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Der Schatten des Horus

Der Schatten des Horus

Titel: Der Schatten des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Rücken wurde krumm und die Schnauze lang und mein Speichel tropfte in Fäden auf den Sand. Ich sprang dem Wortführer an die Kehle und biss sie ihm durch und er hatte die schwärzeste Haut von allen.
    Die anderen aber flüchteten nicht in das Land hinter Kenset , um sich zu verstecken. Sie riefen: »Ja, ja, du kannst Lebende töten mit deinen Zähnen, aber das kann auch die Hyäne und sie nennen wir das niederste der Tiere. Wecke einen Kalten aus seinem Grab, dann erst glauben wir dir deine Macht!«
    Und sie brachten einen Mann, der auf einer Wanderung im heißen Sand der Wüste verdurstet war und in der Sonne verdörrt wie die Frucht des Aprikosenbaums. Sie bahrten ihn vor mir auf und wiederholten ihren Wunsch. Ich aber zögerte. Seth hatte mir in der Unterwelt gezeigt, wie man die Kalten behandelt, aber mir verboten, sie zurückzuholen. Die Männer brüllten und lachten und spotteten Seth und sangen lästerliche Lieder gegen ihn. Viele schwangen ihre Keulen und drohten, das Standbild des Seth zu zerstören. Meine Sippe drängte sich um mich und kein Sandkorn fand mehr Platz bis zum Horizont.
    »Hast du die Macht?«, riefen auch meine Leute.
    Da bat ich Seth um Verzeihung. Ich nahm das Harz, das weit entfernt aus den Bäumen gezapft wird und das alle myrrhe nennen, und rieb den Kalten damit ein. Ich legte meinen Mund an seinen Mund und bellte ihm neues Leben ein.
    Da stand er auf und kehrte zu seiner Familie zurück. Alle Männer der Welt jubelten Seth zu und nannten ihn den mächtigsten Gott von allen.
    Wie konnte ich damals den großen Fehler ahnen, den ich gemacht hatte?
    Der Freund eines Dummkopfs ist ein Dummkopf, der Freund eines Weisen ein Weiser.

11. Kapitel
    Kairo, Khan al-Khalili, Montag, 15 . Oktober 2007, 9 Uh r 30
    Dudelnde arabische Musik ergoss sich in ohrenbetäubender Lautstärke aus den Boxen des schmuddeligen Taxis und raubte den beiden Insassen auf der Rückbank die Nerven. Jetzt begann eine hohe Frauenstimme inbrünstig zu singen, in Sids empfindlichen Ohren klang es wie eine leiernde Schallplatte. Schweiß trat ihm aus jeder Pore, es musste schon mindestens dreißig Grad haben. Willkommen im Vorhof der Hölle!
    Schicksalergeben sah Sid aus dem Fenster. Die Straßen waren in einem Maße verstopft, wie er es selbst zur Rushhour aus New York nicht kannte. In der letzten halben Stunde waren sie kaum hundert Meter vorwärtsgekommen. Jede freie Lücke auf dem Asphalt wurde augenblicklich von einem niemals endenden Schwarm von Motorrad- und Mofafahrern blockiert. Selbst die Polizisten, die in stoischer Ruhe versuchten, den Verkehr zu regeln, wurden von ihnen in gewagten Manövern umkurvt. Sid konnte fühlen, wie sich eine feine Rußschicht nach der anderen auf seine Haut legte. Er kurbelte das Fenster hoch und sah auf die Uhr. Halb zehn, sie waren viel zu spät dran.
    Sid schloss die Augen und seufzte. Die halbe Nacht lang hatte er kein Auge zugetan. Lag es nun am Jetlag, an den Gesängen der Muezzin am frühen Morgen oder an Rascals Nähe? Er war sich nicht sicher. Über gar nichts mehr. Bei einem Frühstück aus geröstetem Weißbrot, verschrumpelten Oliven und etwas klebriger Marmelade hatte Rascal ihren Reiseführer studiert. Den Preis für eine Fahrt müsse man unbedingt vorher aushandeln, hatte sie verkündet. Vor dem Hotel hatten sie das klapprige Fiat-Taxi herangewinkt und sich mit dem vollbärtigen Fahrer auf fünf ägyptische Pfund geeinigt.
    Der Wagen ruckelte. Endlich passierten sie die überlastete Kreuzung und kurvten auf einen weitläufigen Platz. Vor der Moschee, die seine Nordseite beinahe komplett einnahm, wedelte der Fahrer mit dem Arm. »Midan Hussein!«, brüllte er gegen die Musik an. » Look, head! «
    Rascal schaute vom Lonely Planet auf und nickte. »Hussein war der Enkel des Propheten Mohammed«, bestätigte sie. »Sein Kopf ist hier angeblich beigesetzt, das ist eines der bedeutendsten islamischen Heiligtümer Ägyptens!«
    Sid schauderte. Warum bloß gab es in fast allen Religionen den Brauch, die Körperteile von Heiligen aufzuheben? Husseins Kopf, Theresas Arm ode r – Setepenseths Her z …
    Ein Wortgefecht vor den kleinen Cafés am Eingang des Khan al-Khalili riss ihn aus seinen Gedanken. Erstaunt musste er feststellen, dass Rascal und der Fahrer bereits ausgestiegen waren und lauthals miteinander stritten. »Fünf Pfund waren ausgemacht!«, schrie Rascal den Mann an.
    Der Fahrer bemühte sich sichtlich, verwirrt auszusehen. Offensichtlich zog er diese Masche nicht

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