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Der Schatten des Highlanders

Titel: Der Schatten des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Kopf ziehen könnte und ihn somit nicht mehr ansehen müsste. Sie schloss die Augen, als sie plötzlich spürte, wie er ihr das Haar aus dem Gesicht strich.
    »Wenn nötig vom Klo aus«, pflichtete er ihr bei. »Sie haben mir viel mehr Gastfreundschaft gewährt, als ich es verdient habe, und ich bin Ihnen dankbar dafür.« Er schwieg eine Weile. »Und ich bin Ihnen sehr dankbar für den Platz vor Ihrem Feuer.«
    Sie blickte ihn stumm an.
    Er zog ihr die Decke bis zu den Ohren hoch, strich ihr noch einmal über die Stirn und legte sich dann hin. Eine ganze Weile verharrte er schweigend. »Danke für die Zuflucht, Sunshine.«
    Sie konnte nicht antworten, sondern wartete, bis sein Atem gleichmäßiger wurde, dann drehte sie sich auf die andere Seite und holte viele Male tief Luft, um sich das Weinen zu verkneifen. Sie wollte nicht nur seine Zuflucht sein.
    Sie wollte wieder das sein, was sie einmal für ihn gewesen war.
    Sie hätte ihn am liebsten geschüttelt, um herauszufinden, ob er sich nicht an mehr erinnern könnte, als an das, was er auf Moraigs Schwelle gespürt hatte. Sie wollte ihn so heftig schütteln, bis er sie anflehen würde, damit aufzuhören. Sie wollte ihn am liebsten in die Ecke treiben, wo er keine andere Wahl hätte, als entweder zuzugeben, dass er wusste, wer und was er gewesen war, oder aber dass er keinen blassen Schimmer hatte, was geschehen war, bevor er den Schlag auf den Kopf erhalten hatte.
    Mit gleicher Intensität wollte sie aber vor ihm weglaufen -so weit weg, wie sie nur konnte. Sie fühlte sich innerlich so sehr zerrissen, dass sie erstaunt war, dass sie es überhaupt schaffte, nicht in herzzerreißendes Schluchzen auszubrechen.
    Vielleicht war er ja morgen früh, wenn sie aufstand, gegangen, und sie müsste diese Entscheidung nicht mehr treffen.
    Aber sie hegte diesbezüglich keine allzu große Hoffnung mehr.

18
    Cameron fachte Sunnys Kaminfeuer so leise wie möglich wieder an, dann rieb er sich fröstelnd die Arme und ging in die Küche, um Teewasser aufzusetzen. Es war Frühling, das sagte zumindest der Kalender, aber derzeit konnte er es kaum glauben. Allerdings hatte er 28 Lenze mit weit weniger Kleidung auf dem Leib und kärglicheren Essensrationen erlebt, daher hatte er keinen Grund, sich zu beklagen.
    Eigentlich hatte er überhaupt keinen Grund, sich über irgendetwas zu beklagen, vor allem nicht, seit ihm nicht mehr speiübel war. Er fühlte sich wunderbar, obgleich er den Verdacht hegte, dass Sunshine den Tee stärker als nötig zubereitet hatte. Vielleicht könnte er zu all ihren Reaktionen auf seine Person versuchter Mord durch Kräutertee hinzufügen.
    Aber zumindest hatte sie ihm gestattet, über Nacht dazubleiben. Entweder hatte er wirklich erbarmungswürdig ausgesehen, oder sie hatte einfach beobachten wollen, was jedes Mal mit ihm geschah, wenn er ihre Türschwelle überschritt. Es verursachte ihm dieselbe Art von Kopfschmerzen, die er in den letzten paar Wochen bei verschiedenen Anlässen verspürt hatte: an Sunshines Türschwelle, in Patrick MacLeods Burghof, wenn ihm Worte aus der Vergangenheit einfielen ...
    Cameron, reite zur MacLeod-Hexe.
    Seltsam, dass er seit Jahren nicht mehr an diese Aufforderung und auch nicht an die damalige Schlacht gedacht hatte. Er hatte sich auch nicht über die Erinnerungslücken bezüglich der Zeit nach jenen Kämpfen gewundert, sondern es war so, als wäre er bei einem Ausritt vom Pferd gefallen und in einem Jahrhundert, das definitiv nicht sein eigenes war, im
    Krankenhaus wieder aufgewacht. Zauberei? Davon war er zu jener Zeit fest ausgegangen.
    Er war sich nicht so sicher, ob er davon nicht immer noch überzeugt war.
    Er holte tief Luft und schob diese sinnlosen Gedanken beiseite, dann nahm er den Wasserkessel vom Herd, bevor er zu pfeifen anfing. Er goss das kochende Wasser über die Himbeerblätter, dann wartete er ab, bis der Tee gezogen hatte. Nachdem er einige weitere Minuten die Aussicht vor dem Fenster betrachtet hatte, schenkte er zwei Tassen Tee ein und ging hinüber, wo sich ihm ein anderer wunderbarer Anblick bot.
    Er setzte sich und widmete sich einer Tasse Tee, von der er ziemlich sicher war, dass sie seinem Magen gut bekommen würde. Und während er trank, sah er sich satt. Sunshine bot ein Bild des Friedens.
    Wie herrlich, ein Leben zu führen, bei dem man wusste, dass am folgenden Tag aufzuwachen ebenso angenehm war wie am Tag davor.
    Er beneidete sie darum.
    Plötzlich holte sie tief Luft, seufzte und schlug die

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