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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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war, dann musste sie eine Diebin sein. Galveron schämte sich dennoch, dass er sie in Gedanken als Gesindel bezeichnet hatte.
    Dann ließ sich Areom bissig vernehmen: »Wenn ihr jungen Hüpfer mit euren Spielchen fertig seid, meint ihr, dass wir dann mal gehen können, um das Zeug zu finden, weshalb wir hier sind?«
     
    Innerlich bebend stand Gilarra vor der silbernen Gitterwand, hinter der sich das Allerheiligste und das göttliche Auge verbargen. Die geschichtliche Verantwortung lastete auf ihr, dessen war sie sich bewusst; bewusst auch, dass sie etwas tat, was seit der Gründung des Tempels schon jeder andere Hierarch vor ihr getan hatte. Aber hatten sie auch alle solche Angst gehabt wie sie?
    Als du zum ersten Mal hier gestanden hast, Zavahl, ist es dir gegangen wie mir heute? Ich verstehe dich jetzt besser als je zuvor.
    Rings umher ging die Arbeit an den Geretteten ohne sie weiter: Die Menschen standen Schlange für Essen und Wasser, kleine Nester aus Decken grenzten persönliche Bereiche ab, von einem Lager zum nächsten hielt man einen Schwatz oder stritt über mehr Raum und kostbare Dinge wie Tassen und Löffel, Kinder tollten am Boden, spielend oder ringend, waren jedermann im Weg und sorgten bei manchen für Gereiztheit. Niemand fragte nach der Hierarchin. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie sich jemals so einsam gefühlt hatte.
    Bevron war erschöpft im Wachraum eingeschlafen, nachdem er eine Nacht lang an Aukils Bett gewacht hatte. Sie war erleichtert, dass der Junge sich so gut erholte, von den Kopfschmerzen, die ihn weinerlich machten, einmal abgesehen. Agellas Nichte sah jetzt nach ihm. Sie machte einen freundlichen, einfühlsamen Eindruck und hatte wohl ein Händchen für Kinder, denn sie brachte Aukil mit ihren Geschichten zum Lachen. Die Schmiedemeisterin hatte sie beiseite genommen und ihr erzählt, welche Tortur das Mädchen jüngst überstanden hatte. Gilarra berührte ihr Leid, und ihre Tapferkeit flößte ihr Achtung ein. Sie war froh, dass sie Felyss eine sinnvolle Beschäftigung geben und sie davon abhalten konnte, sich in das Geschehen der vergangenen Tage zu versenken.
    Da ihre Familie zur Ruhe gekommen war und den Nöten ihres Volkes fürs Erste abgeholfen wurde, war Gilarra frei, um sich der Prüfung zu stellen, die sie schon aufschob, seit man ihr den Mantel des Hierarchen um die Schultern gelegt hatte. Doch nun konnte sie ihr Schicksal nicht länger hinauszögern. Belagerung oder nicht, die Priester fingen schon an, sie misstrauisch anzusehen, und sie wusste, dass man sie in ihrer Macht nicht restlos anerkennen würde, ehe sie einmal im Allerheiligsten gewesen war, das nur dem Hierarchen zu betreten erlaubt war und wo er vor dem Großen Auge zu stehen und Myrials wirkliche Stimme zu vernehmen hatte.
    Hinter dem Gitter empfing sie der Eingang zum Aller heiligsten, das wie das Tor zur ewigen Finsternis aussah. Die Anweisungen für den Hierarchen waren klar und eindeutig im Archiv des Tempels aufgeschrieben: Keine Lampe, keine Kerze. Offen gestanden wäre es wünschenswert, wenn sie weniger genau gefasst wären, fand Gilarra. Dieses schwarze Loch schrie lauter nach einer Kerze oder zwei als jedes andere.
    Nun, es brachte nichts, hier zu stehen und darüber zu sinnieren. Gilarra streifte sich dem Brauch entsprechend die Schuhe ab, nahm ihren Mut zusammen und schritt entschlossen vorwärts.
    Als sie den Durchgang hinter sich ließ, gab es ein lautes Klicken, dann war es so vollkommen still, als ob es die Welt voller Licht und Leben gar nicht gäbe. Sie drehte sich nach dem Portal um und sah, dass es geschlossen war. Beim Eintreten hatte sie keine Tür dort bemerkt, und doch war es, als hätte sie eine Art Barriere durchschritten, die sie von der Außenwelt gänzlich abschnitt.
    Vor lauter Angst, die Orientierung zu verlieren, stand Gilarra ganz still. Sie sah nur schwarzes Nichts und hörte nur ihren eigenes Herzschlag. Ihre Gedanken rasten. Doch sie konnte nicht für immer dort stehen bleiben. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vorwärts, dann den anderen. Vor ihr war nichts zu ertasten, doch rechts und links befand sich auf Armeslänge entfernt eine Wand, und sie empfand eine tiefe Erleichterung, dass dieser Leere ein paar Grenzen gesetzt waren. Nach dem dritten Schritt jedoch traf sie auch vorn auf eine Wand. Sie war glatt und kalt.
    Wie? Es kann sich doch nicht einfach um dieses kleine schwarze Loch handeln? Da muss es noch etwas anderes geben!
    Der Boden sackte unter ihr weg und

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