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Der Schädelschrank

Der Schädelschrank

Titel: Der Schädelschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stein erstarrt. Der Mund stand halb offen. Kälte und Wärme wechselten sich in seinem Körper ab, und in seinem Inneren tobte die Flamme des Widerstands.
    Nach wenigen Sekunden erreichte er die Seitentür der Garage. »So«, machte er sich Mut. »Es ist mein Haus. Ich habe hier zu sagen. Ich bin der Sieger.«
    Mit einem langen Schritt betrat er die Garage – und erlebte die nächste Überraschung, die ihn voll und ganz aus dem Konzept brachte und seinen ursprünglichen Plan ad absurdum führte.
    Die Szenerie hatte sich verändert, obwohl der Schrank noch an der gleichen Stelle stand.
    Trotzdem bot er ein anderes Bild.
    Alle Schubläden standen offen, und nicht ein Kopf lag mehr in ihnen.
    Aber die Schädel waren noch vorhanden. Nur hatten sie ihre Plätze verlassen und schwebten in der Luft wie Meteoriten im Weltall...
    ***
    Phil Young verstand die Welt nicht mehr!
    Hätte man bei ihm einen Vergleich anstellen sollen, so hätte man ihn mit einem staunenden Kind vergleichen müssen, das zum ersten Mal das für es geschmückte Weihnachtszimmer betrat, wo die Bescherung auf es wartete.
    Er konnte nur staunen!
    Die Köpfe hatten sich in der Garage in den verschiedenen Höhen verteilt. Sie schwebten über ihm und berührten beinahe die Decke, aber er sah sie auch rechts und links über dem Boden. All ihre fratzenhafte Scheußlichkeit blieb vorhanden. Sie besaßen die leeren Augenhöhlen, die auf ihn gerichtet waren, und trotz der Leere war er der Meinung, dass sie mit etwas gefüllt waren, das ihn unter Kontrolle hielt.
    Es war für ihn nicht nachzuvollziehen, und er kam sich plötzlich lächerlich vor, dass er noch immer das Beil in den Händen hielt. Es war ihm plötzlich zu schwer geworden und war kaum zu halten. So sank es zusammen mit seinen Armen dem Boden entgegen.
    Es war ein Phänomen, zugleich auch eine Demonstration der Macht. Als wollten ihm die Schädel klar machen, dass es sich nicht lohnte, sie zu bekämpfen, weil sie im Endeffekt doch stärker waren.
    Der berühmte Schlag hatte Phil Young nicht getroffen, aber er fühlte sich kaum anders. Würde er diese Nacht überleben, so würde er sie nie im Kalender seines Lebens vergessen. Sie würde für immer eingezeichnet bleiben, das stand fest.
    Er war zu einem kleinen Jungen geworden, der nicht wusste, wie es weiterging. Seine Augen waren auf die schwebenden Schädel gerichtet, und zum ersten Mal kümmerte er sich um die Mäuler. Da standen oft genug noch die Zähne hervor. Er konnte sich leicht vorstellen, dass sie damit auch zubissen.
    Er schüttelte sich.
    In seiner Kehle kratzte es. Die Luft schmeckte plötzlich nach Verwesung. Noch nie zuvor hatte er sich so hautnah mit dem Tod konfrontiert gesehen. Wenn sich die Schädel auf ihn stürzten, dann war es mit ihm vorbei. Dann half ihm auch kein Beil mehr. Damit konnte er den einen oder anderen zwar zerhacken, aber das war alles. Die übrigen würden über ihn herfallen wie die Geier über das Aas.
    Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. »Ich denke, dass du einen guten Kauf gemacht hast, mein Freund«, sagte die Stimme in seinem Rücken. »Man kann dir wirklich dazu gratulieren.«
    Young schrie nicht, er bewegte sich nicht. Er stand nur da wie vom berühmten Blitz getroffen und lauschte seinen eigenen Gedanken, die ihm erklärten, dass das alles gar nicht wahr sein konnte und sich nur in seiner Fantasie abspielte.
    Der andere Teil in ihm reagierte nicht so. Der war der Meinung, dass er sich nicht getäuscht hatte, und so musste er sich langsam umdrehen, um eine hundertprozentige Gewissheit zu erhalten.
    Es wunderte ihn trotzdem noch, dass er sein Beil in der Hand hielt wie der Behinderte seinen Stock. Für ihn war das Beil keine große Hilfe. Zudem wandte er von nun an den verdammten Schädeln den Rücken zu. Das konnte ihm nicht gefallen.
    Es dauerte Sekunden, bis er die Drehung vollendet hatte und dem Sprecher ins Gesicht schaute. Diesmal war die Überraschung gar keine, da er bereits die Stimme erkannt hatte.
    Vor ihm stand der Verkäufer des Schranks!
    ***
    Fragen bauten sich bei Phil Young auf, aber er war nicht in der Lage, sie zu stellen. Er wusste auch nicht zu sagen, woher diese Person so plötzlich gekommen war. Jedenfalls war sie keine Halluzination. Sie stand bewegungslos vor ihm und starrte ihn an.
    »Überrascht, mein Freund?«
    »Ja, verdammt, das bin ich.«
    »Wie schön!«
    Young wunderte sich darüber, wie scharf er noch lachen konnte. »Ja, das ist wirklich schön,

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