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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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habt und was sie antworteten?« Statt einer Antwort erwiderte sie seinen ernsten, fragenden Blick, und dann ging sie zur Tür. Plötzlich schwebte eine kleine Lichtkugel vor ihr her, so hell wie eine Laterne, und beleuchtete ihren Weg.
    Mat wußte, daß er jetzt Ruhe geben sollte. Sie einfach gehen lassen und hoffen, sie werde vergessen, daß er jemals hier unten gewesen war. Aber in ihm brannte immer noch der Zorn. All diese lächerlichen Sachen, die sie gesagt hatte. Na ja, vielleicht stimmte es, wenn Moiraine dieser Meinung war, aber er hätte am liebsten diese Burschen beim Kragen gepackt, oder was eben bei diesen eigenartigen Hüllen als Kragen zu bezeichnen war, und sie bezwungen, ihm ein paar Sachen zu erklären.
    »Warum kann man nicht zweimal hingehen, Moiraine?« rief er ihr nach. »Warum nicht?« Er hätte beinahe gefragt, warum sie sich wegen Eisen und Musikinstrumenten sorgten, aber er biß sich auf die Zunge. Er konnte ja nichts davon wissen, ohne zuzugeben, daß er sie durchaus verstanden hatte.
    Sie blieb an der Tür zum Gang kurz stehen, aber es war unmöglich, zu sagen, ob sie nun den Ter'Angreal anblickte oder Rand. »Wenn ich alles wüßte, Matrim, bräuchte ich keine Fragen zu stellen.« Sie spähte noch einen Moment länger in den düsteren Raum hinein - bestimmt sah sie Rand an - und schritt ohne ein weiteres Wort davon.
    Eine Weile lang sahen sich Rand und Mat stumm in die Augen.
    »Hast du eigentlich herausgefunden, was du wissen wolltest?« fragte Rand schließlich. »Und du?« Eine hell strahlende Flamme erschien plötzlich über Rands Handfläche. Nicht die glatte Lichtkugel der Aes Sedai, sondern eher das unregelmäßige Leuchten einer Fackel. Als Rand sich zum Gehen wandte, setzte Mat noch eine Frage drauf: »Wirst du wirklich zuschauen, was die Weißmäntel zu Hause bei uns alles anstellen? Du weißt, daß sie bestimmt nach Emondsfeld kommen werden. Wenn sie nicht schon dort sind. Gelbe Augen und der blutige Wiedergeborene Drache. Es ist einfach zuviel.« »Perrin wird alles tun, was in seiner Macht steht, um... um Emondsfeld zu retten«, antwortete Rand mit Schmerz in der Stimme. »Und ich muß tun, was notwendig ist, sonst fällt mehr als nur Emondsfeld und an Schlimmeres als die Weißmäntel.« Mat stand da und beobachtete, wie der Schein dieser Flamme langsam schwächer wurde und aus dem Gang verschwand. Dann erinnerte er sich daran, wo er sich befand. Also schnappte er sich seine Laterne und eilte hinaus. Rhuidean! Licht, was mache ich bloß?

KAPITEL
16

    Abschiede
    P errin lag auf dem schweißdurchnäßten Bettuch, starrte die Decke an und schließlich bemerkte er, daß sich die Dunkelheit langsam grau färbte. Bald würde sich die Sonne über den Horizont schieben. Der Morgen nahte. Eine Zeit neuer Hoffnung; Zeit, aufzustehen und aktiv zu werden. Neue Hoffnungen. Beinahe hätte er gelacht. Wie lange hatte er wachgelegen? Sicher diesmal mehr als eine Stunde. Er kratzte sich in seinem mittlerweile lockigen Bart und sog scharf die Luft ein. Seine geschundene Schulter war im Schlaf wieder steif geworden. Er setzte sich langsam auf. Schweiß trat ihm aus allen Poren, als er mit dem Arm Gymnastikübungen probierte. Er machte jedoch methodisch weiter damit, unterdrückte das Stöhnen und gelegentlich einen Fluch, und endlich konnte er den Arm wieder richtig bewegen, wenn auch nicht schmerzfrei.
    Das bißchen Schlaf, das er genossen hatte, war auch noch unruhig und überhaupt nicht erholsam gewesen. Wenn er wach lag, sah er Failes Gesicht vor sich. Ihre dunklen Augen klagten ihn an. Der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, ließ ihn nicht ruhen. Wenn er schlief, träumte er davon, wie er zum Galgen geführt wurde, wie Faile dabei zusah, oder noch schlimmer, wie sie versuchte, die Hinrichtung zu verhindern, wie sie gegen Weißmäntel mit ihren Lanzen und Schwertern zu kämpfen versuchte, und er schrie, als sie ihm die Schlinge um den Hals legten, schrie, weil die Weißmäntel Faile töteten. Manchmal sah sie ihnen auch mit einem grimmigzufriedenen Lächeln zu, während sie ihn hängten. Kein Wunder, wenn er immer wieder aus solchen Träumen schweißgebadet hochschreckte. Einmal hatte er geträumt, daß aus einem Wald Wölfe zu Hilfe geeilt waren und Faile und ihn gerettet hatten. Doch dafür wurden sie von den Lanzen der Weißmäntel aufgespießt oder von ihren Pfeilen durchbohrt. Es war alles andere als eine ruhige Nacht gewesen. Er wusch sich und zog sich so schnell wie möglich an,

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