, dieses infernalische Grunzen wäre dein aufgezeichnetes Stimmchen gewesen? Bei allem Respekt, M.H., aber …«
    »Ich habe mir Mühe gegeben, das Brüllen eines brünstigen Bullenwolfs nachzuahmen«, erklärte Hippolit matt. »Da das allein noch nicht allzu bedrohlich klang, habe ich das Sprachmemo mittels eines thaumaturgischen Kniffs verlangsamt abgespielt. Das Resultat war das unirdisch tiefe Röhren, das du gehört hast.«
    Jorge starrte ihn an wie ein fliegendes Krügerschwein.
    »Das Sirren, das dir im Stollen aufgefallen ist, stammte möglicherweise von dem fremden Projektionsapparat. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir dessen genaue Funktionsweise nicht kennen.« Hippolit senkte gütig die Lider. »Aber du sprachst von zwei offenen Fragen?«
    Jorge nickte und räusperte sich übertrieben. »Beantwortete Fragen sind besser als offene Fragen, sagt ein altes Trollsprichwort. Also, der viel wichtigere Punkt ist doch folgender: Was hat dieser ganze visionäre Prosekturkram …«
    »Projektion. Das Wort lautet …«
    »… mit dem Mord an unserem dämlichen Schürfminister zu tun? Oder anders: Wem von den ganzen Trotteln, mit denen wir es bisher zu tun hatten, könnte etwas daran liegen, uns und den Rest der Stadt glauben zu machen, in Barlyn ginge ein Monster um? Oder ganz anders: Was, bei Blaaks kackeverkrusteten Gesäßbacken, soll das alles?«
    Hippolit sah ihn ernst an. »Darauf kann ich dir leider momentan noch keine Antwort geben. Ich habe allerdings den unbestimmten Verdacht, dass der Einzige, in dessen Interesse diese Farce liegen könnte, bisher nicht einmal ansatzweise im Fokus unserer Aufmerksamkeit gestanden hat.«
    Jorge holte Luft, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment explodierte drüben in Hippolits Zimmer eine gellende Stimme.
    »Agent Hippolit? Wymmler hier! Hoffe, Sie sind in Ihrem Quartier und können diesen Wortwurf vernehmen. Hatte leider keine Zeit, einen Boten zu schicken. Bitte kommen Sie, so schnell Sie können, in die Vierzehnte. Meine Männer werden Sie am Aufzug in Empfang nehmen. Eilt! Haben hier einen neuen Toten … allem Anschein nach ermordet.«
    »Ein Toter? Ermordet?« Jorge drehte interessiert den Kopf. »Wer mag das sein?«
    Als habe der Polizeipräsident ihn gehört – was natürlich unmöglich war –, fügte Wymmlers Stimme im Nebenzimmer hinzu: »Es handelt sich um Graf Heitrych, den Obersten Administrator vom Amt für Belüftungstechnik.«

20
     
     
    »Und?«
    »Ein altes Trollsprichwort sagt: Sieht verdammt nach der guten alten Dolch-mitten-in-die-Stirn-Masche aus.«
    Wymmler räusperte sich ungeduldig. Seine Frage war an Hippolit gerichtet gewesen. Er ignorierte den Troll, der mit auf dem Rücken verschränkten Händen, das Gesicht in einer Mischung aus Neugier und gespielter Konzentration verzogen, in der Eingangshalle von Graf Heitrychs Haus auf und ab spazierte. Durch die offene Haustür waren mehrere Uniformierte zu erkennen, die die Straße vor dem Gebäude absperrten. In einem Türdurchgang auf der anderen Seite des Foyers, hinter dem sich ein einfach, aber geschmackvoll möbliertes Wohnzimmer auftat, stand Frau Mevis, Heitrychs Gattin, und weinte leise in ein

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