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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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geheimnisvolle Weise zwischen den Kugeln ausgetauscht: Was man in einer Kugel sah und hörte, das konnte in den anderen ebenfalls beobachtet werden, ganz gleich wie weit entfernt sie sich befanden.
    Alle Wesen, von denen gesagt werden konnte, dass sie Gesichter im menschlichen Sinne besaßen, stierten ihn feindselig und anklagend an und waren bereit, ihn zu verdammen. In der versammelten Menge der Wissenshüter und Mechaniker stand nur eine einzige Person auf seiner Seite, und wenn der Archimandrit seinen Willen durchsetzte, würde sie für ihre Treue leiden müssen. Einige seiner, Amaurns, Anhänger waren nicht zugegen. Zweifellos erduldeten sie selbst eine Bestrafung. Unter den Anwesenden sah er indes viele, die ihn früher lautstark unterstützt hatten. Offensichtlich hatten sie widerrufen, als Cergorn den Kampf gewann und seine hohe Stellung als Archimandrit des Schattenbundes behielt.
    Amaurn mutete es seltsam an, wie wenig er sich vom eigentlichen Prozess ins Gedächtnis rufen konnte. Er erinnerte sich an seinen Ärger darüber, wie man in die Länge zog, was im Grunde eine ganz einfache Sache war: Er hatte sich mit dem Archimandriten über den grundsätzlichen Zweck des Schattenbundes zerstritten, und als Cergorn kein Entgegenkommen zeigte, hatte Amaurn seine Gefolgsleute um sich geschart – gar nicht wenige, was das betraf – und einen Aufstand angeführt, um den Zentauren zu stürzen. Er hätte Erfolg gehabt, wenn der Zirkel der Altwissenshüter nicht solch ein Haufen hasenfüßiger Feiglinge gewesen wäre, die es vorzogen, sich hinter Tradition und Gewohnheit zu verstecken. Einzig der Gaeorn war schnell dabei gewesen, den Aufwiegler Amaurn zu unterstützen, aber als sich alle anderen gegen ihn stellten, hatte er ebenso rasch wieder einen Rückzieher gemacht.
    Amaurn überkam ein brennender Zorn, als ihm Cergorns Richterspruch wieder einfiel. »Dein Verrat kennt keine Grenzen. Wir haben dich aufgenommen, einen heimatlosen Fremden, und dir einen Platz in unserer Mitte, unseren Schutz und unser Vertrauen geschenkt. Als Gegengabe plantest du Aufruhr und Rebellion. Du hast deine Gefährten im Schattenbund für deine Zwecke missbraucht und jeden deiner Schwüre gebrochen. Darüber hinaus hast du das Wohl eines jeden Geschöpfes, das unter der Sonne lebt, bedroht, das Wohl eben jener, deren Schutz und Schirm du gelobt hast, denn du wolltest die Welt von Myrial ins Chaos stürzen!«
    »Entwicklung und Wachstum wollte ich, du kurzsichtiger Narr! Du dagegen willst diese Welt für alle Ewigkeit in den Windeln halten …« Das war alles gewesen, was er vorbringen konnte, bevor sie ihn stoppten. Verstärkt durch die Hohen Hüter des Wissens, hatte Cergorn gleich einer Schraubzwinge Amaurns Geist mit eisernem Willen bezwungen und ihm den Mund versiegelt wie mit einem Knebel.
    Darauf hatte Cergorn das Urteil verkündet. »Amaurn, du kannst nicht abstreiten, was du getan hast. Deine fehlgeleiteten Ideen bedeuten eine Gefahr für die ganze Welt, und du darfst nicht am Leben bleiben.« Und nach einem tiefen Atemzug fuhr er fort: »Es ist der Wille der Hohen Wissenshüter, dass du sterben sollst. Morgen bei Sonnenaufgang wirst du hingerichtet werden, auf eine Weise, die wir bestimmen werden. Ich hoffe, dass du, wie auch deine verblendeten Anhänger, die letzten Stunden deines Lebens in ernstem Nachdenken über deinen Irrweg verbringen wirst.«
    Amaurn wich der Erinnerung an diese Worte aus und lenkte seine Gedanken in die Gegenwart zurück. Er sah sich etwas benommen in dem Turmzimmer um, das sein Gefängnis war, als sei er nur aus einem bösen Traum erwacht. Er hielt das Weinglas noch in der Hand, aber sie zitterte. Die Botschaft des Archimandriten war unmissverständlich. Sollten seine Anhänger sich dazu entschließen, die Sache ihres gefallenen Anführers fortzusetzen, so würden sie dasselbe Schicksal erleiden. Umso besser war es, dass die anderen seine wahre Herkunft nicht erfahren hatten – und dass weder sie noch Cergorn seine letztendlichen Ziele kannten.
    Nur Aveole kannte alle seine Geheimnisse, sie verstand und unterstützte ihn, glaubte an ihn und liebte ihn. Ach, wie sehr er sich danach sehnte, sie zu sehen – nur einmal noch. Cergorn hatte jegliche telepathische Verbindung zwischen Amaurn und den anderen Mitgliedern unterbunden. Aber sicherlich würde nicht einmal der Archimandrit es einem zum Tode Verurteilten versagen, der Frau, die seine Seelenverwandte geworden war, ein letztes Lebewohl zu sagen? Er

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