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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Wasser getaucht, nahmen die Pferde keine Notiz von ihm. In diesem Augenblick war es ihm völlig gleichgültig, ob diese missratenen Brocken Hundefutter noch einmal weglaufen würden oder nicht. Er kniete sich ans Ufer und wusch sich mit dem eisigen Wasser das Blut und den Schlamm ab, obwohl er gegen den Schlamm nichts weiter einzuwenden hatte. Er wusste nur allzu gut, was geschehen wäre, wenn sie ihn über trockenen Boden geschleift hätten.
    Dann schickte ihn ein harter Stoß in den Rücken kopfüber in den Fluss. Der Esel war zu seinen Stallgenossen zurückgekehrt. Scall hatte nicht gewusst, ob ihn das freute oder ob es ihm Leid tat. Er konnte kaum bleiben, wo er war, und immerhin war es besser, zu reiten, als den ganzen Weg zu laufen. Er suchte in den Westentaschen nach den kleinen harten Honigbonbons, in der Hoffnung, die Laune der Tiere damit bessern zu können. Schließlich nahm er mit einem Stoßgebet zu Myrial die Zügel wieder auf und hievte seine schmerzenden Glieder rittlings auf den Eselsrücken. Schließlich hatte er den Weg, der zum Schlangenpass hinaufführte, noch nicht ganz erreicht, als es anfing zu schneien.
    Schon bald begriff Scall, dass es mit den Schwierigkeiten noch lange kein Ende hätte. Als der Weg steiler anstieg, beschloss die Eselin, dass sie nicht länger bereit sei, ihn zu tragen. Nachdem sie ihn ein Dutzend Mal abgeworfen, getreten und gebissen hatte und er um ein Haar zertrampelt worden wäre, entschied Scall nun seinerseits, der Eselin ihren Willen lassen. Doch im Schnee lief es sich zunehmend schwerer, und er kam immer langsamer voran.
    Es wurde dunkel, obwohl er noch weit von seinem Ziel entfernt war, und der Weg ließ sich kaum erkennen. Inzwischen wütete der Schneesturm mit voller Kraft. Scall fror, war erschöpft und verzweifelt, aber er durfte nicht anhalten. Da er aus einer Stadt am Fuß eines Gebirges stammte, kannte er die schrecklichen Geschichten von Leuten, die im Schnee Halt gemacht und sich nie wieder bewegt hatten. Darum setzte er einen Fuß vor den anderen und betete, er möge die Mühle erreichen, bevor es zu spät wäre.
    Ich kann nicht glauben, dass das alles wahr sein soll, dachte er. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war es ein ganz gewöhnlicher Tag. Wie ist es nur dahin gekommen, dass ich im Schneesturm ins Gebirge hinauf muss, ganz allein mit zwei mörderischen Biestern und einem hinterhältigen Esel, nur damit ich bei einer verrückten Alten, die ich noch nie zuvor gesehen habe, ein ganz neues Leben beginne? Das ist so ungerecht! Er hasste sie alle – die alte Hexe in der Mühle, die verdammten Mistviecher, überhaupt seine Mutter, weil sie ihn in die Lehre gegeben hatte, und am meisten von allen hasste er seine Tante Agella, die ihn auf so herzlose Weise hatte los sein wollen. Scall ersann einen schmerzreichen Schicksalsschlag nach dem anderen, die er ihnen wünschte, um sich Genugtuung zu verschaffen. Plötzlich und ohne jede Warnung rasten die Tiere den Weg hinauf, und er landete der Länge nach im Schnee, wobei, wie um das Maß voll zu machen, der Esel über ihn hinwegtrampelte. Doch dann begriff sein eingefrorener Verstand langsam das wahre Unglück: Die Pferde waren auf und davon! Warum sollte Meisterin Toulac ihn überhaupt aufnehmen, wenn er mit leeren Händen kam? In wilder Hast sprang er auf und eilte den Tieren hinterher.
     
    »Deine Pferde kommen«, sagte Elion zu Tormon. Und bitte, bitte frag mich nicht noch einmal, woher ich das weiß! »Geh besser raus, damit du sie einfangen kannst – sie kommen gerade den Weg herauf.«
    Tormon starrte ihn an. »Wie kannst du das wissen?«
    Dem Wissenshüter sank das Herz. Er spürte bereits, wie ein schrecklicher Zorn in dem Händler aufkeimte und stetig wuchs, und er schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    »Elion, du hast mir das Leben gerettet«, knurrte Tormon, »und allein aus diesem Grund verschone ich nun deines. Wie kannst du dich nur so erniedrigen und dir einen Scherz -« Die Fuchsstute begann laut zu wiehern. Sie hob den Kopf, stellte die Ohren auf und lauschte. Dann hörte Tormon es selbst – gedämpften Hufschlag. Wie der Blitz war er draußen und kletterte durch den hüfthohen Schnee den Hang hinauf. Elion folgte ihm mit einem Glimmer. Zwar hatte der Händler dadurch seinen Schatten vor sich, aber das war immer noch besser, als völlig im Dunkeln zu tappen.
    Die Sefrianer tauchten aus der Dunkelheit auf, und Tormon rief sie zu sich. Im Lichtschein sah Elion in sein erstauntes

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