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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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war Presvels Selbstsicherheit wieder da. »Nach allem, was du erleben musstest, ist es vielleicht herzlos, dich zu fragen, ob du dich um ein kleines Mädchen kümmern möchtest. Aber Frau Seriema hat soeben eine Erbin an Kindes statt angenommen und braucht dringend ein Kindermädchen. Es handelt sich um eine schreckliche Geschichte – das arme Kind hat gerade seine Eltern verloren, es sah seine Mutter sterben, ermordet in seinem Beisein. Aber das hast du weder von mir noch von jemand anderem gehört, und du wirst es vor niemandem wiederholen, falls du weißt, was für dich gut ist. Das kleine Ding ist etwa vier Jahre alt. Seit die Kleine mit ansah, wie ihre Mutter ermordet wurde, hat sie kein Wort gesprochen. Man muss sich sehr liebevoll und freundlich um sie kümmern. Frau Seriema hat keinerlei Erfahrung mit Kindern und kann sie insbesondere auch nicht leiden.« Er nahm noch einmal Rochallas Hand. »Bitte – willst du nicht helfen? Du würdest im größten Haus am Platz wohnen, bekämest Kleidung, Essen und ein warmes Zimmer und wärst in Sicherheit. Das Kind wäre umsorgt von einer warmherzigen Frau, die sich mit kleinen Kindern auskennt. Siehst du – jeder würde dabei gewinnen. Bitte«, bettelte er. »Bitte, sag ja.«
    Rochalla sah ihn kalt an. »Und du? Was würdest du dabei gewinnen?«
    Presvel schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete er bedächtig. »In einer Hinsicht verliere ich dabei, denn ich liebe dich von Herzen und wünsche mir, du könntest mein sein. Aber du musst verstehen, dass ich eine besondere Beziehung zur Dame Seriema pflege. Obwohl ich nur der erste Diener bin und niemals ihr Geliebter war – dank Myrial hat sie das nie von mir verlangt –, fordert sie meine völlige Hingabe. Sie würde mich töten, wenn sie je vermuten würde, dass ich eine Geliebte habe, oder zumindest würde sie mich auf die Straße setzen. Siehst du, welche Macht du über mich hast? Siehst du, welches Vertrauen ich in dich setzte? Ich werde dich als Tochter eines alten Bekannten der Familie einführen, wofür wir dir zunächst bessere Kleidung verschaffen müssen, und du musst dir den Schmutz abwaschen. Aber wir werden einträchtig zusammen arbeiten, du und ich – und hoffentlich Freunde sein. Das ist alles.«
    Rochalla runzelte die Stirn. Sie war noch unsicher. »Du hast gesagt, dass du in einer Hinsicht dabei verlierst.«
    Presvel lächelte sie an. »Und in anderer Hinsicht wäre ich siegreich. Ich sagte dir schon, dass ich dich von Herzen liebe. Am meisten wünsche ich mir, dass du versorgt und in Sicherheit bist und dass dir die Last harter Arbeit von den Schultern genommen wird. Das ist wichtiger als meine Träume. Bitte, Rochalla – lass diesen glücklichen Zufall nicht ungenutzt.«
    Irgendwie, trotz aller Trauer und Schwäche, brachte sie ein Lächeln zustande. »Also gut«, sagte sie. »Ich werde es versuchen.« Dann plötzlich stürmten Zweifel und Ängste auf sie ein. »Aber dass an einem Tag aus einer Hure ein Kindermädchen werden soll – bist du sicher, dass das möglich ist?«
    Presvel drückte ihre Hand. »Ich bin überzeugt, dass man alles kann, wozu man sich entschließt – andererseits bin ich natürlich voreingenommen.«

 
     
    Elion war noch nie in Tiarond gewesen. Obwohl die Stadt geographisch gesehen so nah bei Gendival lag, hatte es sich immer ergeben, dass ihn seine Missionen mit Melnyth in die südlichen, am Meer gelegenen Gegenden Callisioras geführt hatten, oder aber in andere Reiche. Wie die meisten Wissenshüter schätzte er es, neue Gegenden zu sehen und sich dort umzutun. Er konnte seine Neugier kaum verbergen, während er mit Tormon und Scall den verschneiten Weg hinunterritt, und besonders, als sie um den Fuß des Berges herum und in die weite Ebene kamen, die sich vor der Stadt ausbreitet.
    Sie waren mit den Pferden einem Pfad gefolgt, der tief durch ein enges Tal schnitt, wenngleich Tormon verständlicherweise seine kostbaren Tiere nur widerstrebend noch einmal in die Stadt mitnahm. Sie führten die Sefrianer am Zügel und ritten auf den Pferden der Soldaten, deren Umhänge sie trugen. Scall war vom Reiter eines Esels zum Reiter einer Fuchsstute befördert worden – nicht ohne Bedenken von Elions Seite, der sich lebhaft ausgemalt hatte, wie er den Jungen aus jeder Schneewehe am Wegrand herausklauben würde. Umso größer war sein Verdruss, als er feststellen musste, dass sich die hitzige kleine Stute bei dem Jungen wie ein wahres Lamm benahm.
    Den Wachen am Stadttor –

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