Der Schatten des Highlanders
haben.«
»Wie lange seid ihr beiden schon hier?«, fragte sie heiser.
»Seit deiner allerersten Halluzination«, sagte Patrick unerbittlich. »Es war wirklich ein herrlicher Nachmittag.«
Cameron lächelte über Sunnys wenig herzliches Dankeschön. Er lächelte auch darüber, dass sie den Arm ausgestreckt und über sein Bein gelegt hatte, und dass sie wieder ausreichend bei Bewusstsein war, um beides zu tun. Er hatte Patrick MacLeod vertraut, aber in manchen Momenten hätte auch er am liebsten eine Flut an Verwünschungen über Patrick ausgeschüttet.
Aber jetzt, wo es so aussah, als ob Sunny überleben würde, fühlte er sich von einer großen Last befreit, und aus der Küche drang ein köstlicher Duft nach Essbaren, das wohl aus Patricks Haus hergeschafft worden war.
»Soll ich die Tür zumachen, damit du das Essen nicht riechen musst?«, fragte er plötzlich.
Sunny stöhnte nur. »Nichts kann meine Übelkeit noch weiter verstärken. Cam, ich will, dass du mit meinem Schwager nach draußen gehst und ihn dort vermöbelst.«
Patrick lachte. »Sunny, ich habe nur getan, was ich für nötig hielt. Nichts davon war als Rache für jene Nacht auf deiner Toilette in Seattle gedacht, wo ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt habe, nur weil ich es gewagt habe, an deinem Tisch ein Dessert zu essen.«
»Du hättest nicht drei Stücke Schokoladentorte essen sollen«, schalt sie. »Völlerei ist eine Sünde.«
»Lobelienglasur ist auch eine Sünde.« Patrick richtete den Blick auf Cameron. »Am besten lässt du sie ihre Desserts immer vorkosten, wenn du sie verärgert hast.«
»Du hast damals meine Schwester unglücklich gemacht«, sagte Sunny mit schwacher Stimme. »Das war die Rache dafür, dass sie zwei Wochen lang heulend vor Liebeskummer auf meiner Couch verbracht hat.« Sie rappelte sich mühsam hoch, um sich an Camerons Brust anlehnen zu können. »Es war überflüssig, diesem Tee, den du mir gemacht hast, Lobelie beizufügen. Du bist so rachsüchtig.«
»Ich wusste, dass du sowieso erbrechen würdest«, sagte Patrick. »Es hilft, die Dinge zu beschleunigen. Und es wird dich sicher aufmuntern, dass dein Liebster vorhin zum wiederholten Mal geschworen hat, mir etwas anzutun. Auch wenn der Gedanke daran mich nicht übermäßig ängstigt.«
Cameron schnaubte empört und legte die Arme um seine Liebste. »Wie kommt es, dass jeder MacLeod, der je das Licht der Welt erblickt hat, so unangebracht arrogant ist?«
»Weil wir auf ewig mit der Aufgabe betraut sind, unsere Nachbarn, die Camerons, zu besseren Menschen zu machen.«
»Werdet ihr beiden jetzt bald handgreiflich?«, fragte Madelyn lachend vom Eingang her.
Patrick lächelte seine Frau an. »Wir halten uns nur bei Laune. Cam hält das schon aus.« Er sah Cameron an. »Sunny nennt dich so. Macht es dir etwas aus, wenn wir dich auch so nennen?«
Cameron schüttelte den Kopf, obgleich er sich etwas überrumpelt fühlte. »Mein jüngster Bruder hat mich so genannt.«
»Ich sage es nicht gern, Kleiner, aber wir sind alle älter als du.« Patrick zuckte mit den Schultern. »Vielleicht kannst du uns trotzdem als Brüder betrachten.«
Cameron hätte sich eher ein Messer in die Brust gerammt, als zuzugeben, wie gerührt er war, aber es dauerte einen Augenblick oder zwei, bevor er ein Stirnrunzeln zustande brachte. Es war einer dieser Tage gewesen. »Ja, ich denke schon.« Er räusperte sich ausgiebig. »Ich bin auch sehr dankbar für die Hilfe heute. Ich bin nicht zu stolz, zuzugeben, dass ich sie gebraucht habe.«
Patrick rieb sich begeistert die Hände. »Es war uns wirklich ein Vergnügen. Wenn das Leben meiner Schwester nicht auf dem Spiel gestanden hätte, dann hätte mir das alles wirklich
Spaß gemacht. Ich bekomme heutzutage nicht mehr oft die Möglichkeit, irgendwelche Schurken zu jagen.«
»Dem Himmel sei Dank«, rief Madelyn aus der Küche.
»Du wirst dich eines Tages revanchieren«, fügte Patrick hinzu. »Schließlich tut man ja alles für die Familie, nicht?«
»Ja«, sagte Cameron gerührt. »Obgleich es schwer sein wird, mich bei euch für den Dienst zu revanchieren, den ihr heute meiner Braut erwiesen habt.« Er blickte zu Sunny hinunter und sah, dass sie ihn beobachtete. Er erwiderte ihr Lächeln. »Meinst du nicht auch, Liebes?«
»Sag mir, dass das nicht deine Vorstellung von einem angemessenen Heiratsantrag ist«, sagte sie. »Hier auf meiner Toilette?«
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Jetzt, wo es mir frei steht, wähle ich eine
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