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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Jorge in einen bodenlosen Abgrund gestürzt. Allem Anschein nach hatte es jedoch nicht allzu lange gedauert, bis er wieder daraus aufgetaucht war, denn Ullrych stand noch immer grinsend über ihm. »Sie sterben jetzt, Agent Jorge«, hatte er geflüstert. »Beachten Sie es nicht weiter. Dann wird es ein nahtloser Übergang.«
    In einem zornigen Aufwallen seiner letzten Energiereserven hatte Jorge den verräterischen Zwerg mit seiner künstlichen Hand gepackt. Ullrych schrie auf, offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass Jorge noch zu kontrollierter Gegenwehr fähig war.
    Wenn er schon die letzte Reise antreten musste, wollte er zumindest diesen elenden Wurm mitnehmen. Mit aller Kraft, die ihm geblieben war, drückte Jorge die Kehle des Zwergs zusammen. Etwas knackte. Ullrych stieß einen kieksenden Laut aus und verdrehte die Augen, Blut quoll ihm aus Mund und Nase.
    Wellen des Schmerzes schossen durch Jorges Körper, verkündeten eine nahende Ohnmacht. Doch er ließ Ullrych erst los, als sich dessen Augen ins Innere des Schädels verdrehten und nichts in ihnen zurückblieb als Weiß. Der Kadaver, aus dem Jorge alles Leben gepresst hatte, war wie ein Sack Kartoffeln auf den kalten, von grünen Pfützen übersäten Steinboden gestürzt.
    Jorge taumelte gegen das verrammelte Kassenhäuschen eines Kinderkarussells, stürzte erneut. Mochte sich Ullrych auch mit der Giftdosis verkalkuliert haben, er spürte, dass ihn das Zeug dennoch umbringen würde, nur eben langsamer, mit Verzögerung. Er musste etwas unternehmen, bei Batardos, und zwar so schnell wie möglich!
    In seinen Ohren brummte es, immer wieder wurde ihm sekundenlang schwarz vor Augen. Auf allen vieren kroch Jorge hinter einen der Bretterverschläge, in dem die Gäste des Schwelgermarktes ihre Notdurft verrichten konnten. Es war ein verdammtes Pech, dass niemand mehr unterwegs war, wenngleich Jorge bezweifelte, dass ihm das viel genutzt hätte. Wahrscheinlich hätten die Schwelger schlicht angenommen, er sei betrunken. Niemand hätte geahnt, dass er in Wirklichkeit mit dem Tode rang. Er wäre vor allen Augen jämmerlich verreckt.
    M.H. hätte die Situation gewiss richtig eingeschätzt. Aber M.H. war nicht hier. Er konnte ihm nicht beistehen.
    Jorge musste sich selber helfen.
    »Blaak«, stieß er hervor und schob sich den Zeigefinger seiner künstlichen Hand in den Hals. Das verdammte Feuer, das seinen Magen zersetzte, musste raus, irgendwie. Erwürgte, stieß sauer auf, aber es kam nur Luft. Verdammt, er musste das Gift aus seinem Körper kriegen! Aber der entsprechende Reflex, der sonst so zuverlässig dafür sorgte, dass sein Leib sich zu großer Mengen Biers entledigte, wollte sich einfach nicht einstellen. Er fragte sich, ob das Gift bereits in seine Blutbahn übergegangen war. Dann wäre ohnehin alles zu spät.
    Aber er musste es zumindest versuchen.
    Er prügelte gegen seinen Unterleib, der sich steinhart und aufgebläht anfühlte, während er um die Abortbude herumkroch. Die Luft stank nach Urin, Erbrochenem und verschüttetem Bier.
    Die Welt stob auseinander, setzte sich nur träge wieder zusammen.
    Jetzt kratzt du ab, dachte Jorge seltsam ruhig. Verreckst elend hinter einem Scheißhaus auf einer zwergischen Kirmes. Kein besonders rühmliches Ende für den Sieger des Schluckbewerbs.
    Seine echte Hand langte in etwas Klebriges, Dickflüssiges. Sie rutschte nach vorne weg, und Jorge schlug mit dem Kinn in den Dreck.
    Offenbar hatte hinter der Bude ein Barlyner Hirte sein Geschäft verrichtet. Jorge sah einen dicken braunen Haufen, daneben eine Pfütze grünlichen Rotz. Fliegen tummelten sich in den widerwärtigen Gestankschwaden.
    Das Giß muss raus! Mit einem letzten Anflug verzweifelten Überlebenswillens öffnete Jorge den Mund, schob sein Gesicht dicht an die Rotzpfütze, roch daran. Er würgte erneut, aber wieder kam nur Luft. Es war, als würde er seine letzte Lebenskraft aushauchen.
    Jorge langte in die Pfütze. Der Schleim war noch nicht völlig abgekühlt und rann zwischen seinen Fingern hindurch wie etwas Lebendiges. Mit Daumen und Zeigefinger zerdrückte er ein Bröckchen geronnenen Rotz.
    Dann schob er sich die Finger tief in den Mund.
    Ein unerhört widerlicher Geschmack explodierte in seinem Rachen. Der Hunderotz schmeckte wie verfaultes Fleisch und Eiter und Galle und die Schenkel einer sehr alten Frau.
    Jorges Magen hob sich, machte einen Satz, sackte in sich zusammen. Nichts.
    Blaak, er musste kotzen!
    Mit dem Gesicht fiel er in die

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