Der Schatten des Highlanders
Haferkörner hatten keine Angst davor, geschlachtet zu werden.«
Sie sah ihn einen Augenblick verwirrt an, dann musste sie lächeln.
Er war dankbar, dass er neben der Küchentheke stand und sich dagegenlehnen konnte, denn das war sicher das erste echte Lächeln, das er von ihr geschenkt bekam. Sofort wollte er mehr davon.
Ihr Lächeln erstarb viel zu rasch. Ihm folgte ein Blick, der zum Ausdruck brachte, dass sie zu einer Entscheidung gelangt war, was ihn betraf. Er verkniff sich jede Bewegung, um sie ihrerseits nicht zu einer zu verleiten, die ihm nicht gefallen würde.
Sie schob die Hände tief in die Hosentaschen und dachte nach. »Wir könnten uns von Patrick ein leckeres Frühstück erbetteln«, sagte sie gedehnt. »Da finden Sie vielleicht etwas, das Ihrem Geschmack eher entspricht.« Sie sah ihn forschend an. »Es sei denn, Sie haben heute Morgen schon etwas anderes vor.«
Cameron hatte keine 35 Winter überlebt, weil er strohdumm oder nicht fähig war, die Hintergedanken seiner Gegner zu erkennen. Sunny lenkte ihn in die Richtung, in der sie ihn haben wollte; darauf hätte er seine Burg verwettet. Aber das störte ihn nicht. Wenn das hieße, dass er ein, zwei Stunden länger in ihrer Gesellschaft verbringen konnte, dann würde er bereitwillig jeden Preis bezahlen, den sie ihm dafür abringen würde.
»Ich habe noch keine Pläne für heute«, sagte er. Außer darüber nachzugrübeln, über was er alles nicht nachgrübeln sollte. Oder sich zu fragen, wie er es anstellen könnte, sich ihre
Gesellschaft für mehr als nur diesen einen Tag zu sichern. Es war besser, nicht darüber nachzudenken.
»Also, gehen wir«, sagte er ohne Zögern. Er trat zu ihrem Kamin und kümmerte sich um das Feuer. Dann sah er sich im Cottage um, ob alles in Ordnung war, nahm ihre Jacke vom Garderobenhaken an der Tür und hielt sie ihr hin.
Sie zögerte nur leicht, bevor sie sich von ihm hineinhelfen ließ. Er warf sich seine eigene Jacke über, zog die Stiefel an und machte ihr die Tür auf. Er schaffte es fast, dem eisigen Schauer keine Beachtung zu schenken, der ihn durchlief, als er ihr über die Türschwelle folgte.
Er ging mit ihr ums Haus, versicherte sich, dass sein Pferd für eine Weile genug Futter und Wasser hatte, dann folgte er ihr auf einen schmalen, ausgetretenen Pfad.
»Bleiben Sie auf dem Weg«, sagte sie einmal und sah ihn über ihre Schulter hinweg an.
»Ich habe Stiefel an«, erwiderte er lächelnd. »Die Brennnesseln können mir nichts anhaben.«
»Ich spreche nicht von den Brennnesseln.«
Er schnaubte verächtlich. »Wollen Sie mir jetzt etwa irgendwelche Märchen über Geister und Gnome, Feen oder übernatürliche Phänomene erzählen, wie es die MacLeods so gerne tun?«
»Das Land der MacLeods hat wirklich etwas Unheimliches an sich«, erwiderte sie ernsthaft.
Das war schon immer so, hätte er fast hinzugefügt, biss sich aber gerade noch rechtzeitig auf die Zunge, um diesen ganzen Unsinn nicht auch noch zu unterstützen. Aber dennoch tauschte er mit ihr den Platz. »Lassen Sie mich vorangehen. Wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, dann passiert es mir zuerst.«
»Sehr ritterlich, Mylord.«
Er lächelte ihr über die Schulter hinweg zu.
»Das ist meine größte Schwäche.«
Sie lächelte, ein zögerliches Lächeln, das in ihm die Frage aufwarf, ob er nicht zusammen mit allem, was er gestern gegessen hatte, auch gleich noch seinen Verstand aus sich herausbefördert hatte. Wieso zum Teufel flirtete er mit einer Frau, die er nicht haben konnte?
Er musste verrückt sein.
Aber sie war wie der erste Sonnenstrahl des Sommers nach einem endlos kalten Winter und einem nasskalten, scheußlichen Frühling. Er wurde von demselben Gefühl überwältigt wie damals in seinem Büro, von diesem Behagen, das ihn allein schon beim Gedanken an ihren Namen durchrieselte. Am liebsten würde er einfach nur dastehen und sein Gesicht diesem Licht zuwenden. Die Heiligen mochten ihm beistehen.
Und ab und zu warf er einen Blick zurück, um zu sehen, ob sie ihm noch folgte, dann schließlich streckte er die Hand nach hinten aus und nahm die ihre. Sie entzog sie ihm nicht - was ihn überraschte -, aber er hatte nicht vor, eine Diskussion darüber anzufangen. Er genoss das Gefühl, seine Fingern mit ihren zu verschränken, eine gute Viertelstunde, bis sie in Sichtweite von Patrick MacLeods Burghof waren. Sunshine zog ihre Hand aus seiner und verbarg sie energisch in ihre Tasche. Er hätte protestiert, aber
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