Der Schatten des Chamaeleons
hatten Sie das Handy nicht bei sich.«
Er fuhr wütend herum. »Ich hatte es nie bei mir«, fuhr er sie an, »aber das wird die Schweine bestimmt nicht daran hindern, mich zu beschuldigen. Niemals werden sie glauben, dass das Zufall ist. Sie werden behaupten, Ben hätte das Zeug für mich verwahrt - und unser Treffen wäre ausgemacht gewesen.«
Jackson ließ einen Moment Stille einkehren. »War es das?«, fragte sie dann ruhig.
Acland war nahe daran, völlig außer sich zu geraten. »Ich habe seinen Namen zum ersten Mal gehört, als Chalky Ihnen sagte, wie er heißt.«
»Weiß er Ihren Namen?«
Acland schüttelte zornig den Kopf, als wäre die Frage belanglos.
»Und Chalky? Kennt er Sie unter einem anderen Namen als Lieutenant?«
»Nein.«
»Dann dürfte es Ben schwerfallen, Sie in irgendetwas hineinzuziehen, was er angestellt hat«, erklärte sie ruhig. »Wenn es ihm so schlecht ging, dass er ins Koma fiel, wird er sich wahrscheinlich nicht einmal an Sie erinnern.« Sie schaltete den Computer aus. »Sie mögen kein Vertrauen zur Polizei haben, aber im Allgemeinen greifen sie Beweise nicht einfach aus der Luft - und ein vereinbartes Zusammentreffen würde ein gewisses Vorauswissen über die andere Person erfordern, wie zum Beispiel Namen oder Aussehen.«
Doch diese logischen Überlegungen schienen Aclands Zorn eher anzufachen, als ihn zu zähmen. »Behandeln Sie mich nicht wie einen Schwachsinnigen«, warnte er.
»Dann gebrauchen Sie Ihren Verstand«, murmelte Jackson. Sie griff nach ihrer Arzttasche und hob sie auf den Schreibtisch. »Kein Mensch wird sich für Sie interessieren. Man wird diesen armen Jungen durch die Mangel drehen - sobald er so weit auf dem Damm ist, dass er Fragen beantworten kann. Und mich genauso,
wenn ich irgendetwas Wichtiges von Atkins’ SIM-Karte gelöscht habe.«
»Sie hätten die Finger davon lassen sollen.«
»Kann sein, aber der Mann, dem das Handy gehört hat, ist ermordet worden. Ich würde daher sagen, dass ich richtig gehandelt habe.«
»Das würden Sie vielleicht anders sehen, wenn Sie sechs Stunden in einem Vernehmungsraum festgehalten worden wären.«
»Das bezweifle ich«, widersprach sie kühl. »Ich gerate nicht so leicht in Panik wie Sie anscheinend.«
Acland schlug mit der flachen Hand krachend auf den Schreibtisch. »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen mich nicht wie einen Schwachsinnigen behandeln.«
Jackson zuckte mit den Schultern. »Sie lassen mir ja gar keine Wahl. Wenn Sie Respekt verlangen, dann versuchen Sie erst mal, mit Ihrer Angst umzugehen, ohne gleich auszurasten.«
»Ich habe ja gewusst, dass ich nicht in Ihr Auto steigen sollte.« Wütend beugte er sich vor und schob sein Gesicht dicht an ihres heran. »Jedes Mal, wenn ich mich auf eine Frau verlasse, werde ich nach allen Regeln der Kunst verarscht - ich hab’s einfach satt.«
Sie erwiderte ungerührt seinen Blick. »Wenn Sie so weitermachen, bekomme ich bald selbst Zweifel an Ihnen. Hören Sie jetzt auf - oder wollen wir diese Farce weiterspielen? Ich habe überhaupt keine Lust, mich von Ihnen einschüchtern zu lassen, nur damit Sie sich besser fühlen.«
Widerwillig richtete Acland sich auf und trat einen Schritt zurück. »Woher soll ich wissen, dass nicht Sie das alles eingefädelt haben? Ihre Freundin hat mich heute schon einmal der Polizei ausgeliefert.«
Jackson stand auf. »Hören Sie mir mit Daisy auf. Ich habe der Polizei lediglich gesagt, dass Sie bestimmt wiederkommen würden. Und ehe Sie jetzt gleich wieder losgehen wie eine Rakete - wir wurden nur nach der Schlägerei im Pub befragt und ob wir
wüssten, wo Sie zu erreichen seien. Ich habe das erste Mal von der Sache mit Walter Tutting gehört, als Sie festgenommen wurden - und Daisy genauso.«
»Sie hat die Polizei auf mich aufmerksam gemacht, als ich zur Tür hereinkam.«
»Was hätte sie denn anderes tun sollen! Sie hatten einen ihrer Gäste angegriffen, und Daisy muss zusehen, dass sie ihre Lizenz nicht verliert.« Jackson schüttelte den Kopf über Aclands finsteres Gesicht. »Was haben Sie denn erwartet? Dass sie alles, wofür sie geschuftet hat, aufs Spiel setzen würde, nur damit Sie Armer nicht das Gefühl haben, dass das Leben unfair ist? Wenn es so ist, haben Sie schon sehr merkwürdige Vorstellungen von den Prioritäten anderer.«
»Ihre sind mir jedenfalls total unverständlich«, gab er aufgebracht zurück. »Warum haben Sie nach mir gesucht? Ich wäre längst über alle Berge, wenn Sie nicht Ihre Nase in
Weitere Kostenlose Bücher