Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
Vom Netzwerk:
geschlagen?«
    Beale wich einer Antwort aus. »Was passierte, nachdem Sie ihn losgelassen hatten?«
    »Nichts. Ich bin gegangen.«
    »Wohin?«
    »Nach Hause.«
    »Wo ist das?«, fragte Khan.
    Acland nannte die Adresse seiner Wohnung.
    »Haben Sie noch einen Abstecher gemacht, bevor Sie nach Waterloo zurückkehrten?«

    »Nein.« Acland blickte wieder auf die Fotografie. »Ich bin direkt nach Hause.«
    »Wann sind Sie angekommen?«
    »Elf - zwölf. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Hat jemand Sie gesehen?«
    Acland nickte. »Die Frau von oben und ein Nachbar von nebenan.«
    »Wissen Sie die Telefonnummern der beiden?«
    »Nein.«
    »Namen?«
    »Den des Nachbarn weiß ich nicht. Die Frau oben nennt sich Kitten. Am Türschild steht Sharon Carter, also wird das wohl ihr richtiger Name sein.« Er wartete, während Khan schrieb. »Was soll ich eigentlich beobachtet haben?«
    Beale sah ihn einen Moment schweigend an. »Mr. Tutting wurde heute gegen dreizehn Uhr fünfzehn ins Krankenhaus eingeliefert.«
    »Wer ist Mr. Tutting?«
    »Dieser Mann.« Beale tippte auf die Fotografie. »Mit dem Sie vor der Bank einen Zusammenstoß hatten.«
    »Was fehlt ihm denn?«
    Beale wich wieder aus. »Er ist auf der Straße zusammengebrochen.«
    »Das tut mir leid.« Wieder richtete Acland den Blick auf das Foto. »Er hatte mehr Mumm in den Knochen als die meisten Leute seines Alters. Er sagte, ich soll mir ein Schild auf den Rücken kleben, damit jeder weiß, was für ein übellauniger Kerl ich bin.«
    Jones gab einem anderen Mann seines Teams ein Zeichen. »Gehen Sie rein und holen Sie Beale und Khan raus - aber lassen Sie das Foto auf dem Tisch liegen. Wir lassen Acland jetzt noch mal zehn Minuten schmoren. Ich möchte sehen, was er tut. Khan soll sich um diese Kitten kümmern. Wir müssen die Zeitangaben überprüfen.«

    Acland zeigte nicht das geringste Interesse an dem Foto, als die Beamten gegangen waren. Nachdem er ein, zwei Minuten lang vor sich hingestarrt hatte, stand er auf, stützte beide Hände auf den Boden und führte einen perfekt gelungenen Handstand an die Wand aus. Er blieb eine volle Minute in dieser Haltung, bevor er eine Reihe von Handstandstützen begann, bei denen er die Stirn langsam bis fast zum Boden hinuntersinken ließ, ehe er die Arme ebenso langsam wieder durchstreckte.
    »Er hat Kraft«, stellte Jones fest, »aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei Migräne viel hilft.«
    Inspector Beale, ein hochgewachsener, hellhaariger Mann Mitte dreißig und Jones’ rechte Hand im Ermittlungsteam, beobachtete den Bildschirm über die Schulter des Superintendent hinweg. »Weiß er, dass er gefilmt wird?«
    »Und wenn?«
    »Diese Handstandstützen sind verdammt anstrengend. Wenn man so mager ist, ist es wahrscheinlich ein bisschen einfacher - da muss man weniger Gewicht stemmen. Aber trotzdem... Vielleicht will er uns etwas sagen damit.«
    »Was denn?«
    »Dass er den längeren Atem hat. Ich habe ein einziges Mal so eine Handstandstütze probiert und bin gleich beim ersten Versuch nicht mehr hochgekommen.«
    »Was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
    »Ganz ehrlich?« Beale überlegte einen Moment. »Es würde mich wundern, wenn er unser Mann wäre. Zu direkt in seinen Reaktionen. Das Foto hat ihn überhaupt nicht berührt, und vor der Beantwortung meiner Fragen hat er nicht ein Mal gezögert. Ich glaube nicht, dass er mir diese Geschichte mit Walter Tutting erzählt hätte, ich meine, dass der ihn einen übellaunigen Kerl nannte, wenn er dem armen alten Kerl eins über die Rübe gegeben hätte.«
    »Wer weiß. Schauen Sie sich diese Selbstbeherrschung an - als hätte man ein Metronom vor sich.« Jones schwang seinen Drehstuhl
herum, so dass er den Inspector ansehen konnte. »Okay, sagen wir, Sie haben recht. Warum hat Tutting den Sanitätern erzählt, ›der Kerl mit der Augenklappe von der Bank‹ hätte ihn niedergeschlagen? Wollen Sie sagen, dass heute zwei Männer mit Augenklappen vor der Bank waren und Tutting mit beiden aneinandergeraten ist?«
    »Nein, aber Tutting hat sehr schnell das Bewusstsein wieder verloren, und seine Tochter sagte, dass er manchmal vergisst, wo er wohnt... es könnte also sein, dass er die beiden Zwischenfälle durcheinandergebracht hat. Vielleicht hat er den Schläger überhaupt nicht gesehen und nur angenommen, es wäre derselbe Mann.« Er wies zum Bildschirm. »Der Bursche ist doch nur ins Spiel gekommen, weil die Streifenbeamten ihn nach der Beschreibung von gestern Abend

Weitere Kostenlose Bücher