Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
Vom Netzwerk:
Das ist schon was, Charles.«
    »Haben Sie mit ihr geredet?«
    Willis wich der Frage aus. »Nur meine Hausaufgaben gemacht. Ich kann einen Patienten besser verstehen, wenn ich weiß, was er in den Monaten vor dem Trauma erlebt hat.«
    »Also ›Ja‹.« Acland ging zu seinem Nachttisch und zog eine Schublade auf, der er einen Stapel ungeöffneter Briefe entnahm. Sie waren alle von derselben Hand an ihn adressiert. »Bitte
sehr«, sagte er und warf den ganzen Stoß aufs Bett, bevor er zum Fenster zurückkehrte.
    »Warum wollen Sie sie nicht lesen?«
    »Wozu? Ich werde sowieso nicht antworten.« Er beobachtete Willis, der einen der Briefe in die Hand nahm. »Was hat sie Ihnen erzählt?«
    »Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Sie hat mir eine E-Mail geschickt, in der sie schrieb, es tue ihr leid, dass sie die Beziehung auf diese Art beendet hat und dass sie Sie gern sehen würde.«
    »Und was heißt das?«, fragte Acland sarkastisch. »Dass sie glücklich und zufrieden ist und es sich leisten kann, einem Abgelegten gegenüber großzügig zu sein? Oder dass sie keinen anderen gefunden hat und ihren Sponsor gern zurückhätte?«
    Auch jetzt wollte Willis sich nicht festlegen. »Glauben Sie denn, dass Sie das für sie waren?«
    »Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Für Jen sind Männer nur da, um den Geldbeutel aufzumachen.« Er hielt inne, um Willis Gelegenheit zu einer Antwort zu geben. »Sie weiß genau, was sie haben will, Doc. Sie ist intelligent, und sie hat einen schönen Körper, aus beidem schlägt sie nach Kräften Kapital. Ich habe das bewundert, als ich sie mochte.«
    »Und jetzt mögen Sie sie nicht mehr?«
    »Sagen wir so, ich habe nicht vor, mich noch einmal von ihr einwickeln zu lassen.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Briefe. »Es ärgert mich, dass sie sich offenbar einbildet, sie könnte das. So leicht war ich nun auch wieder nicht zu manipulieren, nicht einmal, als wir noch zusammen waren.«
    Willis hatte seine Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Bemerkung. Er vermutete, dass die Briefe ungeöffnet blieben, weil Acland den inneren Aufruhr fürchtete, den sie womöglich auslösen würden. Er fragte: »Wollen Sie sie nicht einfach anrufen und ihr sagen, dass Sie kein Interesse mehr haben?«
    Acland schüttelte den Kopf. »Was ich zu sagen habe, lässt sich durch Schweigen viel besser ausdrücken.«

    Interessante Wortwahl, dachte Willis. »Sie meinen, lässt sich durch Nichtbeachtung viel besser sagen.«
    »Genau.«
    »Aber ist das nicht genauso manipulativ? Wenn ein ausdrückliches Nein fehlt, wird Schweigen im Allgemeinen als Zustimmung aufgefasst... oder zumindest als Bereitschaft, weiter zuzuhören. Vielleicht glaubt sie, dass Sie ihre Briefe lesen.«
    »Das ist ihr Problem.«
    »Vielleicht, aber sie würde keine mehr schreiben, wenn sie wüsste, woran sie ist.« Er hielt inne. »Freut es Sie, dass sie ihre Zeit verschwendet?«
    »Nein. Wenn sie gern Briefe schreibt, bitte - aber das heißt noch lange nicht, dass ich sie lesen muss.«
    »Denken Sie an Rache?«
    »Immerzu. Ich habe mit den Irakern, die meine Leute getötet haben, eine Riesenrechnung zu begleichen.«
    »Ich meinte, Rache an Jen.«
    »Ich weiß, und es war eine dumme Frage, Doc. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie aussieht.« Er musterte aufmerksam das nachdenkliche Gesicht des Psychiaters. »Wenn sie Ihnen eine E-Mail geschickt hat, waren Sie sicher auf ihrer Website und haben ihre Fotos gesehen. An wen erinnert sie Sie?«
    »Uma Thurman.«
    Acland nickte. »Sie kultiviert dieses Image, sie meint, es brächte ihr Rollen ein - Uma Thurman in Gattaca . Das war ihr Lieblingsfilm, obwohl er inzwischen zehn Jahre alt ist. Immer wenn sie sich gelangweilt hat, haben wir ihn uns auf DVD angeschaut - und wenn ich jetzt überhaupt mal an Jen denke, sehe ich nur Uma Thurmans Gesicht.« Er blickte wieder zum Fenster hinaus. »Klar ist es eine Art Rache. Wenigstens bin ich derjenige, der zuletzt lacht.«
    Wenn stimmt, was du sagst, dachte Willis. »Kam es vor, dass Jen mit Uma Thurman verwechselt wurde?«
    »Ständig. Das war ja der Zweck der Übung - aufzufallen.«

    »Ist Ihnen das auf die Nerven gegangen?«
    »Manchmal, wenn sie es zu weit getrieben hat.«
    »Wie hat sie das gemacht?«
    »Sie hat so getan, als wäre sie tatsächlich Uma Thurman - hat mit amerikanischem Akzent gesprochen. Das hat sie aber nur bei Frauen getan. Es war ein Riesenkick für sie, wenn denen der Mund offen stehen blieb.«
    »Und wie war es bei

Weitere Kostenlose Bücher