Der Schatten des Chamaeleons
waren Mädchen - und sie waren wirklich brutal. Der Junge hat nicht mehr getan, als den armen alten Kerl vollzupissen, und das auch nur, weil die Mädchen ihn dazu gezwungen haben. Das Ganze war so krank.«
»Wie haben Sie sie verscheucht?«, fragte Susan noch einmal.
»Ich habe meine Augenklappe abgenommen - das hat gereicht«, sagte er, während er die dichtgedrängte Straße entlangblickte. »Am besten halten Sie sich hinten an meiner Jacke fest. Der Kerl hatte recht, als er sagte, wir würden drängeln müssen.«
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>>>Freitag, 10. August 17:17
Brutaler Überfall auf Mann in Bermondsey
Der Londoner Rentner Walter Tutting, 82, erlitt heute bei einem brutalen Überfall lebensbedrohliche Kopfverletzungen. Er wurde auf die Intensivstation des St.-Thomas-Krankenhauses gebracht, nachdem er vor dem Eingang eines leerstehenden Geschäfts in der Gainsborough Road in Bermondsey zusammengebrochen war.
Mr. Tutting befindet sich laut Aussage des Krankenhauses in »kritischem« Zustand. Es ist nicht bekannt, ob er Angaben über die Person machen konnte, die ihn überfallen hat.
Jim Adams, 53, und Barry Filder, 36, die Renovierungsarbeiten in dem betreffenden Laden ausführten, fanden Mr. Tutting, als sie aus der Mittagspause zurückkamen. »Es ging ihm sehr schlecht«, sagte Jim Adams. »Wir konnten es nicht glauben, dass niemand ihm geholfen hatte. Aber wahrscheinlich dachten die Leute, er wäre betrunken.«
Die Polizei sucht währenddessen nach Zeugen. Ein Sprecher sagte: »Das Verbrechen ist um die Mittagszeit verübt worden. Es muss Leute geben, die es beobachtet haben. Wir vermuten, dass Mr. Tutting die Gainsborough Road überquerte, bevor er vor dem Laden zusammenbrach. Etliche Autofahrer müssen ihn gesehen haben.«
Er wollte sich nicht dazu äußern, ob die Polizei diesen Überfall mit den jüngsten Morden an drei Männern im Bezirk SE1 in Verbindung bringt. Harry Peel, Martin Britton und Kevin Atkins starben alle an schweren Kopfverletzungen.
Der gesamte Verkehr kam zum Erliegen, als ein Teil der Gainsborough Road von der Spurensicherung abgesperrt wurde. Laut Zeugenberichten hat die Polizei in einer Seitengasse gegenüber von dem leerstehenden Laden, wo Mr. Tutting gefunden wurde, Blutspuren entdeckt. Die Gasse führt zu Mr. Tuttings Haus, das vorläufig von der Polizei versiegelt wurde.
Mr. Tutting ist Witwer. Er hat drei Kinder und sieben Enkelkinder. Seine Tochter Amy, 53, kümmert sich um ihn.
10
Ihr Weg führte Acland und Susan zum anderen Ende der Murray Street. Als sie der Straße in Richtung Gainsborough Road folgten, sahen sie vor dem Bell zahlreiche Leute mit Gläsern in der Hand stehen. Unglücksfälle waren anscheinend gut fürs Geschäft.
Susan ging langsamer. »Wir haben uns wohl einen ziemlich ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht«, sagte sie. »Jackson wird bei dem Betrieb wahrscheinlich gar keine Zeit für uns haben.«
Acland teilte ihr Widerstreben. Er meinte unter den Umstehenden einen der Broker zu erkennen. »Vielleicht sollten wir das Ganze lieber auf morgen verschieben.«
Susan schüttelte den Kopf. »Die beiden wissen, dass wir kommen. Ich habe mit Daisy gesprochen, ehe wir losgefahren sind.« Sie kramte ihr Handy heraus und scrollte nach Nummern, von denen sie wusste, dass sie nicht gespeichert waren. »So was Dummes. Ich habe beide Male übers Festnetz telefoniert. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als uns durchzudrängen.«
»Wir könnten woandershin gehen und warten, bis die Polizei die Straße freigibt«, schlug Acland vor. »Das kann ja nicht ewig dauern.« Er hätte sich am liebsten verkrochen.
Möglich, dass Susan das verstand. Sie legte ihm die Hand auf den Arm, bewusst nur ganz leicht, um zu vermeiden, dass er wie üblich abweisend reagierte. »Keine Sorge. So schlimm wird es schon nicht werden.«
Sie täuschte sich gründlich. Als Acland das Pub betrat, stürmten
ihm sofort vier Kriminalbeamte entgegen, entrissen ihm den Seesack und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Er war so überrascht, dass er sich nicht wehrte, aber als einer der Beamten ihm Handschellen anlegte und ihm mitteilte, er sei festgenommen, bemerkte er, wie Daisy, die vor ihm stand, Susan Campbell zunickte.
Die Festnahme erfolgte so schnell und professionell, dass nur wenige der Gäste überhaupt merkten, was geschah. Keine dreißig Sekunden nachdem er das Pub betreten hatte,
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