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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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»Minister Heitrych vom Amt für Belüftungs …«
    »Der gute, alte Heitrych!« Jorge seufzte theatralisch. »Gestern noch so munter und voller Alkohol, und nun so tot und voller … na ja, voller Tod halt.«
    Hippolit verengte die Augen. »Du kanntest den Toten, Jorge? Wieso weiß ich nichts davon?«
    »Klar kannte ich ihn, bei Batardos! Und du wüsstest das auch, M.H., würdest du mir ab und zu ein bisschen aufmerksamer zuhören, wenn ich dir von meinen anstrengenden Recherchen erzähle!« Jorge schob die Unterlippe vor und verschränkte die Arme. »Wie ich dir in aller Ausführlichkeit berichtet habe, bin ich dem Luftminister gestern Abend auf dem Schwelgermarkt begegnet, im Festzelt. Er saß am Nebentisch und ließ sich mit ein paar Kumpels standesgemäß volllaufen. Die Jungs waren bester Laune – kein Wunder, immerhin gab er ihnen Runde um Runde aus. Glückliche Bastarde!«
    Hippolit kehrte zur Tür zurück und richtete das Wort erneut an die trauernde Witwe. »Ihr Gatte hatte demnach gestern etwas zu feiern, meine Dame? Wissen Sie zufällig, worum es sich dabei handelt?«
    Frau Mevis schüttelte matt den Kopf. »Eine Feier? Gestern? Das ist das Erste, was ich höre. Als mein Mann spät in der Nacht nach Hause kam, sagte er, er hätte länger zu arbeiten gehabt.« Sie tupfte sich die Augen. »Aber jetzt, wo Sie es sagen … er roch tatsächlich nach Alkohol, als er ins Bett kam. Ich dachte mir nichts dabei. Im Amt wird oft getrunken, wenn die Männer Überstunden schieben müssen.«
    »Luftminister müsste man sein«, murmelte Jorge betrübt.
    Nachdenklich starrte Hippolit Wymmlers Männern nach. »Was hatte Heitrych zu begießen? Und wieso musste er tags darauf sterben?«
    »Glauben Sie, sein Tod steht in irgendeiner Verbindung mit dem Mord an Schürfminister Borkudd?«, erkundigte sich Wymmler von der Seite.
    Hippolit massierte sich mit spitzen Fingern die Schläfen. »Quintessenziell! Ich habe sogar das Gefühl, als lägen die Zusammenhänge längst offen ausgebreitet vor uns. Was mir gegenwärtig fehlt, ist der eine Stein, mit dem sich das Mosaik zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen lässt … Ich fürchte, momentan erweist mir Lorgon der Schöpfer allerdings nicht die Gnade, mich diese Facette erkennen zu lassen.«
    Eine haarige Trollhand fiel schwer auf seine Schulter.
    »Kein Problem, M.H. Ein altes Trollsprichwort sagt: Sind die Götter dir nicht gewogen, stimme sie heiter, indem du ihnen ein Opfer darbringst.«
    »Ein Opfer? Ich wüsste nicht, was …«
    Jorge zwinkerte heftig. »Ein Trankopfer! Und zu deinem und meinem Glück habe ich schon eine ausgezeichnete Idee, wo sich dieser Trick höchst effektiv in die Tat umsetzen lässt.«

21
     
     
    »Bitte sehr: Ihr Bier, der Herr. Aktueller Stand: Herr Horsten fünf, Herr Jorge vier!«
    Jorge nickte, packte den riesigen Steinhumpen, unter dessen Metalldeckel Bierschaum hervorquoll, klappte ihn auf und begann, in tiefen Zügen zu trinken. Als er das Gefäß ein Dutzend Herzschläge später schwer atmend auf die Tischplatte zurückdonnerte, war es leer.
    »Aktueller Stand«, verkündete der Zwerg mit der weißen Servierschürze, »Herr Horsten fünf, Herr Jorge ebenfalls fünf.«
    »Ha!« Jorge rülpste durchdringend und stieß Hippolit, der mit in die Hände gebettetem Gesicht neben ihm saß, von der Seite an. »Es könnte nicht schaden, wenn du mich ein wenig anfeuern würdest, M.H. Immerhin geht es um eine Medaille!«
    Hippolit unterdrückte ein Seufzen. Stumm fragte er sich, wieso jeder Versuch, in Jorges Gegenwart Überlegungen zu einem ins Stocken geratenen Kriminalfall anzustellen, zwangsläufig in etwas ausartete, das entweder ekelhaft, ordinär oder zumindest weit unter seiner, Hippolits, Würde war? Oder sogar alles zusammen?
    In Unkenntnis des Ziels, das sein Assistent anstrebte, hatte er sich von Jorge hinauf in die Sechste schleppen lassen. Bereits beim Verlassen des Aufzugs war ihm dort eine auffällig hohe Zahl alkoholisierter Zwerge ins Auge gesprungen, und er begann vage zu ahnen, welcher Art die Lokalität sein würde, an dem Jorge den Göttern sein »Trankopfer« darzubringen gedachte.
    Wie stets kam es bedeutend schlimmer.
    Kaum hatten sie die gewaltige Grotte des Schwelgermarktes betreten, steuerte Jorge zielstrebig auf ein großes Festzelt zu, in dem Hunderte Zwerge beieinandersaßen und abwechselnd tranken, sangen oder bewusstlos von ihren Bänken kippten. Der Lärm im Innern war ohrenbetäubend, der Gestank nach

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