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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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sechs Monaten abgehoben hat.«
    »Warum sechs Monate?«

    »Ms. Tutting fand einen Stapel unbezahlter Rechnungen, die bis zum Februar zurückreichen. Es kann aber schon länger gehen. Sie hat erzählt, dass er sich seit dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren merkwürdig benimmt.«
    »Merkwürdig in dem Sinn, dass er sich sexuell auslebt?«
    Beale zuckte mit den Schultern. »Zumindest in dem Sinn, dass er Sex sehr interessant findet. Sie behauptet, sie hätte eine Telefonrechnung vom letzten Jahr gesehen, da habe er in einem Vierteljahr allein fünfhundert Pfund für 0900er-Nummern ausgegeben.«
    Jones runzelte die Stirn. »Wieso haben wir das nicht gefunden? Bei solchen Nummern hätten doch bei uns sofort die Alarmglocken geläutet.«
    »Walter Tutting hat alles weggeworfen, als seine Tochter ihm damit drohte, ihn für geschäftsunfähig erklären zu lassen. Das war vor zwei oder drei Wochen.«
    »Wie lange weiß sie von diesen Prostituierten?«
    »Mit Gewissheit? Nicht viel länger. Höchstens einen Monat - von dem Tag an, als sie die unbezahlten Rechnungen entdeckte und ihn darauf ansprach. Sie versucht, ihm klarzumachen, dass die Mädchen ihn ausnehmen, und ermahnt ihn immer wieder, die Tür nicht zu öffnen, wenn eine von ihnen klingelt.«
    Jones rieb sich mit beiden Händen kräftig das Gesicht. »Am liebsten würde ich diese Kuh wegen Behinderung der Ermittlungen festnehmen lassen.« Er überlegte einen Moment. »Weiß sie, wie er mit diesen Mädchen Verbindung aufnimmt?«
    Beale schüttelte den Kopf. »Sie behauptet, es sei umgekehrt. Sie melden sich bei ihm, wenn sie Bares brauchen.«
    »Ja, aber irgendwann muss er den ersten Kontakt geknüpft haben. Ist ihr dazu etwas eingefallen?«
    »Sie kann nur zwei Dinge mit Sicherheit sagen - dass er nicht mit einem Computer umgehen kann und dass er seit dreißig Jahren jeden Abend in derselben Kneipe sitzt.« Er schaute wieder in
seinen Block. »Im Crown . Das ist von seinem Haus nur ein paar Straßen entfernt. Kennen Sie es zufällig?«
    Jones verneinte.
    »Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir im Rahmen unserer Ermittlungen schon einmal darauf gestoßen sind... aber ich kann mich nicht erinnern, in welchem Zusammenhang. Vielleicht ist es eine von den Kneipen, die ein Taxi-Abkommen mit Harry Peel hatten.« Er zog fragend die Augenbrauen hoch. »Klingelt’s da bei Ihnen?«
    »Nein. Hat sich seit dem Überfall auf Walter Tutting mal jemand darum gekümmert?«
    »Keine Ahnung. Ms. Tutting sagte, sie hätte es erwähnt, als sie nach den Gewohnheiten ihres Vaters gefragt wurde. Aber als ich vorhin mit einem Kollegen telefoniert habe, hat er nichts davon gesagt.« Er sah, wie das Gesicht des Superintendent sich verfinsterte. »Da kann sicher niemand etwas dafür, Brian. Der Fall Tutting brennt doch seit dem Fund von Kevin Atkins’ Handy nur auf Sparflamme. Soll ich auf dem Rückweg mal im Crown vorbeischauen?«
    Jones sah auf seine Uhr. »Geben Sie mir zehn Minuten, dann komme ich mit.« Er wies mit dem Daumen zur Tür von Ben Russells Zimmer. »Hat Ms. Tutting irgendwas erzählt, womit ich diesem Strahlemann da drinnen das Grinsen vom Gesicht wischen könnte?«
    Beale zögerte. »Nichts Bestimmtes, aber sie hat ein Riesenproblem mit kleinen Mädchen - da hatte die Schwester völlig recht. Ich musste mir zwei Minuten lang einen erbosten Vortrag darüber anhören, dass der Feminismus nichts weiter erreicht hat, als eine Generation frühreifer, promisüchtiger, halbnackter, flatrate-surfender Girlies hervorzubringen - und dann noch mal zwei Minuten darüber, wie leicht sie es den halbwüchsigen Jungs machen, sie auszunützen.«
    Jones lächelte. »Und? Das kann Ihnen jeder Streifenkollege erzählen.«

    »Stimmt, aber ich musste dabei an Ben denken. Er möchte uns glauben machen, dass Chalky in London sein einziger Freund war und er immer noch Hannah in Wolverhampton nachtrauert - aber halten Sie das nicht auch für etwas unwahrscheinlich? Er ist schon eine ganze Weile hier, und offenbar war er ein kerngesunder Sechzehnjähriger, bevor er den Diabetes bekam.«
    »Sie glauben, er kennt die Prostituierten, die zu Walter Tutting gehen?«
    »Es wäre doch gut möglich. Sie sind im gleichen Alter, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Briefe einer fernen Freundin einen unternehmungslustigen Jungen lange auf dem Pfad der Tugend halten können - jedenfalls nicht einen, der es so faustdick hinter den Ohren hat wie unser Ben.«
     
    »Zehn Minuten«, versprach Jones dem Anwalt,

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