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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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störrischen Esel mit flinken Zähnen und kleinen harten Hufen. Es ist mir egal, wo ich bin, dachte er. Ich bin damit zufrieden.
    Scall schlief eine Weile ein. Als er wieder wach wurde, zitterte er schon nicht mehr so sehr. Er hörte Stimmen, und es gab Licht, und um ihn herum schien alles aus einem Durcheinander von Ästen und Zweigen zu bestehen. Er hatte wieder Gefühl in Händen und Füßen und spürte auch seine Ohren wieder; eigentlich spürte er dort höllische Schmerzen, aber er hieß sie dankbar willkommen. Alles besser, als wenn sie ihm erfroren wären.
    Zwei Männer kamen gerade in den Unterschlupf. Der ältere der beiden war mit einem dicken fellgefütterten Mantel aus schwarz gefärbtem Leder bekleidet, wie ihn die Leute in den östlichen Hügellanden trugen, und er machte ein mürrisches Gesicht. Alle seine Bewegungen waren ruckartig und energisch, so als ob er eine rasende Wut im Zaum hielte. Scall erschrak, als er in ihm den Händler wiedererkannte, den er am Morgen im Bezirk gesehen hatte, den eigentlichen Besitzer der schwarzen Pferde und dieses teuflischen Esels. Den anderen Mann, der sich gerade den Schnee aus seinem langen dunklen Umhang klopfte, hatte Scall noch nie gesehen.
    Wo bin ich? Warum sind diese Leute hier? Er drehte den schmerzenden Kopf ein wenig zur Seite und entdeckte, dass die beiden schwarzen Ungeheuer sich in eine schlanke Fuchsstute verwandelt hatten. Dem Esel war es jedoch gelungen, in diese Höhle hineinzukommen. Scall sank der Mut. Glücklicherweise waren die Männer so sehr damit beschäftigt, ihre Kleider auszuschütteln und den Esel neben dem Fuchs unterzubringen, dass sie noch nicht bemerkt hatten, wie er sie beobachtete. Aus Angst vor dem angestauten Zorn des Händlers schloss er schnell die Augen. Er rief sich die oberste Lehrlingsregel ins Gedächtnis: Wenn jemand wütend ist, dann deinetwegen. Auf jeden Fall würden sie ein Erklärung verlangen. Solange er sich schlafend stellte, hätte er noch Zeit, sich eine Ausrede zu überlegen. Doch bei seiner Erschöpfung brauchte er sich nicht lange zu verstellen und war im Nu wieder fest eingeschlafen.
    Er wurde wach, weil ihn jemand ins Gesicht schlug, wieder und wieder, mit einer großen harten Hand. Sein Entsetzen darüber tat noch ein Übriges, um ihn aus der Benommenheit zu reißen, die der lange Aufenthalt in der Kälte verursacht hatte. Er blinzelte aus tränennassen Augen und sah den Händler über sich gebeugt, den wahren Besitzer der schwarzen Ungeheuer, den Mann, dessen Lebensgefährtin man – Scall entfuhr ein lautes Stöhnen.
    »Woher hast du diese Weste?« Der Händler unterstrich jedes Wort mit einem brennenden Schlag. »Antworte! Woher – hast – du – diese – Weste?«, wiederholte er, und seine Schläge wurden heftiger.
    Scall durchlebte ein paar Augenblicke nackter Angst. Sie waren allein, der andere Mann verschwunden, sofern es ihn überhaupt gab. Niemand da, der ihm helfen könnte, keiner, der ihn vor dem Zorn seines Bedrängers retten würde. Er blickte in dessen verzerrtes Gesicht, sah die Wut, den Schmerz, und das Bild mit dem langen Bündel aus Sackleinen im Hof der Zitadelle schoss ihm durch den Kopf. Der Mann hatte die Wahrheit erraten, aber er sah aus, als wollte er dem Überbringer der schrecklichen Nachricht die Schuld geben. Wie soll ich es ihm nur sagen? Scall wimmerte, und nicht nur weil ihm das Gesicht von den Schlägen brannte. Wenn er doch nur mal aufhören würde und ihn nachdenken ließe!
    In diesem Moment hörte er den anderen Mann zurückkehren. »Meiner Seel«, sagte der, »in so einer Nacht muss man schon tapfer sein, wenn man nur sein Wasser abschlagen will!« Dann brach der muntere Ton abrupt ab. »He, he! Sachte, Tormon, sachte! Er kann dir kaum antworten, wenn du ihm den Kopf von Schultern schlägst.«
    Doch der Angesprochene heftete den Blick mit furchtbarer Anspannung auf Scalls geschundenes Gesicht. »Du kümmere dich um deine eigenen Dinge«, entgegnete er scharf und holte zum nächsten Schlag aus.
    Eine magere braune Hand griff über seine Schulter hinweg und packte ihn beim Handgelenk. »Tormon, ich verstehe, was du durchmachst, und das weißt du. Aber erinnere dich, dass es der Hierarch war, der dich in den Hinterhalt gelockt hat. Diese junge Vogelscheuche hier scheint mir nicht einmal fähig zu sein, ein gekochtes Ei aufzuschlagen, geschweige denn -«
    »- meine Frau und mein Kind zu ermorden.« Der Satz endete in stockendem Flüstern. Der Händler ließ die Schultern

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