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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gar nicht in einer verfluchten Höhle! Das eine Mal war schon einmal zu viel.«
    Bevor Toulac sich darüber wundern konnte, was da passiert sein mochte, sah Kaz auf den dunklen Kamin, dann auf die Tränenspuren in ihrem Gesicht. »Schwierigkeiten?«, fragte er kichernd. »Erlaubst du?« Er duckte die Schnauze vor den Kamin und blies einen Feuerstrahl in den Haufen Brennstoff, bis der in Brand geriet. Das Feuer schlug knisternd in den Rauchabzug, und Toulac fühlte dankbar die Wärme auf Gesicht und Händen. Sie musste auch eingestehen, dass der Drache sich dahingehend nützlich machte, dass er die Zugluft vom Eingang abhielt. Der Raum würde im Nu warm sein.
    »Nicht schlecht für einen unbeholfenen Klotz, wie?«, meinte der Drache mit einem breiten Grinsen.
    »Danke«, antwortete sie ernst. »Es tut mir Leid, dass ich dein inneres Feuer beleidigt habe, und ich werde es nie wieder tun.«
    Toulac legte noch ein wenig Torf nach und blieb ein Weilchen am Kamin hocken, genoss die Hitze und starrte auf den einschläfernden Tanz der Flammen. Wie erschöpft sie sich fühlte! Und in der warmen Luft wurden ihr die Glieder immer schwerer. Ich darf noch nicht schlafen, nein. Jetzt noch nicht … Mit diesem Gedanken fiel sie vornüber. Die Kamineinfassung war ein hartes Kissen, doch sie nahm keine Notiz von dieser Unbequemlichkeit. Ich darf nicht, hörte sie sich von Ferne sagen. Wir brauchen Essen. Muss wach bleiben … Dann war sie endgültig eingeschlafen.
     
    Ivar wagte nicht zu schlafen. Für eine Nacht im Freien war er nicht warm genug angezogen, und er hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Er hatte geglaubt, dass sein Hass ihn aufrecht halten würde, doch während die Stunden verstrichen, fühlte er seine Kraft aufgezehrt von der gnadenlosen Kälte dahinschwinden. Vielleicht würde die Nacht aber eine glückliche Fügung des Schicksals bringen.
    Eines der Küchenmädchen stahl sich mit einem Korb aus dem Haus und ging in Richtung der Unterstadt davon. Umso besser für Ivar. Sein ursprünglicher Plan war es gewesen, durch den Kohlenschacht in den Keller einzudringen, aber ein Versuch hatte ergeben, dass das Gitter verschlossen war. Während er um das Haus herum geschlichen war und nach einem anderen Eingang gesucht hatte, wäre er fast in die Haushälterin hineingerannt, die aus der Küchentür nach draußen trat. Sie zog die Tür hinter sich zu, doch das Schloss rastete nicht ein.
    Ivar, der in den Schatten zurückgewichen war, hätte seine Erleichterung fast laut hinausgerufen. Als die Schritte der Dienerin verklungen waren, stahl er sich über den Hof zur Hintertür, wartete einen Moment, das Ohr an das Holz gedrückt, und lauschte angestrengt. Kein Laut kam aus der Küche. Kurze Zeit vorher war das Haus noch erleuchtet gewesen, und in der Küche gab es allerhand Bewegung. Von seinem Posten unter dem Fenster hatte er die Köchin gehört, die müde und mit ihrem Los sehr unzufrieden darüber klagte, dass sie zu so später Stunde Haferbrei zubereiten sollte.
    Doch jetzt war alles still, und schon seit einiger Zeit. Ivar beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. Er drückte die Tür auf und schlich hinein, nicht ohne sich vorher sorgfältig den Schnee von den Schuhen zu wischen, damit er keine verräterischen Fußtritte hinterließ.
    In der Küche war es sehr dunkel, die Feuer in Herd und Öfen erloschen. Ivar tastete sich voran. Er stieß gegen den langen Tisch, was auf den Steinfliesen einen durchdringenden Lärm verursachte, wie ein Kreischen und ein tiefes Stöhnen zugleich. In der nächtlichen Stille erschien es dem Eindringling, als müsste es im ganzen Haus zu hören sein.
    Ivar hielt inne wie ein gehetzter Wolf, der nicht weiß, ob er fliehen oder angreifen soll. Doch er war bereit, bei dem ersten Geräusch im Haus aufzuspringen. Nach einem langen Moment der Anspannung wagte er wieder zu atmen. Er dankte der Vorsehung, dass die Häuser der Reichen so solide gebaut waren, mit ihren hohen Decken und dicken Wänden. Er hatte das Haus viele Stunden beobachtet und die Menschen gezählt, die an den Fenstern vorbeigingen. Er wusste, wie viele es waren und wo sie schliefen. Es gab vier Dienerinnen – drei, seit das dumme Mädchen mit dem Korb das Haus verlassen hatte – und die Köchin. Sie alle schliefen in den Dachkammern, die erleuchtet gewesen waren und wo er die Schatten hinter den Läden sehen konnte. Der Hausdiener und die alte Schlampe selbst schliefen in der Etage darunter. Das hatte er leicht herausfinden können.

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