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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Rs und weichen Chs und all der Redeschwälle auf Gälisch überdrüssig geworden ...
    Plötzlich wurde ihr Koffer hinter ihr vom Trottoir hochgehoben. Sie wirbelte herum und wollte schon Zeter und Mordio schreien. Stattdessen tat sie einen verblüfften Ausruf.
    Hinter ihr stand Robert Francis Cameron Mac Cameron und hielt den Griff ihres Koffers in der Hand. Er sah viel weniger gepflegt aus als sonst. Sie war überrascht, ihn vor sich zu sehen, nein, sie war wie betäubt, denn damit hatte sie niemals gerechnet, und sie konnte nichts anderes tun, als ihn entgeistert anzustarren.
    Er sah entsetzlich aus. Seine Lippe war aufgeplatzt und sein Veilchen nahm langsam eine violette Färbung an. Auch über seinem anderen Auge zeigte sich ein Bluterguss, direkt unter dem Haaransatz. Außerdem war er ziemlich grün im Gesicht.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte sie unwillkürlich.
    »Das waren die Fäuste Ihres Schwagers.«
    »Da möchte ich ja nicht wissen, wie er aussieht«, sagte sie mit einem leisem Pfeifen.
    »Ich habe ihn nicht angerührt«, sagte er knapp und sah dabei aus, als hätte er ihm durchaus gerne den einen oder anderen kräftigen Fausthieb verpasst. »Ich dachte, es sind mittlerweile schon genügend Mitlieder Ihrer Familie sauer auf mich, da muss ich zu dieser Liste nicht auch noch Ihre Schwester hinzufügen.«
    Nun, da hatte er recht. Sie senkte den Blick und sah, dass seine Hand auf ihrer lag, seine narbige, starke, einstmals-mittelalterliche-aber-jetzt-nicht-mehr-mittelalterliche Hand. Er stand so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Haar spüren konnte.
    »Was tun Sie hier?«, flüsterte sie.
    Er löste ihre Finger vom Koffergriff und fasste sie am Ellbogen. »Das sage ich Ihnen an einem ruhigeren Ort, wenn es Ihnen recht ist.«
    Das rüttelte sie auf. »Vielen Dank, lieber nicht. Ich bin erst kürzlich mit Ihnen an einem ruhigen Ort gewesen, und das ist nicht so gut für mich ausgegangen.«
    »Sunshine, lassen Sie mich nicht länger betteln«, sagte er ruhig. »Ich garantiere Ihnen, ich knie mich hier auf offener
    Straße vor Sie hin und mache Ihnen eine Szene. Kommen Sie einfach mit. Bitte. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.«
    Sie legte die Arme um ihren Körper und blickte zwar mit trockenen Augen, aber in größter Seelenqual zu ihm auf. »Über was in aller Welt wollen Sie denn noch mit mir sprechen?«
    Er holte tief Luft. »Über 1375.«
    Plötzlich drehte sich alles um sie herum. Sie streckte die Arme aus und klammerte sich an seinem Hemd fest, um nicht umzukippen. Vielleicht hätte sie besser die Finger von Madam Gies’ vegetarischem Omelette gelassen. Sie hatte gewusst, dass sie dafür büßen müsste, und wie es aussah, behielt sie recht.
    »Ich fühle mich auf einmal ganz schwach ...«, flüsterte sie.
    Sie spürte nicht mehr, wie sie aufs Trottoir sank.
    Sie erwachte von einem heftigen Schaukeln und Holpern und dachte zuerst, sie sei im Flugzeug eingeschlafen und würde durch eine Schlechtwetterfront fliegen. Sie flog nicht gern und hasste Turbulenzen. Es wurde ihr zwar nicht schlecht davon, aber sie bekam panische Angst. Ganz gleich, welche rationalen Erklärungen sie sich am Boden stets zurechtlegte; in 12000 Metern Höhe mochte sie es einfach nicht, wenn das Flugzeug wackelte.
    Dann merkte sie jedoch, dass sie sich gar nicht in einem Flugzeug befand, sondern in einem Taxi — und sie war nicht allein. Sie wollte sich aufsetzen, sah aber sofort Sternchen vor ihren Augen. Starke Arme drückten sie wieder sanft an eine Schulter, die sich unglaublich tröstlich anfühlte. Sie gab nur nach, weil sie dachte, sie müsste sich sonst vielleicht übergeben. Also schloss sie die Augen und kämpfte gegen den Schwindel an.
    »Können Sie bitte meine Termine für morgen absagen?«, sprach Cameron gerade in sein Handy. »Und über alles Weitere sage ich Ihnen später Bescheid. Danke, Emily. Bis dann.«
    Sunny hörte, wie er das Handy auf den Sitz legte, dann spürte sie seine Arme um ihren Körper.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er leise.
    »Ich fühle mich schrecklich.«
    »Das kann ich nachvollziehen, wirklich.« Er setzte sich anders hin und stöhnte dabei leise auf: »Ich glaube, Ihr Schwager hat mir etwas gebrochen.«
    »Er ist nicht besonders erfreut über Ihr Auftauchen.«
    »Das, liebe Sunny, ist eine ziemliche Untertreibung.«
    Sunny war versucht, die beruhigende Wärme in seinen Armen noch ein, zwei Minuten zu genießen, aber sie wusste, das würde sie später bereuen.

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