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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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war es ihm als Einzigem gelungen, aus dem Reich der Magier zu entkommen. Die Alten, die gegen so mächtige Wesen zweifellos misstrauisch gewesen waren, hatten dieses Land mit undurchdringlichen Grenzen umgeben und sie zugleich so eingerichtet, dass ein jeder beim etwaigen Durchschreiten seine Magie verlöre. Zornige Gedanken rasten durch seinen Kopf; sie entsprangen einem Groll, der ebenso alt war, wie diese Welt.
    Warum hatten die unbekannten Schöpfer dieser Welt das Magische Volk hierhergebracht, wenn sie ihnen anschließend ihre Zauberkraft verweigerten? Sie haben uns eingesperrt und verstümmelt wie Vieh! Sie brachten uns auf das unterste Niveau zurück, nahmen uns das Wissen, mit dem wir uns entwickeln und erhöhen könnten. Allen Arten dieser Welt haben sie das angetan. Aber an uns begingen sie das größte Verbrechen. Sie haben uns den wertvollsten Grund unserer Existenz genommen und uns hinter eine Barriere verbannt, gegen die die Schleierwand wie ein fadenscheiniger Vorhang aussieht. Dann haben sie den Schattenbund als Gefängniswärter eingesetzt, damit er nicht nur uns, sondern alle gefangenen Völker davon abhält, über sich hinauszuwachsen und ihre wahren Fähigkeiten zu entwickeln. Dieser verfluchte Schattenbund! Sie nennen sich Hüter des Wissens, aber sie sind nicht viel besser als die Wärter einer Menagerie …
    Die Erinnerung traf ihn mit voller Wucht. Genau diese Worte hatte er vor über zwanzig Jahren zu Cergorn gesagt, und genau diese Worte hatten ihn als Abtrünnigen gebrandmarkt und dazu verurteilt, den Verrätertod zu sterben. Äußerst knapp nur war er entkommen. Seine Flucht, nur wenige Stunden vor der Hinrichtung, hatte er dem Mut des einzigen Menschen im Schattenbund zu verdanken, der seine wahre Herkunft kannte – denn die Alten hatten die Existenz der Magier sogar vor ihren treuen Wachhunden verheimlicht –, und der wirklich und wahrhaftig an ihn glaubte.
    Nun, am Ende würde die ganze Welt über das Magische Volk Bescheid wissen. Die Zerstörung der Schleierwand war nur der Anfang. Sein gewonnenes Wissen würde ihm auch zu der Entdeckung verhelfen, wie die stärkere Barriere zu durchbrechen war, die das Magische Volk aufhielt und seine Zauberkraft unterdrückte – selbst hier, auf diese Entfernung. Er glaubte an seine Bestimmung und daran, dass sein Leben verschont worden war, damit er diesen einen großen Plan in die Tat umsetzte, koste es, was es wolle. Er war nach Callisiora geflohen und hatte sich in Tiarond niedergelassen! Mehr als zwanzig Jahre lang hatte er an diesem Plan gearbeitet, und nun endlich durfte er es wagen, den ersten entscheidenden Zug zu tun. Die Welt und ihre Bewohner brauchten Veränderung, Bewegung, Entwicklung – und das Endergebnis würde die schreckliche Zahl der Toten wert sein. Eins stand für Blank unverrückbar fest: Am Ende würde ihm das Schicksal Recht geben.
    Eine graue, einsame Gestalt, so schritt er durch den Kiefernwald, mit den Gedanken weit fort von Dunkelheit, eisigem Wind und verschneiten Bäumen. Er verbannte den Zorn und grübelte stattdessen über das Geheimnis des Feuerdrachen und seiner Reiterin mit dem seltsam vertrauten Gesicht.
    Unwillkürlich, von alten Instinkten geleitet, fand er den Rückweg durch dichtes Unterholz und Dornensträucher, kaum dass er die Bäume wahrnahm, und wich mit Gewandtheit Mulden und Abbruchkanten aus. Seine Gedanken galten dem rätselhaften Auftauchen eines Wesens aus einem anderen Leben, das eine Fülle an Erinnerungen mit sich brachte, an ein Land, das für ihn fern und unzugänglich war. Es fiel ihm sehr schwer, aber er richtete seine Gedanken entschlossen auf den Drachen und nicht auf dessen Reiterin – ein verloren wirkendes, dunkelhaariges Mädchen mit durchdringendem Blick und einem Gesicht, das aus seiner Vergangenheit zu stammen schien.
    Inzwischen war Blank am Haus der alten Frau angekommen, und er fühlte sich so erschöpft und ausgelaugt wie schon lange nicht mehr. Er erkundigte sich bei den Wachen nach Zavahl – der sei entweder bewusstlos oder schlafe, erhielt er als Antwort – was von beidem zutraf, war ihm im Augenblick gleichgültig. Unverzüglich begab er sich in sein Bett auf dem zugigen Dachboden.
    Dort endlich fand er die Ruhe und Einsamkeit, die er benötigte, um sich in seine Vergangenheit zurückzuversetzen, in ein anderes Land, wo er einen anderen Namen getragen hatte, jünger und weniger klug und misstrauisch gewesen war – und wo er hatte sterben sollen …
     
    Die

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