Der Schatten des Highlanders
dieses Versprechen würde er halten, sollten diese Ainsworths doch zur Hölle fahren. Was auch immer er tun musste, um sie — sicher - in seiner Nähe zu haben, würde er tun. Er vergrub sein Gesicht noch tiefer in ihrer Lockenmähne. »Den heutigen Tag habe ich fast nicht überlebt.«
»Ich auch nicht.«
Er hielt sie weiter eng an sich gedrückt, und sie zwang sich, regelmäßiger zu atmen. Er war so dankbar, sie in den Armen zu halten, und er würde alles dafür tun, dass er sie nie wieder loslassen musste.
Eine lange Weile später ließ er sie zurück auf ihre Füße gleiten. Er strich ihr mit der Hand übers Haar, rieb ihr beruhigend den Rücken und murmelte ihr so viele Dankesworte ins Ohr, dass er fürchtete, die Worte würden ihren Sinn verlieren.
Aber sie lockerte ihre verzweifelte Umarmung noch nicht, und auch er ließ sie nicht los.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er sich dazu durchringen konnte, sie zu einem Sessel hinüber zu tragen. Aber noch ehe er das tun konnte, löste sie ihre Umarmung und gab ihm einen Schubs.
»Ich hab genug«, sagte sie mit belegter Stimme und trat von ihm zurück. »Ich hab genug um dich geweint, du schrecklicher, verfluchter Kerl. Ich werde wegen dir niemals wieder eine Träne vergießen. Niemals.«
Er brachte fast ein Lächeln zustande. Fast. »Ich hoffe, ich gebe dir nie mehr Grund dazu.«
Sie legte sich die Arme um den Körper und sah ihn an, wobei ihr immer noch Tränen über die Wangen liefen. »Willst du wissen, warum ich noch hier bin?«
Ganz plötzlich war er gar nicht mehr so erpicht darauf, den Grund zu hören, denn er könnte ja anders lauten, als er zu hoffen gewagt hatte. Er schob die Hände in die Taschen. »Ich bin mir nicht sicher. Will ich es wissen?«
»Vielleicht.«
»Bitte schone mich.«
Sie lächelte nicht. »Ich bin hier, weil du mich einst mit deinem eigenen Leben beschützt hast«, begann sie mit leiser Stimme. »Damals hättest du mich per Handschlag zur Frau genommen, hätten da nicht drei Dutzend deiner mordlustigen Clanmitglieder vor der Tür gelauert. Du warst bereit, alle Annehmlichkeiten aufzugeben, um bei mir zu bleiben.« Sie schwieg eine ganze Weile, dann trafen sich ihre Blicke. »Mir scheint, ich sollte bereit sein, für dich dasselbe zu tun.«
Er hatte Mühe, das zu verdauen, und sah sie nur sprachlos an.
Sie blinzelte heftig, sah zur Decke hoch, dann gab sie nach und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Ich habe dir einmal gesagt, dass ich nicht deine Zuflucht sein will, aber ich habe meine Meinung geändert. Denn trotz allem, was du gestern gesagt hast, glaube ich, dass es genau das ist, was du brauchst.«
»Meine Zuflucht«, echote er und merkte, dass er das Wort kaum auszusprechen vermochte.
Sie nickte. »Das ist es, was ich dir anbiete. Mich, als deine Zuflucht. Wenn du mich haben willst.«
Sein Herz quoll über, und er konnte kaum klar denken. Was er aber genau wusste, war, dass er die Frau vor ihm gewaltig unterschätzt hatte. Sie konnte außergewöhnlich guten Tee kochen, hatte zarte, heilende Hände und ein Lächeln, das ihn von Sommerwiesen träumen ließ. Aber unter all diesem Liebreiz verbarg sich eine Frau mit so großem Mut, dass jeder mittelalterliche Laird, der seinen Verstand beieinander hatte, vor Dankbarkeit auf die Knie gefallen wäre, hätte er sie sein Eigen nennen können.
Und das Gleiche würde auch er tun, sobald er sie lange genug in seinen Armen gehalten hatte. Er holte tief Luft, streckte die Arme aus und zog sie an sich.
Sie umschlang seinen Hals und drückte ihn ebenfalls fest an sich. Ihre heißen Tränen benetzten seine Wange, und vermutlich wurde auch ihr Haar von seinen Tränen nass. Aber das war ihm gleichgültig. Dass sie bereit war, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten von seinen zurückzustellen ...
Es war der ergreifendste Augenblick in seinem Leben. Er war sich nicht sicher, wie lange er in ihrer Umarmung verharrt hatte, aber er versuchte, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.
Schließlich merkte er, dass Sunny ihm mit den Fingern durchs Haar fuhr und beruhigend auf ihn einredete. Er hob den Kopf und sah sie an.
»Wir zwei sind schon so ein Paar, nicht?«
Sie wischte ihm die Tränen von den Wangen. »Mir geht es ganz gut. Aber du bist vollkommen aufgelöst.«
Er musste unwillkürlich lächeln. »Ja, Liebes, das bin ich wirklich.«
Sie sah ihn ernst an. »Wie soll das alles funktionieren, Cam?«
Er wischte sich rasch mit der Manschette übers Gesicht,
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