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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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werden können. Das geht aber nicht, wenn ich vor Hunger schwach und schwächer werde. Was glaubst du eigentlich, woher ich die Kraft nahm, die Damen den ganzen Weg über das riesengroße Gebirge zu schleppen?« Er neigte den Kopf auf die andere Seite und ließ die Zunge heraushängen. »Ach, ich wünschte, ich hätte dir nicht versprochen, nur feindliche Krieger zu fressen. Es ist so lästig, sie aus dem Kettenhemd zu schälen.« Er öffnete sein gewaltiges Maul. »Ich habe mir doch keinen Zahn angeschlagen, oder?«, fragte er in besorgtem Ton.
    Die Hüterin des Wissens brach in ein heiseres Lachen aus und schnaufte. »Oh, du! Du bist unverbesserlich, weißt du das?«
    »Wie wahr – aber immer charmant. Dazu unglaublich gut aussehend, und ein guter Ernährer obendrein. Schau, Schätzchen, was ich dir mitgebracht habe. Das lässt sich auch viel bequemer essen als feindliche Krieger.«
    Veldan streckte die Beine aus der Koje und richtete sich mühsam auf. Sie spürte die Kälte noch immer schmerzhaft in allen Gliedern, und plötzlich merkte sie, wie ausgehungert sie war. »Wenn ich ehrlich bin«, sagte sie reuig, »ich könnte glatt selbst einen feindlichen Krieger essen und noch einen Nachschlag nehmen.«
    »Jetzt erkenne ich dich wieder«, meinte Kazairl vergnügt. »Wir machen schon noch einen Feuerdrachen aus dir.« Er schob mit der Schnauze das Fass zu ihr hin, das bemerkenswerte Zahnabdrücke und glänzende Speichelspuren trug. Veldan zog die Nase kraus.
    »Du kannst es ruhig nehmen. Ich war sehr darauf bedacht, nicht in das Fass zu sabbern.«
    »Schon gut, Kaz. Solange was zu essen drin ist, mache ich mich nicht verrückt wegen so einem bisschen Geifer.« Sie tauchte den Arm bis zum Ellbogen hinein und holte die eine Leckereien nach der anderen heraus. Das war schöner als jeder Geburtstag und mindestens so aufregend, aber Veldan war viel zu beschäftigt, um ihr Glück zu preisen. Während sie Rosinen und Käse händeweise in sich hineinstopfte, meinte sie in Gedanken zu ihm: »Kaz – du bist der beste Freund, den ein Mädchen haben kann.«
    Kazairl war über sich selbst entzückt. »Das ist noch nicht alles, Schätzchen. Warte nur, bis du gesehen hast, was ich noch gefunden haben. Ich konnte nur eben nicht alles auf einmal herbringen. Wie würde dir gebratener Speck schmecken?«
    Ein enormes Grinsen breitete sich über Veldans Gesicht aus. »Ich glaub, ich träume! Kaz, wenn du Speck beschaffen kannst, werde ich mein Leben lang dein Sklave sein – und du darfst so viele feindliche Krieger fressen, wie du willst.«
    »Danke für das Angebot, Boss, aber wenn es dir nichts ausmacht, dann nehme ich auch lieber etwas Speck.«
    Während der Drache sich auf einen neuen Streifzug begab, wickelte sich Veldan eine Decke um die Schultern und stand von ihrem Bett auf. Sie legte so viel Holz, wie es eben ging aufs Feuer nach, und fragte sich dabei, ob sie Toulac wecken sollte, die den Kopf auf die Kamineinfassung gebettet hatte und fest schlief. Sie entschied sich dagegen. Ich warte damit, bis es etwas Warmes zu essen gibt, dachte sie. Sie wird beim Aufwachen einen steifen Nacken haben, wie es aussieht. Man kann es also kaum noch schlimmer machen.
    Zu allererst galt es, einen guten heißen Tee aufzubrühen. Veldan sah sich um. In einer Zisterne fand sie sauberes, kaltes Wasser, und auf einem Bord eingestaubtes Geschirr. Bald stand der Topf mit Wasser am Rand des Feuers. Während sie auf Kaz’ Rückkehr wartete, beschloss sie, mit Thirishri Kontakt aufzunehmen. Sie musste ihr sagen, dass Aethon überlebt hatte – zumindest sein Geist und seine Persönlichkeit. Unglücklicherweise war er an einen unwilligen Menschen geraten, der sich ebenfalls in einer ernsten Notlage befand. Sie musste an die kalte Schroffheit denken, mit der Blank dessen Schicksal angekündigt hatte: Nun ist er nur noch das geistlose Wrack eines menschlichen Wesens. Unsere Aufgabe besteht darin, ihn am Leben zu erhalten und nach Tiarond zurückzubringen, bevor der morgige Abend anbricht. Er muss seine ihm zuletzt zugedachte Rolle erfüllen, indem er Myrial geopfert wird.
    Wenn die Hüter des Wissens nicht rasch etwas unternahmen, war der Seher endgültig verloren. Zwar hatte er sich aus seinem eigenen Körper transportieren können, doch wäre er niemals in der Lage, sich vom Körper eines Nichttelepathen zu lösen. Soweit Veldan es beurteilen konnte, bestand seine einzige Hoffnung darin, dass man ihn und seinen menschlichen Wirt zurück in das Land

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