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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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einem Mal war es ihm wichtig, alles zu erfahren. Jedes kleinste Detail wollte er wissen, keine Silbe sollte ihm entgehen.
    »Wie ich vorhin schon erwähnte, habe ich Kontakt mit der Botschaft aufgenommen«, begann der Pastor erneut und holte ein Taschentuch hervor, denn er hatte Probleme mit dem Zigarettenrauch und musste niesen. Lautes Geflatter, eine Taube flog vorbei. In der Ecke stand der Tannenbaum vom vergangenen Weihnachtsfest an die Wand gelehnt, ohne Nadeln, dafür mit einem einzigen Lamettafaden versehen, ganz unten.
    »Nein, wir gehen rein!«, rief Nettan, denn plötzlich kam ihr der Gedanke, dass der Pastor sich vielleicht erkälten könnte, wenn er hier draußen in der Kälte stehen musste, und was war sie außerdem für eine Gastgeberin! Also drehte die gesamte Truppe um, sodass einige Sekunden lang ein etwas peinliches Gedrängel in der Öffnung der Balkontür herrschte. Schließlich stellte sich jedoch eine gewisse Ordnung ein:
    Der Pastor wieder im Ledersessel, Nettan auf dem Sofa im Schneidersitz, die Mädchen jeweils auf einem Stuhl, den sie aus der Küche geholt hatten. Er selbst stand an den Türrahmen gelehnt.
    »Wir können es natürlich nicht mit absoluter Sicherheit wissen«, leierte der Pastor herunter. »Doch derjenige, der im Dschungel verschwindet … und so lange verschwunden bleibt, wie es hier der Fall ist.«
    Ein Bild flimmerte vorbei. Nathan war auf einen Stamm Einheimischer gestoßen, die ihn gefangen genommen hatten. Vielleicht hielten sie ihn als Sklaven. Schwarze waren über Generationen hinweg von Weißen als Sklaven gehalten worden, warum sollten sie es ihnen jetzt nicht heimzahlen wollen?
    Nein. Micke gefiel die Vorstellung nicht.
    Ebenso gut hätte Nathan auch ihr Stammesführer werden können. Mindestens ebenso gut.
    Die Zwillinge schlossen die Augen, beide auf exakt dieselbe Weise. Spuren von Mascara auf den Wangen. Und dann Nettans heisere Stimme:
    »Er wird zurückkommen. Euer Papa ist einer, der sich nicht unterkriegen lässt. Oder? So ist es doch! Oder?«
    Der Pastor schwieg. Nach einer Weile öffnete er den Mund und verkündete:
    »Die Hoffnung möge uns Menschen nie verlassen.«

HINTERHER WUNDERTE HANS PETER SICH über seine Reaktion. Über seine Kraft! Sie wuchs in ihm und füllte ihn mit brodelnder Lava. Erst als er aufstand, wurde ihm auch äußerlich heiß, der Stoff seines Oberhemds klebte an seinem verschwitzten Rücken. Doch die Hitzewallung ließ sofort wieder nach, und er fühlte sich stattdessen wie in einem Eispanzer. Er griff nach seinem Stuhl und riss ihn hoch, und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte es sich so an, als müsse er ihn Tommy Jaglander direkt ins Gesicht schleudern. Mit voller Wucht stellte er ihn wieder ab und schob ihn mit einem scharrenden Geräusch an den Tisch heran. Etwas in seinem Brustkorb zog sich zusammen, presste die Rippen nach innen und ließ ihn kleine, scharfe, heisere Atemzüge ausstoßen. Der Zorn ließ seine Worte undeutlich klingen, aber durchaus nicht schwach, keineswegs schwach!
    »Ich möchte, dass Sie gehen!«
    Jaglander erhob sich zögernd. Er legte seine Hand auf den Tisch, dieselbe schaufelähnliche Pranke, die er wohl dazu benutzte, um seine Frau zu misshandeln.
    »Hören Sie auf, es war, was wir annahmen« ,sagte er abwehrend, und seine Nasenlöcher weiteten sich. »Ich habe nicht gesagt, dass es so war. Nur, was wir vermuteten.«
    »Ich muss Sie bitten, das Hotel zu verlassen.« Hans Peter hörte seine eigene Stimme, deutlich und formell, doch nur mühsam beherrscht. Hinterher sollte er sich umso mehr wundem. Denn er hatte einem Polizisten einen Befehl erteilt. Verunglimpfung der Staatsgewalt, oder wie immer sie es nennen würden, wenn sie ihn rankriegen wollten.
    Jaglanders Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln.
    »Okay. Ich gehe. I got the message. Danke für den Kaffee.«
    Er hängte sich den Pulli wieder über, den er zwischenzeitlich auf den Tresen gelegt hatte, und knotete die Ärmel wieder zusammen. In seinen Bewegungen lag etwas Zögerliches, als hätte er es sich anders überlegt und sei bereit, alles zurückzunehmen, was er gesagt hatte.
    Getötet.
    Die Tür fiel zu. Das metallische Klicken des Schlosses. Hans Peter blieb stehen, er ballte die Hände so stark zu Fäusten, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Dann schlugen die Kopfschmerzen zu, sprengten sein Hirn, brachen sich Bahn.
    Getötet.
    Als er sie traf. Die ersten Male, nachdem er sie ohnmächtig in der Nähe von Tempeludde

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