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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Aber die Grubenlampe …«
    »Ich geb dir gleich Grubenlampe! Die haben doch keine Ahnung. In Wirklichkeit treibt eben kein Monster sein Unwesen in den Stollen. Ein Trick, ein hundsgewöhnlicher, billiger Trick.«
    »Ein Trick also. Wie muss ich mir das vorstellen?«
    Jorge hob mahnend einen Zeigefinger. »Oh, das darf ich dir natürlich nicht verraten. Deswegen kann ich dir nicht anvertrauen, was es unseres Wissens damit auf sich hat. Und auch nicht, dass eurem toten Schlurfminister – wie soll ich sagen –, dass ihm die Nägel gar nicht mit einem Hammer in den Schädel gemeißelt wurden.«
    Ullrychs Gesicht versteinerte. »Wie bitte? Aber der Hammer, der am Tatort gefunden wurde …«
    »Wie gesagt, alles strengste Geheimsache. Ich darf nix erzählen, deswegen tu ich es auch nicht.« Jorge machte Anstalten, sich zu erheben, aber Ullrych hielt ihn am Arm fest.
    »Das ist alles sehr, sehr interessant, Herr Jorge. Wie gesagt, wir sind alle verunsichert. Meine Familie – ich habe zwei prächtige Knaben, wissen Sie, Juerk und Allwyn –, alle haben fürchterliche Angst, trauen sich kaum noch auf die Straße. Würden Sie mir nicht die Freude machen, mir bei einem weiteren Zwergengedeck wenigstens ein paar rudimentäre Hinweise auf den tatsächlichen Tathergang zu geben?« Er grinste Jorge mit seinem geschlitzten Lächeln an. »Ich bin nicht von der Presse, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihre Geheimnisse sind sicher bei mir.«
    »Na meinetwegen.« Jorge schüttelte Ullrychs Hand ab. »Davor muss ich aber erst mal pissen.«
    Ullrych versuchte, ihn zurückzuhalten, aber Jorge stemmte sich unbeirrt vom Tisch hoch und torkelte durch das Zelt. Nahe beim Ausgang hockten zwei übrig gebliebene Zwerge, die ihm matt zuprosteten und ihm ein »Heil Sieger!« hinterherschickten. Jorge winkte professionell ab. Er war jetzt zu betrunken, um die Huldigungen gebührend zu würdigen.
    Draußen, nahe beim Zelteingang, gab es einen Bretterverschlag. Jorge musste den Kopf einziehen, um ihn zu betreten. Im Innern war eine lange, aus Blech gedengelte Rinne in den Boden eingelassen, in die man pinkeln konnte, darüber hinaus gab es eine abgetrennte Kabine zum Kacken. Mitten in der Pissrinne lag ein bewusstloser Zwerg, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. Die Luft stank entsetzlich, es war heiß wie in einem Backofen. Jorge stellte sich ein Stück neben den Zwerg, nestelte unbeholfen an den Knöpfen seiner Lederhose herum und pinkelte sich leer.
    Anschließend kehrte er ins Brauereizelt zurück. Prompt verlief er sich zwischen all den leeren Tischen und Bänken, er hatte keinen Fixpunkt, um sich zu orientieren. Dann entdeckte er Ullrych, der frenetisch in seine Richtung winkte. Jorge trottete zu ihm und ließ sich schwer auf die Holzbank fallen.
    Auf dem Tisch standen zwei frische Zwergengedecke.
    »Wenn man muss, dann muss man. Altes Trollsprichwort.« Jorge griff nach dem Drollych und kippte ihn sich schwungvoll in den Rachen. »Verdammt, das bekommt! Sag mal, wird es nicht allmählich etwas spät? Die brechen ja alle auf hier. Draußen wird auch gar nicht mehr geknaggelt. Sogar die Blaskapellen haben eingepackt.«
    Ullrych winkte ab. »Ein bisschen Zeit bleibt uns noch. Das heißt: mir und dem Sieger!« Er tätschelte Jorges Unterarm. »Hier, Ihr Bier. Wir wollen noch einmal auf Ihren grandiosen Erfolg anstoßen.«
    »Aber immer!« Die Krüge stießen gegeneinander, Jorge trank einen großen Schluck. Das Bier schmeckte ein wenig bitter. Vielleicht bekam man um diese Zeit nur noch den Bodensatz aus den Fässern?
    »Zurück zum Thema«, sagte Ullrych. »Die Nägel in Borkudds Kopf wurden ihm also nicht mit einem Hammer in den Schädel geschlagen?«
    Jorge, der im ersten Moment gar nicht mehr wusste, wovon sein Gegenüber sprach, fuhr sich mit der künstlichen Hand durchs Haar. »Nun, ich weiß zwar nicht, was dich das anginge, aber: Ja, so ist es. Das haben M.H. und ich herausgefunden. Im Zuge unserer Ermittlungen. Wir sind schließlich nicht umsonst die Spitzenermittler des IAIT.« Er trank einen weiteren Schluck. Ullrych beobachtete ihn aufmerksam.
    »Und das ist sicher? Weil, ich meine nur … das würde zwangsläufig die Frage aufwerfen, wie ihm die Nägel sonst ins Hirn getrieben worden sein sollten?«
    Jorge stellte seinen Bierkrug auf die Tischplatte zurück. »Du bist ganz schön neugierig, Kleiner. Warum interessiert dich das alles überhaupt?«
    »Ach …« Ullrych blickte auffällig unauffällig in eine andere

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