Der Schatten des Chamaeleons
mich unter die Fans ein.«
Jackson hielt den Blick zornig auf ihn gerichtet, während sie sich hinter das Lenkrad schob. »Das werden Sie nicht tun. Ich will nicht, dass Daisy Angst bekommt, wenn Sie ihren Busen anglotzen. Da habe ich Sie schon lieber an meiner grünen Seite. Los, steigen Sie ein«, befahl sie kurz mit einer Kopfbewegung zum Beifahrersitz. Sie wartete, bis er um den Wagen herumkam, und sagte, als er sich neben sie setzte: »Was soll das alles eigentlich? Was hat Daisy Ihnen getan? Warum mögen Sie sie nicht?«
»Es ist genau umgekehrt. Sie mag mich nicht.«
»Von euch ist einer so schlimm wie der andere.« Jackson seufzte genervt.
Wieder zuckte Acland mit den Schultern. »Wenn Sie es genau wissen wollen, sie macht mir eine Scheißangst. Ich mag es nicht, wie sie sich anzieht. Ich mag es nicht, wie sie mit ihren Haaren
spielt. Und ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wie sie die Leute dauernd anfasst.«
Jackson drehte sich herum und sah ihn an. »Wären Sie im Stande, ihr etwas anzutun?«
»Vielleicht, wenn sie versuchen würde, mich anzufassen«, sagte er aufrichtig. »Deswegen gehe ich ihr lieber aus dem Weg.«
Inspector Beale klopfte leicht an die Glasscheibe in der Tür zu Ben Russells Zimmer, um den Superintendent auf sich aufmerksam zu machen, und wartete dann draußen, bis Jones herauskam. Flüchtig bemerkte er, als die Tür aufging, eine Kollegin in Uniform, die am Fenster saß und mitschrieb, dann sah er die gereizte Miene seines Chefs vor sich. »Der Junge antwortet nur mit Ja und Nein, und der verdammte Anwalt hält ihm auf Schritt und Tritt das Händchen. Das Bürschchen braucht nur zu gähnen, und schon droht er, den Stecker zu ziehen.« Er trat von der Tür weg. »Hoffentlich haben Sie wenigstens gute Nachrichten.«
»Sie hatten recht mit den Prostituierten. Wenn man der Tochter glauben kann, hat Walter Tutting in den letzten sechs Monaten die meisten Mädchen in Süd-London bei sich empfangen. Näheres kann sie nicht sagen - sie kennt keine Namen und kann keine Beschreibungen liefern, weil sie keines der Mädchen je zu Gesicht bekommen hat -, aber sie behauptet steif und fest, mindestens ein halbes Dutzend von ihnen betrachte ihren Vater als Goldesel.«
»Wie kann sie eine Zahl nennen, wenn sie die Mädchen nie gesehen hat?«
»Das hat der gute Walter selbst rausgelassen, als sie ihm erklärte, wie dumm er sei zu glauben, ein drogenabhängiges Flittchen würde sich auch nur das Geringste aus ihm machen. Er sagte, es sei nicht nur eine, es seien eher so um die sechs.«
»Warum hat sie uns das nicht gleich erzählt?«
»Das Übliche.« Beale blätterte in seinem Block. »Wir haben
nicht danach gefragt; sie dachte, es wäre nicht wichtig; sie dachte, ihr Vater hätte gesagt, er sei von einem Mann angegriffen worden.« Er griff einen Eintrag heraus. »Ich erwähnte, dass keiner der Fingerabdrücke in Tuttings Haus bei uns auf Lager ist, und sagte, dass ich das merkwürdig finde, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ihr Vater sich ausgerechnet die einzigen sechs Prostituierten in ganz London aussuchen würde, die nicht vorbestraft sind. Und wissen Sie, was sie darauf sagte: ›Ich habe ihm erklärt, dass ich sein Haus nicht mehr betrete, wenn er nicht jedes Mal hinterher gründlich sauber macht.‹«
»Und wo sind nun Beweise für Prostitution? Sie sagten, ›Wenn man der Tochter glauben kann‹. Sind Vermutungen alles, was Sie haben?«
»Er hat sie bezahlt. Ms. Tutting zufolge ist er so senil, dass er für eine einzelne Sitzung gleich zwei- oder dreimal bezahlt. Sie sagt, er finanziere die Mädchen. Wenn sie einen Schuss brauchen, holen Sie sich das nötige Kleingeld bei ihm. Sie hat den Verdacht, dass er einigen sogar seine Geheimzahl bei der Bank gegeben hat.«
»Sonst noch etwas?«
»Eine Liste von Beispielen dafür, wie ekelhaft der gute Walter ist.« Beale sprach betont sachlich. »Samen in Trinkbechern - schmutzige Unterhosen - der Geruch von billigem Parfüm an seiner Hose - Zigarettenstummel im Waschbecken. Anscheinend onaniert er vor Ms. Tutting, wenn er vergisst, wer sie ist.«
Jones machte ein angewidertes Gesicht. »Sagt sie die Wahrheit?«
»Ich habe schon den Eindruck. Sie hat sich ein paar Mal wegen des Geldes richtig mit ihrem Vater gekracht, und er hat nicht geleugnet, dass er es für Prostituierte ausgegeben hat - es sei sein gutes Recht, hat er ihr vorgehalten. Ich werde morgen bei seiner Bank nachfragen. Mal sehen, wie viel er in den letzten
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