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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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überlegte einen Augenblick. »Alex«, log er.
    »Ja, Alex, es war sehr gut. Aber es wird jetzt Zeit, daß du in dein Zimmer gehst.«
    Er beugte sich zu ihr hinab und küßte sie auf den Mund.
    »Dann also gute Nacht, Colette.«
    In der nächsten Sekunde war er gegangen und hatte leise die Tür hinter sich geschlossen.
    Gegen 7 Uhr früh radelte ein Gendarm zum Hôtel du Cerf hinaus, stieg vom Fahrrad und betrat die Hotelhalle. Der Wirt, der bereits in der Rezeption saß, um die Reihenfolge der von einigen seiner Gäste gewünschten Weckanrufe festzulegen und die café-complet -Bestellungen telephonisch entgegenzunehmen, begrüßte ihn.
    »Alors, so früh schon unterwegs?«
    »Wie immer«, entgegnete der Gendarm, »Man muß sich tüchtig abstrampeln, wenn man mit dem Fahrrad zu Ihnen hinausfährt, und ich hebe mir diese Tour immer bis zuletzt auf.«
    »Erzählen Sie mir nicht«, sagte der Hotelwirt grinsend, »daß wir den besten Kaffee in der Nachbarschaft kochen. Marie-Louise, bringen Sie Monsieur eine Tasse Kaffee. Wenn ich nicht irre, trinkt er ihn gern mit einem Trou Normand.«
    Der Gendarm lächelte erfreut.
    »Hier sind die Anmeldungen«, sagte der Wirt und händigte ihm die von den am Vortag eingetroffenen Gästen ausgefüllten kleinen weißen Formulare aus. »Gestern hatten wir nur drei neue.«
    Der Gendarm steckte die Anmeldungen in seine am Koppel befestigte Ledertasche.
    »Lohnt sich kaum, extra deswegen herauszukommen«, meinte er grinsend und nahm auf der Sitzbank vor der Rezeption Platz, um auf seinen Kaffee und den Calvados zu warten. Als Marie-Louise beides brachte, scherzte er noch ein wenig mit ihr, bevor er sich dem Apfelschnaps zuwandte.
    Es war 8 Uhr geworden, als er sich mit den eingesammelten Formularen in seiner Ledertasche beim Gendarmerie und Polizeiposten von Gap zurückmeldete. Der wachhabende Inspektor nahm die Anmeldungen entgegen, überflog sie rasch und legte sie in das Abholfach, damit sie im Lauf des Tages nach Lyon zum regionalen Hauptquartier geschickt wurden, von wo aus sie dann später in die Archive der RG nach Paris wanderten. Nicht, daß er diesen Papierkrieg für sonderlich sinnvoll hielt.
    Als der Inspektor die Formulare in das Fach legte, beglich Madame Colette de la Chalonnière ihre Rechnung, setzte sich ans Steuer ihres Wagens und fuhr in Richtung Westen davon. Im Stockwerk darüber schlief der Schakal bis 9 Uhr.
    Superintendent Thomas, der in seinem Schreibtischsessel eingenickt war, zuckte heftig zusammen, als das Telephon neben ihm schrillte. Es war der Hausapparat, der sein Büro mit dem auf dem gleichen Stockwerk gelegenen Raum verband, in welchem die sechs Sergeants und zwei Inspektoren, seit er ihnen um 8 Uhr 30 neue Instruktionen erteilt hatte, ununterbrochen mit Reisebüros, Fluggesellschaften und Reedereien telephonierten.
    Er sah auf seine Uhr. Es war zehn. Verdammt, sieht mir gar nicht ähnlich, am Schreibtisch einzudösen. Dann fiel ihm ein, mit wie wenig Schlaf er sich hatte begnügen müssen, seit Dixon ihn am Montagnachmittag zu sich gerufen hatte. Und jetzt war es der Donnerstagmorgen. Das Telephon klingelte erneut. »Hallo.«
    Die Stimme des dienstälteren Inspektors meldete sich. »Freund Duggan, Sir. Er ist am Montagvormittag mit einer Linienmaschine der BEA von London abgeflogen. Gebucht hat er den Flug am Sonnabend. Der Name steht einwandfrei fest. Alexander Duggan. Das Ticket wurde am BEA-Schalter auf dem Flugplatz bar bezahlt.«
    »Wohin? Ist er nach Paris geflogen?«
    »Nein, Super. Nach Brüssel.« Thomas war jetzt hellwach.
    »Hören Sie, er kann auch abgereist und wiedergekommen sein. Überprüfen Sie weiterhin alle in den letzten Tagen vorgenommenen Buchungen, und stellen Sie fest, ob vielleicht ein weiterer Flug auf seinen Namen gebucht ist - womöglich mit der Maschine, die London noch gar nicht verlassen hat. Gehen Sie die Vorausbuchungen durch. Ich will wissen, ob er aus Brüssel zurückgekommen ist - was ich übrigens bezweifle. Ich glaube, wir haben ihn verloren. Da er London jedoch schon ein paar Stunden, bevor unsere Ermittlungen begannen, verlassen hat, trifft uns natürlich keine Schuld. O.K.?«
    »O.K. Soll die auf das gesamte Gebiet des Vereinigten Königreichs ausgedehnte Suche nach dem richtigen Calthrop weitergehen? Sie bindet starke Polizeikräfte im ganzen Land, und der Yard hat eben angerufen, um uns zu sagen, daß von den Dienststellen in der Provinz ständig Beschwerden eingehen.« Thomas dachte einen Augenblick nach.

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