Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
wenn Sie pfeifen?«
    Sein Tonfall fiel bewusst verächtlich aus, ein unterschwelliger Appell an das Selbstwertgefühl der beiden anderen Parteien. Hippolit war schmerzlich bewusst, dass Jorge und er – im Gegensatz zu Oskulapius und Glaxiko, die freiwillig hier waren – Barlyn nicht ohne Weiteres wieder den Rücken kehren konnten. Ihr dienstlicher Auftrag sah eine Abreise erst vor, wenn der Fall des ermordeten Ministers geklärt wäre. Die Aussicht, Ermittlungen an der Seite dieses absurden Trios anstellen zu müssen, ließ seine Schläfe jedoch von Neuem schmerzhaft pochen – seine Schläfe und eine Region tief in seinem Verdauungstrakt, wo sich, wie Hippolit fürchtete, ein Magengeschwür zu entstehen anschickte.
    Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde seine Strategie aufgehen: Gleichzeitig hoben Oskulapius und Glaxiko zu sprechen an, verkündeten salbungsvoll, dass sie unter den gegebenen Umständen ihr Angebot, bei der Aufklärung des Mordfalles zu helfen, selbstredend zurückziehen müssten. Hippolit wollte bereits aufatmen und gratulierte sich innerlich zu seinem geschickten Winkelzug, da machte ihm Meister Alprecht einen Strich durch die Rechnung.
    »Selbstverständlich würde sich unser gütiger Herrscher niemals anmaßen, Ihre einzigartigen Dienste unter Wert in Anspruch zu nehmen«, fiel der Berater den beiden ins Wort. Er richtete sich zu seiner ganzen, nicht eben beeindruckenden Größe auf und hakte die Daumen rechts und links in die Weste ein, die er unter seinem Frack trug. »Derjenige, dem es gelingt, das Rätsel um Minister Borkudds Tod zu lösen, soll eine Prämie von eintausend – in Worten eins-tausend – Goldkaunaps erhalten, von der Hand Lordprotektor Hindrychs höchstselbst.«
    Für einen kurzen, verwirrten Moment herrschte Stille am Tisch, lediglich durchbrochen von einem erstickten Hüsteln Jorges, der sich vor Entgeisterung an einem Keks verschluckt hatte.
    Eintausend Goldkaunaps. Das war eine Summe, die man sich selbst als ranghoher Beamte einer staatlichen Ermittlungsbehörde nur schwer auf einem Haufen vorzustellen vermochte.
    »Einstausend«, hauchte General Glaxiko tonlos.
    Selbst der sonst so desinteressiert wirkende Oskulapius hatte bei der Nennung der Summe seine Pfeife aus dem Mund genommen. Aus Augen, die jetzt weit geöffnet waren, starrte er den Berater des Zwergenherrschers an.
    »Darüber hinaus soll es Ihnen während Ihres Aufenthalts in Barlyn selbstverständlich an nichts fehlen«, sprach Alprecht weiter. Ein selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen, die erste emotionale Regung, seit er den Raum betreten hatte. »Unterbringung, Verköstigung, Spesen – all das übernimmt unser gütiger Herrscher.«
    »Der Gütige«, japste Jorge, der endlich wieder Luft bekam.
    »Eins-tausend«, wiederholte Glaxiko »Überflüssig zu erwähnen, dass Sie von unseren lokalen Ordnungskräften jegliche Unterstützung erhalten, die Sie im Verlauf Ihrer Ermittlungen benötigen«, ergänzte Polizeipräsident Wymmler.
    »Nun, wenn dem so ist …«, murmelte Oskulapius und fixierte mit gehobenen Brauen den qualmenden Kopfseiner Pfeife.
    »Eins-tausend.« Nur langsam schien der Gehalt seines sinnentleerten Mantras in Glaxikos Hirn durchzusickern.
    Meister Rekten suchte kurz Blickkontakt mit seinem Herrn, der ihm dezent zunickte. Daraufhin erhol) sich der rundliche Mann, verbeugte sich einmal mehr in die Runde und sprach würdevoll: »Man nimmt den Auftrag an. Meisterermittler Oskulapius erklärt sich bereit, den Mörder des Schürfministers im Auftrag des Lordprotektors zur Strecke zu bringen.«
    Neben ihm sprang Glaxiko ungelenk von seinem Stuhl auf. »Sagen wir lieber: Er wird es versuchen, mein Lieber. Denn ich, General Glaxiko, werde als Vertreter der Stadtwache Nophelets den Täter mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit vorher gefasst haben!«
    Prompt entbrannte ein heftiger Wortwechsel zwischen dem Meisterermittler aus Sherlepp und dem Ordnungshüter aus Nophelet.
    Hippolit hörte nicht zu. Er hatte das Gesicht in seine Hände vergraben und lauschte stumm dem rhythmischen Pochen an seiner Schläfe.
    Da spürte er plötzlich eine schwere, warme Hand auf seiner Schulter.
    »Kopf hoch, M.H.«, sagte Jorge dicht neben seinem Ohr. »Du darfst nicht vergessen, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können.«
    Müde sah Hippolit auf. »Tatsächlich? Was könnte schlimmer sein als das hier?«
    »Nun …« Jorge grinste und entblößte riesige gelbe Zähne, zwischen

Weitere Kostenlose Bücher