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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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liefe möglicherweise mit Dampfkraft, wie die Vulwoogs daheim in Nophelet. Als sich der Wagentross allerdings mit einem Ruck in Bewegung setzte und lautlos -abgesehen vom zermürbenden Quietschen schlecht geölter Lager – durch die dämmrigen Gänge glitt, wurde ihm klar, dass es zwischen den Schienensträngen eine Art Kettenantrieb geben musste. Egal, die Fahrt war auch so unangenehm genug.
    Mit ihm in dem entsetzlich zugigen Wagen saßen mehrere apathische Zwerge mit leeren, grauen Gesichtern. Eine uralte, verwitterte Zwergendame fragte Jorge, ob er einer der Mutanten aus dem Kuriositätenkabinett sei, das man auf dem Schwelgermarkt besichtigen könne. Die Frage begann Jorge auf den Sack zu gehen. An der nächsten Station stieg er aus.
    Ein staubiger Fahrplan verriet ihm, dass ihn der Apparat in eine Richtung gebracht hatte, die Gronthers Adresse ziemlich genau entgegengesetzt lag. Genervt machte er sich zu Fuß auf den Weg, unterwegs immer wieder verstörte Passanten nach dem Weg fragend.
    Nach zwei Stunden legte er eine Pause in einem Gasthaus namens Zur Stolzen Noriseiche ein, wo er sich zwei Gläser Drollych und ein schlecht gezapftes Bier einverleibte. Der Wirt, ein Zwerg mit spiegelblanker, von zackigen Narben überzogener Glatze, fragte ihn, ob er eines der Scheusale vom Kuriositätenkabinett auf dem Schwelgermarkt sei. Jorge gab ihm kein Trinkgeld.
    Eine halbe Ewigkeit später, seine Füße schmerzten, und mit seiner Laune ging es stetig bergab, stieß er zufällig auf eine weitere Gegyren-Haltestelle. Kurzerhand bestieg er erneut einen der Schienenwaggons, diesmal zum Glück einen verwaisten. Das Gefährt brachte ihn zur östlichen Stadtgrenze. Vom dortigen Haltepunkt benötigte Jorge nur noch eine knappe halbe Stunde, dann stand er vor der Heimstätte von Herrn Gronther. Er hatte es geschafft!
    Jorge betätigte die Klingel. Nach einer kleinen Ewigkeit öffnete ein schmächtiger, zerknittert anmutender Zwerg die Tür. Der Bursche trug Augengläser mit einem vernickelten Gestell und runden Linsen, was seinem spärlich behaarten, ledrigen Gesicht einen gebildeten Zug verlieh. Er hatte eine Stirn, die sich bis zum Hinterkopf zog, sein verbliebenes Haar war dünn wie Spinnweben und reichte bis auf die Schultern hinab. Gekleidet war er in einen weinroten, einteiligen Anzug, vielleicht eine Art Schlafgewand.
    »Ja? Wer will was?« Die Stimme des Zwergs klang leer und verbraucht.
    »Guten Tag«, sagte Jorge. »Du wohnst ganz schön außerhalb. Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und es geht so: Außen ist weitab von innen.«
    Der Zwerg musterte ihn mit mattblauen Augen. Er schien nicht im Mindesten überrascht darüber, dass ein Troll vor seiner Tür stand. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er tonlos. Nicht wirklich unfreundlich, seine Stimme war einfach bar jeder Emotion.
    »Agent Jorge«, sagte Jorge. Ihm war aufgefallen, dass der Zwerg ihn nicht, wie hierzulande üblich, mit »Heil Irgendwas!« begrüßt hatte. »Vom IAIT in Nophelet. Du bist Gronther?«
    Der Zwerg nickte.
    »Darf ich einen Moment hereinkommen? Ich hätte ein paar Fragen an dich.«
    »Was Sie nicht sagen.« Gronthers Züge verbogen sich unter etwas, das als zaghaftes Lächeln gemeint sein mochte. »Dann kommen Sie mal rein.«
    Gronther lebte in bescheidenen Verhältnissen. Sein Apartment war klein, es gab nur wenige Möbel. Jorge sah nicht einmal einen Speiseaufzug oder ähnlichen zwergentypischen Schnickschnack.
    Das schlauchförmige Wohnzimmer wurde flankiert von Bücherregalen. Einfache Borde aus hellem Holz, wahrscheinlich selbst gezimmert. Tausende von Folianten und Pergam entrollen drängten sich darauf, Bücher, wohin das Auge reichte. Es gab einen Lesetisch, auf dem ein ausgebreitetes Pergament lag, vergilbt. Kerzen brannten auf schnörkellosen stählernen Haltern, unter deren Armen das Wachs lange Stalaktiten gebildet hatte. Ein nicht unangenehmer Duft hing in der Luft, wie nach frisch gebackenen Plätzchen. Jorge fragte sich, ob Gronther vielleicht tatsächlich gerade Plätzchen backte und ob er ihm welche anbieten würde.
    »Donnerwetter«, stieß er hervor. »Das sieht ja nicht schlecht aus. Gemütlich hast du s hier.«
    Gronther humpelte zu einem Sessel mit dunkelbraunem Lederbezug und fegte ein schwarzes Fellbündel von der Sitzfläche, eine Purpurkatze, den drei dunkelroten Augen nach zu schließen. Sogleich begann das Tier, schnurrend um die Beine seines Herrn zu schleichen.
    »Nehmen Sie Platz.« Gronther deutete auf

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