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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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anzuschließen, aber er wusste auch, dass sie ihn nicht wollten. Warum auch? Er war noch nie in eine Gemeinschaft aufgenommen worden. So gab er vor, die Bande zu verachten, und zeigte ihnen, dass er sie nicht brauchte. Doch er hatte nicht mit Aliana gerechnet. Als diese auf das Können des schmutzigen Außenseiters aufmerksam wurde, begann sie mit dem langwierigen Versuch, ihren Bruder und die anderen davon zu überzeugen, dass man Packrat aufnehmen müsse, bis die Gruppe schließlich ihrem Wunsch nachgab.
    Packrat vergaß nie, was Aliana für ihn getan hatte. Dennoch gab er sein Misstrauen nicht auf. Selbst als Grauer Geist behielt er sein grobes und gleichgültiges Benehmen bei, auch Aliana gegenüber. In Wahrheit war sie der einzige Mensch, der ihm seit dem Tod der Mutter etwas bedeutete. Und nun hatte er ihr wieder etwas zu verdanken. Gestern hatte sie ihm das Leben gerettet, indem sie ihr eigenes wagte und den dreckigen Hauptmann davon abhielt, ihn den fliegenden Teufeln zum Fraß vorzuwerfen. Er schuldete ihr etwas und war entschlossen, es ihr irgendwie zurückzuzahlen. Nicht dass das leicht sein würde. Unter gewöhnlichen Umständen würde er für sie etwas Hübsches stehlen, aber im Augenblick erschien es ihm klüger, den Blick gesenkt und die flinken Finger still zu halten.
    Soll ich ihr schenken, was ich gestern gefunden habe?
    Packrat lächelte. Na gut, er hatte die Soldaten hereingelegt. Als sie ihn durchsuchten, nachdem er von seiner unerlaubten Runde durch die Quartiere zurückgekehrt war, übersahen sie eine Sache. Er hatte das Ding unter den Kleidern versteckt, und niemand wollte seine Finger dorthin stecken. Es befand sich noch an derselben Stelle, unmittelbar auf seiner Haut, ein großer Sack, dem Anschein nach, aus einem seidigen silbernen Stoff, der rein gar nichts wog und der sich so eng zusammenfalten ließ, dass er in die Handfläche passte. Und obwohl es unmöglich erschien, dass etwas in dem Sack war, so sagte ihm seine ganze Lebenserfahrung als Dieb, dass er doch etwas enthielt. Wenn er das Ding nur ansah, juckten ihm die Finger. Er hatte noch nicht herausgefunden, wie der Sack zu öffnen war, aber dazu hatte er wirklich noch nicht viel Zeit gehabt.
    Sollte er ihn nun Aliana schenken? Ach nein, entschied Packrat. Fürs Erste wollte er ihn niemandem in die Hand geben, ehe er nicht wusste, was sich darin befand. Alles andere wäre dumm. Außerdem war sein Streifzug durch die Zitadelle der Grund gewesen, weshalb Aliana diese schreckliche Tortur hatte auf sich nehmen müssen, und es wäre wenig rücksichtsvoll (und unklug), sie daran zu erinnern, was er getan hatte. Sie hatte Galveron versprochen, dass es keine Diebstähle mehr geben würde, und wenn sie erführe, dass er etwas genommen und behalten hatte, würde sie wahrscheinlich wütend werden. Frauen konnten so eigenartig sein.
    Ne, ich finde lieber etwas anderes für sie. Ich behalte den Sack und sorge dafür, dass keiner merkt, dass ich ihn habe. Wenn die Gelegenheit kommt, mache ich mich daran, ihn zu öffnen.
    Er hatte keinen Zweifel, dass ihm das gelingen würde, auch wenn auf den ersten Blick keine Öffnung zu sehen war. Er hatte noch jede Schwierigkeit gemeistert. Es war nur eine Frage der Zeit.
     
    Aliana sah die anderen schon von weitem. Sie saßen in der Nähe der Tempeltüren zusammengedrängt auf einem nach allen Seiten offenen Flecken Boden. Ein schlimmer Platz für einen Dieb also, der es gewöhnt ist, sich unter jeder möglichen Deckung zu verbergen. Packrat hockte unter seiner Decke, die er sich wie einen Kapuzenmantel umgehängt hatte, und versuchte offensichtlich nicht bemerkt zu werden. Er beachtete die anderen nicht, sondern schaute in die Nachbarnische hinüber, wo ein großes rothaariges Mädchen einem Haufen Kinder eine Geschichte erzählte. Alestan stieß seine Schwester mit dem Ellbogen an. »Oh nein. Sieh dir das an«, flüsterte er. »Sag mir nicht, dass er jetzt für die Nichte der Schmiedin schwärmt. Das kann nicht gut ausgehen.«
    Aliana kam es so vor, als würde überhaupt nichts gut ausgehen. Tag und Erla schienen sich abzuwechseln, um ein durchgängiges Gequengel aufrecht zu erhalten, und Gelina, deren schönes Gesicht von den Strapazen abgespannt aussah, war drauf und dran, die beiden zu verprügeln.
    Dafür habe ich nun mein Leben aufs Spiel gesetzt?
    Aliana fühlte sich betrogen. Dann ermahnte sie sich streng, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Die flüchtige Erinnerung an die Toten auf dem

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