Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Henninkh postulierten Termin sanken die Erträge unserer Grobonskonit-und M’nir-Förderung um knapp vierzig Prozent! Ein massiver Anstieg der Inflationsrate war die Folge, die Barlyner Staatsbank verlor außenpolitisch nachhaltig an Einfluss.«
    Hippolit starrte den Berater verwirrt an. »Vielleicht hat mir Oskulapius’ Gewäsch ja die Hirnwindungen aufgeweicht, aber ich verstehe nicht ansatzweise, worauf Sie hinauswollen.«
    »Die Einbußen in Arbeitsleistung und Motivation gingen auf Angst zurück, Meister H. Die Angst unserer Bürger! Wer sich fürchtet, ganz gleich wovor, versieht seine Aufgaben nicht mehr mit der gebotenen Konzentration und Hingabe. Hochrangige Demographen nahmen sich in der Folge dieses Phänomens an und stießen quer durch die Geschichte unseres Staates auf erschütternde Entsprechungen. Im Jahre 911 des Dritten Zyklus drohte Barlyn aufgrund der großen Wirtschaftskrise ein Krieg mit den Enopaclaern. Exakt in diesem Jahr erreichte die Jahresförderbilanz von M’nir einen Tiefststand, den sie zuletzt 1500 Jahre zuvor ausgewiesen hatte. Im Jahr 2404 desselben Zyklus drohte dem Staat eine Krise durch einen Attentäter, den die Xamenier angeblich nach Barlyn eingeschleust hatten, um Grygor II. umzubringen, den damaligen Lordprotektor. Der Mörder wurde bereits bei der Einreise gefasst und exekutiert, doch zwischen dem Bekanntwerden des perfiden Plans und seiner Ergreifung sanken die Ertragszahlen bei Grobonskonit um annähernd ein Viertel.« Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Können Sie mir jetzt folgen?«
    Hippolit runzelte die Stirn. »Sie wollen mir weismachen, der Tod eines einzelnen Staatsbeamten, den die meisten Bürger noch dazu abgründig hassten …«
    »Bedenken Sie die überaus mysteriösen Umstände von Borkudds Tod.« Alprecht bedeutete ihm mit einem nervösen Blick über die Schulter, seine Lautstärke zu mäßigen. »Bedenken Sie weiter die unseligen Berichte über eine ›monströse Kreatur‹ in der Vierunddreißigsten. Infolge der ungewohnt reißerischen Berichterstattung der Grubenlampe hielten wir es für angebracht, den haltlosen Gerüchten, die seither die Runde machten, schnellstmöglich einen Riegel vorzuschieben.«
    Hippolit legte den Kopf schief und sah den Berater durchdringend an. »Sie haben drei Ermittler auf den Fall angesetzt, nur um Ihren Bürgern zeitnah eine Erklärung für das unerklärliche Ableben ihres Schürfministers vorsetzen zu können? Irgendeine Erklärung?« Die Ader an seiner Schläfe trommelte ein unheilvolles Stakkato.
    »Selbstverständlich sind wir an der Wahrheit interessiert, Meister H.« Alprecht warf einen raschen Blick durch die offene Tür. Oskulapius und Rekten waren auf der Empore stehen geblieben und warteten dort auf ihn. »Aus diesem Grund hat mir der Lordprotektor soeben eine rasche Anweisung mit auf den Weg gegeben. Er bittet Sie, Ihren Assistenten und General Glaxiko, Ihre Ermittlungen noch nicht einzustellen. Sollte es einem von Ihnen gelingen, die These von Herrn Oskulapius entweder zu bestätigen oder aber sie zu dekonstmieren und eine andere, zutreffendere Lösung des Falles abzuliefern, setzt er dafür noch einmal fünfhundert Goldkaunaps aus.«
    Hippolit atmete zischend aus. »Noch einmal fünfhundert Kaunaps? Für die Wahrheit?« Er hob die Brauen. »Aber was, wenn die Wahrheit eine weitaus größere Beunruhigung der Bürger nach sich zöge als Oskulapius’ erbärmlicher Erklärungsversuch?«
    »Darüber«, erwiderte der Berater und schob Hippolit sanft vor sich her Richtung Ausgang, »müsste man im Einzelfall entscheiden.«

17
     
     
    Das Apartment von Herrn Gronther, dem einzigen lebenden Verwandten des getöteten Schürfministers, befand sich in der Elften, genau wie die Pension Berglust. Das hatte den Vorteil, dass Jorge keinerlei Aufzüge benutzen musste, um zu ihm zu gelangen. Allerdings lebte der Zwerg extrem weit draußen, am äußersten Stadtrand Barlyns, was zur Folge hatte, dass Jorge beinahe einen halben Tag benötigte, um zu ihm zu gelangen.
    Auf eine Empfehlung von Polizeipräsident Wymmler entschied er sich für die Gegyre, eine mechanische Schienenbahn, die in den viele Meilen langen Tunneln rascheres Vorankommen versprach.
    Die stählernen Waggons, kaum größer als die Förderloren, die Jorge in den Minen gesehen hatte, verfügten über kein Dach, man saß auf schmalen, knochenharten Bänken aus Pesteiche. Als er an einem der spärlich verteilten Haltepunkte zustieg, argwöhnte Jorge, der Zug

Weitere Kostenlose Bücher