Der Schatten des Chamaeleons
hatten. »Nein, lassen wir das fürs Erste. Klicken Sie mal ›Kontakte‹ an. Wir haben ein berechtigtes Interesse daran, nach Lemarr Wilson oder Duane Stewart zu suchen.«
Alle drei starrten auf die geöffnete Seite. Oben links stand »Robert Allan«. Unten rechts stand »Timothy Gains«. Etwa ein Drittel abwärts in der zweiten Spalte stand »Kevin Atkins« und zwei Zentimeter tiefer in der dritten Spalte »Martin Britton & John Prentice«.
Hicks wies auf ein Symbol am unteren Rand des Bildschirms. »Sie benutzt einen Handy-Synchronizer, um Daten von ihrem Handy einzugeben. Deswegen gibt es zu so wenigen Namen E-Mail-Adressen. Sie erfasst nur die Telefonnummern.«
»Zu Britton gibt es keine Nummer, nur seine Adresse in der Greenham Road.«
»Vielleicht war das die einzige Info, die sie hatte.« Hicks klickte »P« an. »Kein Harry Peel.«
»Versuchen Sie’s bei ›T‹ für Taxi«, schlug Beale vor. »Wenn uns die Götter hold sind, finden wir da auch Walter Tutting.«
28
Ben Russells Proteste darüber, dass man ihn frühmorgens um sechs Uhr weckte, um ihn auf die Polizeidienststelle Southwark East zu bringen und dort als Verdächtigen zu vernehmen, waren laut und anhaltend. Er sei krank. Er wolle seinen Arzt sehen. Er wolle seine Mutter sehen. Er wolle seinen Anwalt sehen. Die Bullen seien Faschisten.
Er ließ seinen Zorn an der Stationsschwester aus. »Schreiten Sie ein«, schnauzte er die Frau an und richtete seine Fingerpistole auf die zwei Constables.
»Dazu habe ich keine Veranlassung«, erklärte sie ihm. »Dr. Monaghan meint, es gibt keine medizinischen Gründe, dich hierzubehalten. Du hast hier gelernt, mit deiner Krankheit umzugehen, und machst deine Sache seit ein paar Tagen sehr gut. Wir hätten dich schon gestern entlassen, wenn du dich nicht geweigert hättest, zu deiner Mutter zu ziehen.«
»Schlampe!«
Die Schwester ignorierte ihn. »Bei der Polizei haben sie einen Arzt, der während der Vernehmung darauf achtet, dass deine Verordnungen eingehalten werden. Deine Mutter und dein Anwalt sind auch da. Dir werden regelmäßige Ruhepausen zugestanden, und sowohl der Arzt als auch deine Mutter werden dafür sorgen, dass du dich an deine Anweisungen zur Überprüfung des Zuckerspiegels hältst und dir das Insulin so verabreichst, wie du es gelernt hast.«
Er starrte trotzig auf seine Hände hinunter. »Sie können mich nicht zwingen zu gehen, wenn ich nicht will.«
»Du wirst sowieso heute Morgen entlassen. Du bleibst weiter Dr. Monaghans Patient, aber in Zukunft behandelt er dich ambulant, denn inzwischen hat der Sozialdienst einen Platz in einem Heim für dich gefunden, wo ein qualifizierter Mitarbeiter sich um dich kümmern wird. Das alles ist dir gestern bereits erklärt worden.«
»Ich geh nicht in so ein Scheißheim.«
»Du musst aber noch einige Monate ärztlich überwacht werden.«
»Warum geht das nicht hier?«
»Du kannst nicht den Rest deines Lebens ein Krankenhausbett mit Beschlag belegen, nur weil du Diabetes hast. Das weißt du doch längst. Dr. Monaghan hat dir mehrmals erklärt, dass ein Platz in einem Heim für dich die einzige Möglichkeit ist, wenn du die Hilfe deiner Mutter ablehnst.«
»Ich bin aber gern hier.«
Die Schwester lächelte fein. »Nicht möglich«, sagte sie. »Wo das hier doch das letzte Loch überhaupt ist, voller Schlampen und Wichser.«
»Wir lassen Ihrem Mandanten alle Freiheit, die er braucht«, sagte Superintendent Jones zu Pearson.
Der Anwalt saß ihm am Schreibtisch gegenüber, morgens um acht so gepflegt, wie er es abends um acht gewesen war.
»Es wäre hilfreich, wenn Ben begreift, dass die Befragung kürzer und weniger belastend für ihn sein wird, wenn er unsere Fragen offen und ehrlich beantwortet.«
Pearson beugte sich vor, um die in Plastikbeuteln verwahrten Gegenstände auf Jones’ Schreibtisch in Augenschein zu nehmen. »Sie fragten ihn, ob er einen Segeltuchbeutel in den Hinterhof mitgebracht hat. Das hier ist aber kein Segeltuch, das ist ein weicheres Material.«
»Damals hatten wir nur Lieutenant Aclands Beschreibung. Sowohl er als auch Terence Black - der Mann, den Ben unter dem Namen Chalky kennt - haben diesen Beutel inzwischen als den identifiziert, den Ihr Mandant in den Hinterhof mitbrachte.« Er schwieg einen Moment. »Es ist nicht in Bens Interesse, das zu leugnen, Mr. Pearson. Seine Fingerabdrücke wurden auf beiden Handys und auf der Plastiktüte gefunden, in die die knobkerrie eingeschlagen war.«
»Ich
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