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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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wenn sie denn die Stadt irgendwann erreichten – wollten sie eine Abart der Wahrheit erzählen: Meisterin Toulac stünde nicht mehr zur Verfügung, um die neuen Pferde Hauptmann Blanks abzurichten, sodass Scall sie zum Stallmeister in den Heiligen Bezirk zurückbringen müsse. Der Hauptmann habe zwei Soldaten dazu abgestellt, die kostbaren Tiere zu eskortieren. Elion hoffte und betete, dass die Sefrianer genügend Ablenkung boten, damit die Wachen nicht bemerkten, dass die zwei zurückkehrenden Soldaten nicht dieselben waren, die am Vortag ausgeritten waren.
    Zu ihrer Rechten lag nun der Fluss, der zu einem reißenden, braunen Strom angeschwollen war, und der zerklüftete Ausläufer des Chaikar ragte zu ihrer Linken auf, wobei die oberen Hänge sich in den Wolken verloren. Vor ihnen erstreckte sich die verschneite Ebene im breiten Schoß des Gebirges. Im Westen jenseits des Flusses stieg das gerodete Land sanft und in künstlichen Terrassen an. Oberhalb der fruchtbaren Terrassen sah man die bewaldeten Hänge der angrenzenden Berge. Im Osten führte die Ebene um die Stadt herum, verschmälerte sich und ging laut Tormon schließlich in ein undurchdringliches Labyrinth aus Felsen und Schluchten über, das Gebirge im Nordosten.
    Außerhalb der Stadt erstreckte sich die Ebene etwa drei Meilen nach Süden und verschwand plötzlich und völlig geradlinig außer Sicht. Über die Ländereien verstreut lagen einige Gehöfte, niedrige Steinhäuser, die sich gegen den allgegenwärtigen Wind duckten und von kargen Feldern umgeben waren. Der dünne Boden, der nur widerwillig etwas hergab, lag nun unter der Schneedecke begraben.
    Elion blickte mit leichtem Missfallen über die windgepeitschte Landschaft. »Weißt du, ich habe niemals verstanden, warum die Bewohner von Callisiora ihre Hauptstadt an diesem verwünschten Ort erbaut haben. Sicher wäre es sinnvoller gewesen, sie mehr in der Mitte des Landes anzulegen oder in der Nähe des südlichen Ozeans, wo es größere Reichtümer gibt, ganz zu schweigen vom Seehandel und den bequemen Straßen an der Küste.« Er zog sich den Umhang enger um die Schultern und zitterte vor Kälte. »Das Wetter dort wäre verdammt noch mal auch viel besser. Warum also ziehen die Herrscher dieses Reiches es vor, sich in einer unwirtlichen Einöde am Ende der Welt den Hintern abzufrieren?«
    Tormon zuckte die Achseln. »Da bin ich überfragt. Aber ich bin schließlich im Gegensatz zu den meisten Menschen in Callisiora nicht religiös. Da unser Herrscher auch der oberste Priester ist, muss wohl die Hauptstadt auch dort liegen, wo sich das Heiligtum befindet – und das ist eben hier.«
    An diesem Morgen waren nur wenige Menschen auf der schlammigen Straße unterwegs. Das ist kaum überraschend, dachte Elion. Es gab nichts zu ernten, und auf den Märkten stand nichts zum Verkauf. Welchen Sinn hätte es also, seine Kraft zu vergeuden und zu frieren? Die meisten Menschen saßen jetzt wohl zusammengekauert in ihren Häusern und beteten um bessere Zeiten.
    Sie ritten noch eine Meile am Fluss entlang bis zu der dreibögigen Steinbrücke, die etwa einen Bogenschuss von der Stadtmauer entfernt hinüberführte. Nach einer weiteren Meile unterhalb der Brücke mündete der Fluss in einen anderen, wilderen Strom, der von Osten um die Stadt herum kam. Sie bildeten vor dem großen Südtor einen turbulenten Zusammenfluss und wälzten sich dann als ein breiter Strom nach Süden.
    Tormon, dessen Gedanken einzig darauf gerichtet waren, seine Tochter zu finden, war angespannt und zügelte kaum seine Erregung. Elion machte sich Sorgen, dass das nervöse Benehmen des Händlers sie an die Wachen beim Tor verraten könnte. »Wohin fließt der Fluss?«, fragte er, um den Gefährten ein wenig abzulenken.
    »Durch die Ebene und schließlich über die Kante«, antwortete Tormon. »Das solltest du dir eines Tages ansehen – das ist ein Riesending von einem Wasserfall. Die Ebene endet an einer Schlucht, die ein paar tausend Fuß tief ist. Es sieht aus, als sei mit einem gewaltigen Axthieb ein Stück vom Gebirge abgeschlagen worden.«
    »Wie im Namen alles Lebendigen schafft es dann jemand, hier hinauf zu gelangen?«, fragte Elion. Er war sich noch immer nicht ganz im Klaren über diesen mürrischen, scharfsinnigen Händler, und halb rechnete er damit, dass er sich nur eine Geschichte ausdachte.
    »Nein, Elion, es ist wahr. Ehrlich«, schaltete Scall sich ein, sehr bemüht, den alten Mann in Schutz zu nehmen. Elion hatte schon

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