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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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meine Angelegenheiten gesteckt hätten. Der Junge geht mich nichts an. Ich hätte den Krankenwagen gerufen und wäre verschwunden.«
    »Das Handy wäre trotzdem gefunden worden, und es wäre so oder so herausgekommen, dass es Kevin Atkins gehört«, entgegnete sie. »Und wenn Sie verschwunden wären, hätten Sie sich erst recht verdächtig gemacht. Glauben Sie vielleicht, Chalky hätte nicht erzählt, dass der dritte Mann in dem Hinterhof ein Lieutenant mit einer Augenklappe war?«
    »Die Polizei wäre gar nicht ins Spiel gebracht worden. Wir hocken doch jetzt nur in dieser Scheiße, weil Sie so ein Kontrollfreak sind. Wenn Sie die Finger von der Sache gelassen hätten, wäre das Handy unberührt im Rucksack geblieben, und der Betreiber hätte es nie orten können.«
    »Und das wäre Ihnen lieber?«
    »Ja.«
    »Na schön«, sagte sie abrupt. »Dann verduften Sie und Chalky am besten. Er will wahrscheinlich genauso wenig etwas mit einer Morduntersuchung zu tun haben wie Sie.« Sie schob
ihr eigenes Handy in ihre Jacke und steckte das gestohlene zusammen mit dem Cellboost in einen Umschlag, den sie in ihrer Arzttasche verstaute. »Sie können sich jetzt aus dem Staub machen. Ich werde auf der Polizeidienststelle Southwark keinen von Ihnen beiden erwähnen, es sei denn, man fragt mich direkt, ob Sie hier waren.«
    Acland pflanzte sich vor ihr auf. »Und was soll das bringen, wenn die Sanitäter uns gesehen haben?«
    Jackson drängte sich an ihm vorbei, um den Rucksack aufzuheben. »Die Polizei interessiert sich nicht für irgendwelche Sanitäter, wenn sie Kevin Atkins’ Telefon hat«, entgegnete sie schneidend. »Für die wird nur der kranke Junge da oben interessant sein. Oder reicht Ihr Hirn nicht aus, um das zu begreifen?«

15
    Auf dem Weg zum Auto führte Jackson diverse Telefongespräche und schmetterte damit sämtliche Versuche Aclands ab, mit ihr zu reden. Ob sie ihn absichtlich auflaufen ließ oder ob die Telefonate notwendig waren, konnte er nicht sagen. In dem einen bat sie um einen Bericht über Bens aktuellen Zustand und erwähnte, dass höchstwahrscheinlich die Polizei mit ihm würde sprechen wollen; ein anderes diente der Mitteilung, dass sie persönlich den Rucksack in Obhut genommen hatte; und mit dem letzten entschuldigte sie sich bei ihrer Zentrale und sagte, sie habe noch auf der Polizeidienststelle Southwark East zu tun und werde eine weitere Stunde nicht erreichbar sein.
    Sie war Acland voraus, als sie auf den Parkplatz kamen, und bekam sofort Chalkys ganze alkoholgeladene schlechte Laune ab. »Wurde langsam Zeit, verdammt noch mal«, knurrte er. »Sie haben wohl gedacht, ich geb auf und verschwinde, wenn Sie lang genug wegbleiben? Haben’s auf meine Sachen abgesehen, was?«
    Ohne ihn zu beachten, schloss Jackson den Wagen auf und legte ihre Tasche und Bens Rucksack auf den Rücksitz. »Tut mir leid, wenn wir Sie haben warten lassen«, sagte sie dann durchaus freundlich. »Der Kofferraum ist offen, Lieutenant. Wollen Sie Chalky seine Sachen herausgeben und sich Ihre eigenen holen?«
    Der Corporal war sofort da, um zu verhindern, dass Acland
irgendetwas aus dem Kofferraum nahm. »Ich mach das selber, vielen Dank.« Er warf den Seesack hinaus, hakte dann seine Finger in die Henkel der restlichen Tüten und abgerissenen Taschen. »Was ist los?«, fragte er Jackson argwöhnisch, als er wieder vom Wagen wegtrat.
    »Das soll Ihnen der Lieutenant erklären.«
    »Wo bringen Sie den Rucksack von dem Jungen hin?«
    »Zur Polizei.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Alles, was er da drin hat, ist ehrlich erworben.«
    »Dann besteht ja kein Anlass zur Sorge«, meinte Jackson, die wartete, während Acland den Kofferraum zumachte. »Sie können gern mitkommen, wenn Sie wollen - dann können Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: sich eine Quittung für den Rucksack geben lassen, damit nichts wegkommt, und sich bei den Bullen dafür verbürgen, dass der Junge ehrlich ist. Also, wie steht’s?«
    »Kommt drauf an, was Sie gefunden haben.«
    »Ein Handy, das ihm nicht gehört.«
    Chalky prustete ungläubig. »Dafür wollen Sie ihn doch nicht in den Knast bringen. London ist voll von geklauten Handys. Nichts ist leichter, als ein Handy mitgehen zu lassen. Das ist kein Grund, dem Kleinen das Leben schwer zu machen.«
    »Das Handy hat einem Mann gehört, der ermordet wurde, Chalky.«
    Er starrte sie mit blutunterlaufenen Augen an. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab mir das Ding vorgenommen, und jetzt

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