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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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erkannten. Sonst hätten wir gar nicht gewusst, wo wir anfangen sollen.«
    Nachdenklich sagte der Superintendent: »Er entspricht dem Typ, den wir suchen - ehemaliger Militärangehöriger, leicht erregbar, gestern Abend eine Schlägerei, heute Morgen ein unfreundlicher Zusammenstoß mit einem Zweiundachtzigjährigen, kampfstark, hasst jede Art von Berührung. Wieso hatte er eine Psychiaterin im Schlepptau?«
    »Dr. Campbell zufolge ist sie nur eine Freundin.«
    »Warum hat sie ihn ins Bell begleitet?«
    »Zur moralischen Unterstützung. Ihm war die Sache von gestern Abend peinlich, und er wollte der Wirtin nicht allein gegenübertreten.«
    »Der Wirtin, die zufällig auch Ärztin ist.« Es war mehr Feststellung als Frage.
    »Ja. Sie ist allem Anschein nach ein ziemliches Original. Heißt Jackson und arbeitet als Notärztin. Ich habe bei ihrer Notdienststelle eine Nachricht hinterlassen, dass sie so bald wie möglich herkommen soll.« Er schwieg einen Moment. »Das ist übrigens ein weiterer Grund, warum ich Lieutenant Acland im Fall Tutting nicht für den Täter halte. Wenn man Susan Campbell glauben
darf, bot Dr. Jackson ihm ein Zimmer im Pub an, und er wollte dort einziehen, weil es ihm in seiner alten Wohnung nicht mehr gefiel. Ich frage mich, wieso hätte er so bald, nachdem er einen alten Mann fast erschlagen hatte, sich im Bell blicken lassen sollen? Er muss doch gewusst haben, dass es dort von Polizei wimmeln würde.«
    »Er hat nicht damit gerechnet, dass Tutting noch eine Beschreibung von dem Täter geben konnte.«
    »Aber er hätte sich doch nicht darauf verlassen können, dass andere Zeugen den Mund halten würden. Es war helllichter Tag, und mit der Augenklappe fällt er auf. Er hätte damit rechnen müssen, dass jemand ihn beobachtet hatte - wenn auch nur in der Gainsborough Road.«
    Jones zuckte mit den Schultern. »Es gibt immer wieder Perverse, die zum Ort ihres Verbrechens zurückkehren. Sie ergötzen sich an der Bedeutung, die sie plötzlich erlangt haben.« Er blickte wieder zum Bildschirm. »Mich interessiert mehr, warum diese Ärztinnen offenbar ganz verrückt darauf sind, dem Mann zu helfen. Warum braucht er ihre Hilfe? Was fehlt ihm?« Er stand auf. »Sagten Sie, dass Dr. Campbell noch hier ist?«
    »Ja.«
    »Dann wollen wir uns doch noch einmal mit ihr unterhalten.«
     
    Aber Susan konnte oder wollte Fragen nach Aclands Gesundheitszustand nicht beantworten. »Er ist nicht mein Patient. Ich bin nur mit ihm bekannt.«
    Der Superintendent nickte. »Das verstehe ich, Dr. Campbell, aber wir möchten ja nur wissen, ob Sie als Bekannte ihn für geistig und körperlich fähig halten, Fragen zu beantworten. Es ist weder in seinem noch in unserem Interesse, dass die Auskünfte, die er uns gibt, später nicht als Beweismittel zugelassen werden.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na gut - Ich würde sagen, er ist bei Sinnen und vernehmungsfähig, wenn Sie das meinen.«

    »Sie haben dem Sergeant erzählt, dass er an Migräne leidet.«
    »Von Zeit zu Zeit. Er hatte gestern Abend einen schlimmen Anfall, deshalb bezweifle ich, dass er so bald den nächsten bekommen wird. Sie werden es merken, wenn es so weit ist. Er wird kreidebleich und übergibt sich.«
    »Hat gestern Abend ein Migräneanfall den tätlichen Angriff ausgelöst?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich war nicht dabei und habe ihn nicht danach gefragt.«
    »Weiß es Dr. Jackson vielleicht? Hat sie ihn deshalb bei sich übernachten lassen - um zu verhindern, dass er um sich schlägt, wenn er Migräne hat?«
    Susan reagierte mit einem überraschten Lachen. »Guter Gott! Das ist wirklich eine unerhörte Schlussfolgerung, die Sie da ziehen, Superintendent. Zu Ihrer Information, ich weiß von keinem Fall, bei dem Charles während eines Migräneanfalls tätlich geworden ist. Wenn Sie ihn selbst fragen - oder auch Dr. Jackson, die den Zwischenfall gestern Abend ja miterlebt hat -, werden Ihnen zweifellos beide sagen, dass er vor Schmerzen kaum fähig war, sich überhaupt zu bewegen.«
    »Und im Vorfeld eines solchen Anfalls? Wie oft ist er da tätlich geworden?«
    »Meiner persönlichen Erfahrung gemäß nie. Charles hat sich in meinem Beisein immer absolut angemessen verhalten.«
    »Aber Sie wissen von dem Zwischenfall gestern Abend?«
    »Nur, dass er stattgefunden hat. Ich habe keine Ahnung, was dazu führte. Haben Sie den anderen Beteiligten gefragt? Im Allgemeinen gehören ja zwei dazu, nicht wahr?«
    Jones sah sie lange schweigend an. »Warum meinen

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