Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
Vom Netzwerk:
sehe, dass auf einem der Handys der Name Harry Peel steht. Haben Sie es als Peels Eigentum identifiziert?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, ob Sie wissen, wem das andere gehört hat?«
    »Martin Britton.«
    »Full House also - wenn wir das von Kevin Atkins’ dazunehmen, das sich Ihrer Unterstellung nach in Bens Rucksack befand.« Gereizt von Jones’ dickfelliger Art, beugte er sich aggressiv vor.
    »Von ›Unterstellung‹ kann keine Rede sein, Mr. Pearson. Ihr Mandant hat nie bestritten, dass das Nokia in seinem Besitz war. Er hat ausgesagt, dass er es etwa zwei bis vier Wochen vor seiner Einweisung ins Krankenhaus gestohlen hat.«
    Der Anwalt nickte. »Wir wissen beide, dass er log.«
    »So ist es.«
    »Würden Sie mir freundlicherweise erklären, inwiefern er Ihrer Meinung nach in die von Ihnen untersuchten Verbrechen verwickelt ist?«
    Jones stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch, faltete die Hände unter dem Kinn und starrte den Anwalt an. »Falls es irgendeinen Einfluss darauf hat, wozu Sie dem Jungen raten werden - wir glauben nicht, dass er in die Morde verwickelt ist.«
    »Aber eine Verwicklung in den Überfall auf Walter Tutting schließen Sie nicht aus?«
    »Nein, im Moment nicht.«

    »Das heißt, Ihre Entscheidung wird davon abhängen, wie und wann er zu dem Beutel gekommen ist und...«, er wies mit dem Kinn auf die knobkerrie, »... insbesondere zu dieser Waffe?«
    »Wenn wir das wissen, wird das zweifellos einiges klären.«
    »Ben hat Ihnen mehrmals erklärt, dass er sich nicht erinnern kann, was an dem Tag geschehen ist, Superintendent. Sein Arzt hat die Möglichkeit von Verwirrungszuständen vor dem Koma bestätigt.«
    »Das weiß ich.«
    »Und damit erklärt sich vielleicht, warum er bestritten hat, diesen Beutel in den Hinterhof mitgebracht zu haben. Wenn ihm nicht bewusst war, dass er ihn in Besitz hatte, konnte er natürlich mit der Beschreibung, die Sie ihm gaben, nichts anfangen. Genauso gut kann es möglich sein, dass er sich nicht mehr erinnert, wie er zu dem Beutel gekommen ist.«
    »Tja«, sagte Jones, »dann muss ich annehmen, dass er bezüglich Kevin Atkins’ Handy die Wahrheit gesagt hat. Seine Aussage darüber, wem er es gestohlen hat, war vage, aber dass er es mindestens zwei Wochen mit sich herumgetragen hat, das hat er ganz klar gesagt.«
    Pearson lächelte schwach. »Ich dachte, wir wären uns einig, dass die Geschichte mit dem Nokia gelogen war. Darf ich vielleicht einmal folgenden Ablauf vorschlagen: Ben gelangte irgendwann am Freitagnachmittag in den Besitz des Beutels, sah den Inhalt durch und steckte das einzige Handy, von dem er meinte, es könnte etwas wert sein, in seinen Rucksack. Harry Peels ist mit Klebeband verunziert, und Martin Brittons ist ein Kartenhandy. Dass mein Mandant den Beutel noch bei sich hatte, als er in den Hinterhof kam, ist der beste Beweis dafür, dass er danach nicht mehr klar denken konnte. An jedem anderen Tag hätte er den Beutel weggeworfen.«
    Jones schüttelte den Kopf. »Sie können nicht beides haben, Mr. Pearson. Wenn Ben so weit bei klarem Verstand war, dass er ein halbwegs ordentliches Handy erkennen konnte, und wenn er
sich später die verwickelte Geschichte von dem Mann im Hyde Park ausdachte, weil ihm offensichtlich nicht ganz wohl bei der Sache war, dann kann ich nur vermuten, dass er sich ganz genau daran erinnert, was abgelaufen ist.«
    »Haben Sie einen Verdächtigen für die Morde?«
    »Soll das heißen, ob wir es merken werden, wenn Ihr Mandant lügt?«
    Der Anwalt lächelte. »Vielleicht.«
    »Raten Sie ihm zur Offenheit, Mr. Pearson.«

    Metropolitan Police
    Zeugenaussage

    Ich, Benjamin Russell, bestätige, dass das Folgende eine wahrheitsgetreue Aufzeichnung meiner Aussagen anlässlich der heutigen Vernehmung durch die Beamten der Kriminalpolizei, Inspector Beale und Constable Khan, ist.
     
    Ich kenne Walter Tutting seit einigen Monaten. Wir freundeten uns an, weil ich oft in dem Pub war, in dem er Stammgast ist. Manche von den Mädchen, mit denen ich bekannt bin, haben ganz in der Nähe einen Dealer. Walter war ziemlich einsam und mochte mich, weil ich etwa gleich alt wie sein Enkel bin. Er erzählte mir, er hätte den Jungen seit dem Tod seiner Frau nicht mehr gesehen.
    Anfangs dachte ich, Walter hätte auf mich ein Auge geworfen, aber als ich ihm erklärte, dass ich für so etwas nicht zu haben bin, sagte er mir, dass ihm vielmehr die Mädchen gefallen. Er wollte wissen, ob vielleicht die eine oder andere von ihnen

Weitere Kostenlose Bücher