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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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bleiben die Fackeln nicht in Brand. Selbst wenn wir etwas sehen könnten, hätte der Schnee die Spuren längst verwischt, bevor wir überhaupt dort ankämen.«
    Nur mit Mühe gelang es Blank, den Unterkiefer wieder zu entspannen. Er selbst konnte auch nachts ausgezeichnet sehen, aber es hatte keinen Zweck, mit diesem Mann böse zu werden. Es war nicht Schuld seiner Soldaten, dass die Suche gescheitert war; von Anfang an war sie unglücklich verlaufen. Wären die Frauen zu Fuß gewesen, dann gäbe es jetzt ein anderes Ergebnis, doch konnte sich ein Feuerdrache selbst im dichten Unterholz noch beunruhigend schnell fortbewegen. Andererseits würde er nicht lange durchhalten können.
    Der Sturm ließ für kurze Zeit nach, und die harten Schneeflocken stachen nicht mehr so sehr im Gesicht. Blank sah noch einmal zum felsigen Abhang. Mit seinem kräftigen gedrungenen Körper und den anpassungsfähigen Pranken konnte der Feuerdrache solches Terrain überwinden, aber Blank wusste auch, dass es an Mord grenzen würde, wenn er die Männer in dieser Nacht da hinauf schickte, wo der Sturm wie ein Dämon mit eisigen Reißzähnen wütete und die Felsen heimtückisch glatt waren.
    »Herr?« Der Sergeant klapperte mit den Zähnen und konnte kaum ein Wort herausbringen. Die Kälte machte ihn elend. Blank vernahm durchaus die stumme Bitte und drehte sich zu den anderen Soldaten um. Wie ganz erbärmlicher Pöbel drückten sie sich in den Schutz von ein paar dürren Bäumen. Sicherlich würden sie es nicht wagen, seinem Befehl den Gehorsam zu verweigern, doch ganz offensichtlich hätten sie die Verfolgung nur mit äußerstem Widerwillen fortgesetzt. Also nickte er knapp und sagte: »Gut. Sammle die Männer und schicke sie zurück. Es sieht so aus, als ob wir unsere Beute verloren haben.«
    »Jawohl, Herr!« Eiligst und mit mehr Begeisterung, als er während der ganzen Operation gezeigt hatte, machte der Sergeant sich daran, die Männer zusammenzutreiben. Sobald sein Untergebener außer Hörweite war, schickte Blank den Entkommenen einen deftigen Fluch hinterher. Er betrachtete die höher gelegenen Abschnitte des Gebirges, eine beeindruckend finstere Kulisse in schwarz, silber-, zinn- und perlgrau. Und in einem ihrer Schatten, das wusste er, verbarg sich seine Beute. Er konnte nicht mehr darauf hoffen, sie noch in dieser Nacht zu finden – es sei denn, sie überquerten ein Schneefeld. Aber nein. Er schüttelte den Kopf. Eine ehemalige Söldnerin und zwei Hüter des Wissens würden niemals solch einen dummen Fehler begehen. Nein. Mochten sie ruhig dort oben bleiben, sich vor ihrem Jäger in Sturm und Dunkelheit verbergen – und erfrieren!
    Ich will nicht, dass sie stirbt.
    Ungewollt stieg das Bild der grauäugigen Drachenreiterin vor ihm auf. Wer bist du, Mädchen? Warum führst du mich zurück in die Vergangenheit, der ich so glücklich entkommen bin?
    Nun, er konnte nichts unternehmen. Hoffentlich wussten die Flüchtigen, was sie taten. Jetzt, da er die Soldaten vom Gebirge abgezogen hatte, würde der Feuerdrache sie hoffentlich an einen geschützten Platz bringen, bevor die Elemente sie umbrächten. Und hoffentlich finde ich sie bald, dachte Blank, damit ich das Geheimnis der grauäugigen Agentin lüften kann. Sie darf nicht sterben – aber sie darf mir auch nicht entkommen, bevor ich meine Antwort erhalten habe.
    Die Soldaten waren bereits fort, da stand Blank noch immer am Waldrand. Der Sturm schwoll wieder an, und die beißende Kälte wollte ihm schlimmer als vorher erscheinen; sie war todbringend. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und folgte der Spur seiner Männer durch den Wald hinab zur Sägemühle, wo es warm war und zu essen gab. Unterdessen hatte er heftige Kopfschmerzen bekommen, sie pochten unmittelbar hinter seinen Augen. Er wusste, dass dies zum Teil der Kälte zuzuschreiben war, aber zum anderen Teil seinem Ärger, der Enttäuschung und Verwirrung und einer seltsamen seelischen Erschütterung. Er hatte erwartet, in seinem ganzen Leben keinen Feuerdrachen mehr wiederzusehen. Warum, im Namen des Lebendigen, war er ausgerechnet hier aufgetaucht – mitten im Gebirge von Callisiora? Und wie hatte er das bewerkstelligt? Wo er hergekommen war, brauchte er sich nicht zu fragen. Dafür gab es nur eine Antwort: aus dem Land des Magischen Volkes, das sein Land war, das Land seiner Geburt. Und darum war das Auftauchen des Feuerdrachen noch viel gefährlicher, bedeutsamer – und vollkommen unerträglich.
    Soweit Blank wusste,

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